Die Ferien sind vorbei und seit dieser Woche wird an den Schulen in Baden-Württemberg wieder gepaukt. Doch wie gut sind die Stockacher Schulen auf das neue Schuljahr vorbereitet? Gibt es genug Lehrer und reicht der Platz für die vielen Schüler überhaupt aus? Wir haben bei Nellenburg-Gymnasium, Schulverbund Nellenburg, Grundschule und Berufsschulzentrum nachgefragt.

An der Grundschule sind die ersten Wochen herausfordernd

An der Grundschule in Stockach werden dieses Schuljahr rund 400 Kinder unterrichtet. 95 kommen neu in die erste Klasse. Bis auf die zweite Klassenstufe, die fünfzügig angeboten wird, sind es vier Klassen pro Stufe. Und dafür braucht es Lehrer. Schulleiterin Sonja Hartmann sagt: „Wir sind vom Schulamt gut mit Lehrern versorgt worden.“ Sie betont aber auch, dass es schon eng wird, wenn es zu Krankmeldungen kommt. „Mein Vorgänger hat immer gesagt: Es ist ohne Netz und doppelten Boden.“

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Hinzu komme, dass die Klassen recht groß sind. „Es sind immer zwischen 25 und 27 Schüler“, so Hartmann. Besonders in der ersten Klasse brauche es anfangs eine Menge Kraft und Zeit, um die Kinder an den Schulalltag zu gewöhnen – vor allem in den ersten sechs Schulwochen.

„Wir freuen uns, wenn das Zwischengebäude fertig ist, wir haben aber auch so genug Platz“, sagt Sonja Hartmann. Leiterin der Grundschule ...
„Wir freuen uns, wenn das Zwischengebäude fertig ist, wir haben aber auch so genug Platz“, sagt Sonja Hartmann. Leiterin der Grundschule Stockach | Bild: Jasmin Blum

Viele Kinder seien bereits früh in die flimmernde Medienwelt eingeführt worden. Die Lehrer träten dazu in Konkurrenz, was für sie nicht immer einfach sei. Zudem gebe es einige Kinder, die Deutsch als Zweitsprache lernen. „Da macht es schon einen Unterschied, ob in einer Klasse 17 oder 25 Kinder sind“, verdeutlicht Hartmann.

Von Platzproblemen hingegen könne aktuell nicht die Rede sein – und das, obwohl das Zwischengebäude, das schon im Sommer hätte fertig werden sollen, doch etwas länger braucht. „Uns steht aktuell noch das Gebäude 3 zur Verfügung“, so Hartmann. Dadurch gebe es noch mehr Klassenzimmer. „Wir freuen uns, wenn das Zwischengebäude fertig ist, wir haben aber auch so genug Platz.“

Angespannte Raumlage am Gymnasium

Enger geht es am Nellenburg-Gymnasium zu. Laut Schulleiter Holger Seitz sei die Raumlage vor allem am Vormittag eher angespannt. Zwar habe jede Klasse ihren eigenen Klassenraum, aber zusätzliche Räume für Sonderprojekte fehlen. „Das ist nicht ideal für das pädagogische Arbeiten“, so Seitz. Rund 940 Schüler gehen dort in diesem Jahr zur Schule, 83 beginnen als Fünftklässler.

Die Lehrer-Versorgung sei am Nellenburg-Gymnasium in Ordnung. Ein Ausfall müsse in diesem Jahr kompensiert werden. Wenn man das frühzeitig wisse, sei es aber meist kein Problem, über das Schulamt eine geeignete Vertretung zu finden.

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Anders sei das bei kurzfristiger Krankheit. „Da ist die Vertretung im Zweifel keine Fachkraft“, so Seitz. Zudem sei das eine zusätzliche Belastung für die Lehrer. Um diese zu minimieren, würde sich Seitz eine 110- bis 120-prozentige Lehrerbesetzung wünschen. Dafür fehle es dem Land aber an Geld. Schwierig sei es, Fachlehrer zu finden. So werde das Fach Latein aktuell mit einem Vertretungslehrer besetzt, den sich das Stockacher Gymnasium mit einer anderen Schule teilt.

Holger Seitz, Schulleiter des Nellenburg-Gymnasiums: „Gymnasien sind mit Lehrern tendenziell besser versorgt als andere Schulen, wie ...
Holger Seitz, Schulleiter des Nellenburg-Gymnasiums: „Gymnasien sind mit Lehrern tendenziell besser versorgt als andere Schulen, wie etwa Grundschulen.“ | Bild: Mario Wössner

Womit die Schule in diesem Jahr zudem umgehen muss, ist der Umstieg vom alten auf das neue G9 – also das Gymnasium in neun Jahren. Denn damit gehen auch in Stockach Änderungen einher, obwohl die Schule schon vorher G9 hatte. So gilt das neue G9 für die fünften und sechsten Klassen, die höheren Stufen bleiben beim alten System. Eine Änderung, die sich daraus ergibt, ist, dass nun bereits die Sechstklässler in die zweite Fremdsprache starten und gleichzeitig die Siebtklässler im alten System.

Gute Lehrerversorgung am Berufsschulzentrum

„Wir sind gut ins neue Schuljahr gestartet“, sagt Saskia Metzler, Leiterin des Berufsschulzentrums in Stockach. Zur Lehrerversorgung sagt sie: „Wir sind mit einer Versorgung von 100 Prozent ins Schuljahr gestartet. Das hatten wir noch nie.“ 65 Lehrer unterrichten die rund 550 Schüler, einige davon seien allerdings in Teilzeit beschäftigt. Auch Metzler sagt, dass eine Lehrerversorgung von 105 Prozent ideal wäre, um etwaige Ausfälle optimal ausgleichen zu können. Sie sei dennoch zufrieden.

Saskia Metzler, Schulleiterin des Berufsschulzentrums sagt: „Wir sind mit einer Versorgung von 100 Prozent ins Schuljahr gestartet. Das ...
Saskia Metzler, Schulleiterin des Berufsschulzentrums sagt: „Wir sind mit einer Versorgung von 100 Prozent ins Schuljahr gestartet. Das hatten wir noch nie.“ | Bild: Marinovic, Laura

Anders sieht das mit dem Raumangebot aus. „Wir bräuchten schon etwas mehr Platz“, sagt sie. Da es an der Schule einige Schüler mit Förderbedarf gebe, würde sich Metzler über einen Förderraum für Inklusion freuen. Aktuell würden dafür Lehrerarbeits- oder Besprechungsräume genutzt, das sei aber nicht ideal. Dass die Schüler sehr unterschiedlich sind, sei eine Herausforderung. „Wir haben in einer Klasse einen 15-Jährigen mit Hauptschulabschluss neben einem 23-jährigen Studienabbrecher sitzen.“

Zudem gebe es immer mehr Schüler, die unter Depressionen oder Angstzuständen leiden. Da sei es schwer, jedem gerecht zu werden. Wünschenswert wäre laut Metzler deshalb, wenn es mehr Schulsozialarbeiter gebe.

Viele Lehrer, aber zu wenig Raum am Schulverbund Nellenburg

Über eine etwas mehr als 100-prozentige Lehrerversorgung kann sich Beate Clot, Leiterin des Schulverbunds Nellenburg, freuen. 73 Lehrkräfte seien dort in diesem Jahr eingestellt, die die rund 790 Schüler – etwa 140 haben dort neu als Fünftklässler angefangen – unterrichten und begleiten. Doch Clot betont auch: „Wir haben hier keine Lehrer, die nichts zu tun haben.“ Und trotz der generell guten Versorgung sei es in den Fächern Biologie und Technik etwas knapp.

„Ein paar mehr Räume wären super. Alles, was wir haben, brauchen wir auch“, sagt Beate Clot, Leiterin des Schulverbunds Nellenburg.
„Ein paar mehr Räume wären super. Alles, was wir haben, brauchen wir auch“, sagt Beate Clot, Leiterin des Schulverbunds Nellenburg. | Bild: Thomas Niedermueller

Knapp ist an der Schule auch das Raumangebot. „Ein paar mehr Räume wären super. Alles, was wir haben, brauchen wir auch“, so Clot. Ähnlich wie das BSZ wünscht sich die Schulleiterin mehr Raum für Inklusion. Denn unter dem Dach des Schulverbunds sind nicht nur Real- und Hauptschule vereint, sondern es gebe auch eine Vorbereitungsklasse sowie Schüler mit Sprachförderungsbedarf.

Eine Herausforderung werde dieses Schuljahr die Umsetzung neuer Reformen sein, die das Kultusministerium vergangenes Schuljahr herausgegeben hat. Als ein Beispiel nennt Clot das Mentoring. Bei diesem sprächen die Lehrer mit den Schülern darüber, wie sie am besten lernen können. Im gleichen Zuge sei das Fach BNT (Biologie, Naturphänomene, Technik) abgeschafft worden.

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Dadurch hätten sich die Bildungspläne verändert. „Da sind einige Baustellen, die man beachten muss – und das neben dem Tagesgeschäft und den Dingen, die wir uns als Schule vorgenommen haben“, sagt die Schulleiterin.