In der Goethestraße sind große Veränderungen geplant – und es zeichnet sich Ärger ab. Denn was im Bebauungsplan festgeschrieben werden soll und was ein Investor auf dem Grundstück des Telekom-Gebäudes plant, ruft Unmut bei Anwohnern hervor. Die Vorgeschichte (siehe Kasten) dauert schon ein paar Jahre. Nun konkretisieren sich die Pläne, und vor allem die möglichen Höhen der Gebäude alarmieren die Anwohner.
Dies wurde in der jüngsten Sitzung des Planungsausschusses des Gemeinderats deutlich, in der es wieder um den Bebauungsplanentwurf für die Goethestraße ging. Architekt Philipp Grath stellte dabei die Pläne für das Telekom-Areal unter dem Titel „Stadttor Stockach„ vor. Geplant sind zwei Gebäude, die auf einem gemeinsamen zweigeschossigen Sockel entlang der Goethestraße stehen sollen: Eines davon bezeichnete Grath selbst als „Turm“. Es soll als Landmarke am Linde-Kreisel dienen.

Die mögliche Höhe im jetzigen Bebauungsplanentwurf beträgt laut Harald Schweikl vom Stadtbauamt 23,5 Meter über Straßenniveau. Laut Grath liegt die Straße tiefer als der Fußboden des Erdgeschosses, sodass man die geplanten Stockwerke nur knapp unterbringen könne. Ab dem Fußboden des Erdgeschosses habe sein Büro 22,7 Meter Höhe berechnet. Sieben Stockwerke sind geplant.
Telekom-Gebäude muss erhalten bleiben, wird aber kleiner
Außerdem soll entlang der Straße ein fünfstöckiges Gebäude entstehen. In den unteren zwei Stockwerken soll Gewerbe unterkommen, darüber Wohnungen. Im hinteren Bereich des Grundstücks sind Gebäude mit Wohnungen geplant, die durch die vorderen Bauten vom Straßenlärm abgeschirmt werden sollen. Der Kern des Telekom-Gebäudes müsse stehen bleiben, weil es darin sehr viel Technik und dafür einen langfristigen Mietvertrag gebe, so Grath. Doch das Dach soll begrünt werden. Die zweigeschossigen Teile des Telekom-Gebäudes in Richtung Straße würde man für die Neubauten abbrechen, sagte Wiebke Weidner vom Architekturbüro Grath auf Anfrage.

Ein Gegner der Größe dieser Pläne ist Rainer Vollmer, der direkt neben dem Telekom-Areal wohnt. Er betont: „Das ist kein Privatthema von mir.“ Alle Anwohner an der Goethe- und der dahinter liegenden Schillerstaße seien dagegen, dass in diesem Ausmaß gebaut werde, sagt er. Es habe mehrere Eingaben und eine Unterschriftensammlung gegeben. Ihn ärgere zwar, dass so ein großer Klotz neben sein Haus kommen soll. Doch er ist sich auch sicher: „Das ist nicht gut für Stockach.“ Und in seinen Worten schwingt Skepsis gegenüber dem Investor Betz und Weber aus Ravensburg mit. Ein Grund dafür seien Querelen rund um ein Bauvorhaben in Markdorf, sagt Vollmer.

Geschäftsführer des Investors hält an der siebenstöckigen Landmarke fest
Alexander Weber, einer der Geschäftsführer, sagt zu diesem Thema: „Wir bauen immer, was wir genehmigt bekommen. Alles andere macht uns angreifbar.“ Kritik an seinen Vorhaben ist für ihn nicht ungewöhnlich, lässt er durchblicken. Oftmals sei es aber so, dass auch die Gegner nach der Fertigstellung sagen, es sei schöner geworden als erwartet. Er lädt die Kritiker ein, bereits fertige Projekte seines Unternehmens zu besuchen. An der siebenstöckigen Landmarke wolle er jedenfalls festhalten: „Das ist unser Entwurf, und der ergibt städtebaulich Sinn.“ So argumentierte auch Architekt Grath. Aus allen drei Richtungen schaue man dorthin: „Es wäre schade um die Chance, die man da vertut.“ Auch Bürgermeister Rainer Stolz warb für das städtebauliche Ziel. Und er wies darauf hin, dass der Gesetzgeber die Innenverdichtung vorschreibe.

Die Höhe des Turmes war eine Frage, an der sich auch die Diskussion im Gremium entzündete. Unter anderem erneuerte Roland Fiedler (Freie Wähler), selbst Architekt, seinen Vorschlag vom Februar, alle Gebäude ein Stockwerk niedriger zu bauen. Die geplante Höhe sei nicht zuträglich für die umliegenden Villen, auf die man auch viel Wert gelegt habe.
Stolz antwortete, dass nur an einem Punkt eine Höhe von 23,5 Metern über Straßenniveau erlaubt sei. Zudem sei der Bebauungsplan auch dafür da, dass viele Bereiche nicht bebaut werden, auf denen man sonst bauen dürfte: „Der Bebauungsplan ist aus meiner Sicht stimmig.“ Und er betonte, dass noch nichts fixiert sei. Eine erneute öffentliche Auslegung ergebe Sinn. Zwölf Ausschussmitglieder stimmten dem zu. Michael Junginger (CDU), Roland Fiedler und Jürgen Kempter (beide Freie Wähler) verweigerten ihre Zustimmung zur erneuten Offenlage dieses Planentwurfs, Udo Pelkner (Freie Wähler) enthielt sich.