Ein milder Morgen Mitte November. Auf dem Autobahnparkplatz Nellenburg an der A 98 bei Stockach fällt der Zeiger auf 9 Uhr. Die Polizeibeamten Olaf Lück und Werner Diesch bauen gerade eine Geschwindigkeitsmessanlage neben der Leitplanke auf. Hier werden sie heute rund vier Stunden lang prüfen, ob sich die vorbeifahrenden Auto- und Lastwagenfahrer an die vorgeschriebene Geschwindigkeit halten.

Etwa zwei Kilometer vor dem Parkplatz weisen Schilder auf die Kontrolle hin sowie auf die erlaubte Geschwindigkeit von 100 Stundenkilometer für Autos und 60 Stundenkilometer für Lastwagen und Busse. Die Verkehrspolizei führt die Kontrollen auf der A 98 stets mit Kollegen des Bundesamts für Güterverkehr (BAG) durch, die Lastwagen auf ihre Mautabgaben kontrollieren. Dazu winkt ein BAG-Beamte Lastwagen von der Abbiegespur auf den Parkplatz. Um dies zu erleichtern und auch um die Sicherheit für die Beamten des BAG zu erhöhen, werde die Höchstgeschwindigkeit rund zwei Kilometer vor dem Parkplatz reduziert. „Es ist also für jeden Fahrer klar ersichtlich, wie schnell er fahren darf und dass hier kontrolliert wird“, sagt Olaf Lück, Polizeihauptmeister der Verkehrspolizeidirektion Sigmaringen. „Uns geht es bei den Kontrollen nicht darum, die Autofahrer abzukassieren, sondern darum, den Verkehr sicherer zu machen.“ Sie setzen damit das erklärte Ziel der Landesregierung durch, „das Geschwindigkeitsniveau dauerhaft zu reduzieren und Unfälle zu vermeiden“.

Um genau das zu tun, hat er gerade mit seinem Kollegen Werner Diesch zwei grüne Kästen neben der Leitplanke an der Autobahn aufgestellt. In dem einen grünen Kasten befindet sich die Kamera und in dem anderen der Blitz. "Die Kamera kann mit einem Laser bis auf eine Entfernung von 75 Metern ein einzelnes Fahrzeug erfassen und ab 50 Metern die genaue Geschwindigkeit", erklärt Lück. Der Laser erkenne dabei Fahrzeuge auf beiden Fahrstreifen. "Hat die Messanlage eine zu hohe Geschwindigkeit bemerkt, ermittelt sie einen optimalen Zeitpunkt für ein Foto."

Sobald dieser Zeitpunkt erreicht sei, komme der Blitz ins Spiel. Das Bild, das später in der Post von so manchem Autofahrer landet, zeigt somit in den meisten Fällen nicht den genauen Zeitpunkt der Geschwindigkeitsüberschreitung, sondern wurde in der Regel etwas später aufgenommen. Und solche Bilder werden an diesem Morgen einige erstellt. Kaum ist die Anlage installiert und mit dem Laptop im Wagen daneben verbunden, laufen die ersten Daten ein.

Die Polizeibeamten Olaf Lück und Werner Diesch (von links) von der Verkehrspolizei Sigmaringen kontrollieren auf einem Laptop die Daten ...
Die Polizeibeamten Olaf Lück und Werner Diesch (von links) von der Verkehrspolizei Sigmaringen kontrollieren auf einem Laptop die Daten der Geschwindigkeitsmessanlage. | Bild: Sebastian Schlenker

Das Programm zeigt nach jedem "Klick" des Blitzes ein Bild des Autos sowie die gemessene Geschwindigkeit an. Hier sieht Olaf Lück anhand des Kennzeichens auch, aus welchem Land das entsprechende Fahrzeug kommt. Ist ein ausländisches Fahrzeug dabei, kommt Albert Rechner ins Spiel. Der Hauptkommissar steht mit seinem Polizeiauto knapp sieben Kilometer nach dem Parkplatz in einer Behelfsausfahrt an der Autobahn 98.

Taucht auf dem Bildschirm ein Fahrzeug mit ausländischem Kennzeichen auf, gibt Lück seinem Kollegen Rechner per Funk Bescheid, welches Fahrzeug er verfolgen und dann anhalten soll. Denn kassieren die Beamten ausländische Fahrer nicht direkt auf deutschem Boden ab, haben sie meist keine Handhabe, das Geld beim Fahrer in seinem Heimatland einzufordern. Besonders im Grenzgebiet zur Schweiz wie auch hier an der A 98 komme es häufig vor, dass sie Autos verfolgen müssten, sagt Lück.

Sie erledigten dabei die Arbeit der Bußgeldstelle, da deren Mitarbeiter selbst nicht vor Ort seien. Dafür bekommt die Bußgeldstelle die Daten aller Fahrer mit deutschem Kennzeichen. Nach der Kontrolle exportiere er alle Daten verschlüsselt auf eine SD-Karte und schicke diese zur zentralen Bußgeldstelle beim Regierungspräsidium in Karlsruhe, sagt Lück. Dort werde dann geprüft, wer der Fahrzeughalter ist und ob es derjenige auf dem Bild sei. Nach der Prüfung erwartet den entsprechenden Fahrer dann die meist unerfreuliche Post.

Für Lück und seinen Kollegen Diesch ist die Arbeit auf den Autobahnen und Landesstraßen zur Kontrolle der Geschwindigkeit unerlässlich für einen sicheren Verkehr. "Wenn wir nicht kontrollieren würden, würde sich doch bald keiner mehr an die Vorgaben halten", sagt Lück. Dass es wichtig sei, zu kontrollieren, zeigten auch die Zahlen. Bei vier Kontrollen vom Nellenburg-Parkplatz aus im Herbst waren von 100 Fahrern im Schnitt rund 12 Prozent zu schnell unterwegs.

"Die erlaubte Geschwindigkeit und auch der Hinweis auf die Kontrolle sind groß und deutlich zu sehen. Und trotzdem fahren immer noch so viele zu schnell durch unsere Messanlage", sagt Diesch. Das bestätige ihn darin, dass es wichtig sei, regelmäßig zu kontrollieren.

Viele Verstöße

Bei Kontrollen im Herbst vom Parkplatz Nellenburg aus, wurden an vier Tagen insgesamt rund 6200 Fahrzeuge kontrolliert. Davon waren insgesamt 730 Fahrer zu schnell unterwegs. 495 davon waren bis zu 20 Stundenkilometer zu schnell, 153 sind bis zu 40 Stundenkilometer zu schnell als die erlaubten 100 Stundenkilometer gefahren und 82 waren sogar mehr als 40 Stundenkilometer schneller als erlaubt unterwegs. Diese Fahrer erwartet ein einmonatiges Fahrverbot. Der schnellste Fahrer wurde mit 227 Stundenkilometer gemessen. Hier werden 600 Euro fällig und der Führerschein muss in der Regel für drei Monate abgegeben werden.