Wo Volksfest und Vergnügen unter freiem Himmel die erste Hälfte des Schweizer Feiertags prägten, ging das Stockacher Stadtfest im Bürgerhaus Adler Post zu Ende. Am Sonntagabend sorgte beim Kleinkunstabend der Kabarettist Bernd Kohlhepp mit einem Programm aus seiner Reihe Hämmerle TV für schallendes Gelächter beim Publikum. Und beim Kindertheater am Montag wurde der Stockacher Nachwuchs Zeuge, wie Superschaf Arnold seine Herde vor einem Wolf rettete.
Wer bin ich? Wie geht das eigentlich? Wo kriegt man das billiger? Das waren die existentiell wichtigen Fragen des Kommödianten Bernd Kohlhepp, der in Person des Herrn Hämmerle in die schwäbische Lebensart einführte und damit im Bürgerhaus Lachsalven zündete. Von der ersten bis zur letzten Minute pflegte der sympathische Schwabe mit der guten Beobachtungsgabe eine heiter lebendige Interaktion mit dem Publikum, das sich permanent ausschüttete vor Lachen. Kohlhepp ist charmant, liebenswert und setzt genial gute Pointen. Er sang, rockte den Saal und ließ weit mehr als nur die Fußspitzen wippen.

Hämmerle, ein kleiner Spießer aus Sindelfingen, ist begierig darauf, die neue Welt zu entdecken. Im Fokus steht der Umgang des kleinen, in die Jahre gekommenen Mannes mit Saug-Roboter, Schrittzähler, Übersetzungsprogramm und Co. Herrn Hämmerles Kühlschrank ist inkontinent, und sein alter Toaster kann das Brot nicht mehr halten.
Das Publikum johlte, klatschte, lachte Tränen. Und dann gab es auch noch die Frau Schwertfeger mit ihrem Thermomix, die sich im Internet verirrte und Walnüsse knackte. Herrn Hämmerles Vorwerk-Staubsauger ist noch „ein echtes Beuteltier“. Mit ihm war er schon im Rapsfeld. „Da hat der gelbe Sack noch eine ganz andere Bedeutung gehabt“.
Lustig drangenommen wurden immer wieder die Gäste aus der ersten Reihe. „Die Karten haben wir geschenkt bekommen. Wenn ich hätte wählen dürfen, hätte ich mir vielleicht die fünfte Reihe ausgesucht“, schwäbelt vergnügt eine Besucherin.
Schwerer Lyrik über den Klarapfel folgte über zungenbrecherisch rasant und witzig nacherzählter Fernseh-Soap noch eine Prise Poetry Slam mit philosophischem Tiefgang: „Reif wirst du, wenn du anfängst aufzuhören. Alt wirst du, wenn du aufhörst anzufangen.“ Am Ende tosender Beifall. „Es ist wunderbar, dass ihr da wart. Aber wenn ihr geht, ist es mir auch recht.“
Kinder lernen das Superschaf kennen
Im Foyer des Bürgerhauses Adler-Post herrschte am Montag freudige Aufregung: Knapp 90 Stockacher Kindergartenkinder waren mit ihren Erzieherinnen da, um das Stück „Arnold – Retter der Schafheit“ nach dem gleichnamigen Kinderbuch von Gundi Herget und Nikolai Renger anzusehen. Eine gute Stunde lang beobachteten sie gebannt, was Sonka Müller vom Theater Patati-Patata aus Reutlingen auf der Bühne präsentierte. Die Bürgerstiftung Stockach hatte diese Aufführung durch ihre Spende ermöglicht.
Das Figuren- und Erzähltheater in der Welt der Wolle faszinierte durch ideenreiche Requisiten. Die Schauspielerin, die zugleich Erzählerin, Puppenspielerin, Sängerin und Kulissenschieberin war, schaffte es von Beginn an, die jungen Gäste zu beeindrucken. Ihre Ausstattung mit Wolljacke, Arm- und Beinstulpen setzte sie immer wieder ein. Ihre Arme und Schienbeine wurden zu Körperteilen von Arnold, dem ganz besonderen Schaf. Ihre Jacke entpuppte sich als Unterschlupf für seinen neuen Freund, die Ratte.
Arnold bestand eigentlich nur aus wolligem Kopf und Wollsträngen für die Gliedmaßen. Wenn er sich bewegte, verband sie seine Füße mit ihren Schuhen und die Zuschauer nahmen eine ganze Figur wahr. Opapapa Schafbock Böck hatte sogar nur einen zerzausten Kopf auf einem Holzstab. Unglaublich, wie es Sonka Müller gelang, das Herdenoberhaupt darzustellen.
Weil nach Meinung des Schafbocks alle Schafe Wolle brauchen, arbeiteten alle Tiere seiner Herde in seiner Wollfabrik „Zur schönen Socke“. Doch Arnold hatte keine Lust auf Wollknäule wickeln, er wollte berühmt werden. Als Sportschaf träumte er von Weltmeisterschaften und Olympiade.
Als ein Wolf die Herde bedrohte, kam Arnolds große Stunde. Mutig und mit einer List setzte er sich gegen den Eindringling zur Wehr und zeigte, dass er tatsächlich ein echtes Superschaf war.
Zur Person
Bernd Kohlhepp, geboren 1962 und als schwäbischer Kabarettist bekannt, wurde in Zofingen in der Schweiz geboren. Mit zwei Jahren zog er nach Tübingen. Laut offiziellem Lebenslauf begann sein wirkliches Leben, als er mit dem Theater in Berührung kam. Neben dem Kabarett machte er Kinderlieder und Geschichten. Herr Hämmerle begleitet ihn seit 1998. Sechs Programme mit ihm hat er gespielt. 2015 erhielt er den Hauptpreis des baden-württembergischen Kleinkunstpreises. (eph)