Das frühere Gebäude der Firma Dandler hat einen neuen Besitzer. Käufer der markanten Immobilie am Stockacher Ortseingang aus Richtung Ludwigshafen ist Dominic Seliger, Inhaber eines Autoteilehandels, der den Kauf gegenüber dem SÜDKURIER bestätigte. Zum Preis machte er keine Angaben. Allerdings berichtete er über konkrete Pläne.
Er möchte Unternehmen in Miete ansiedeln. Interessenten gebe es schon, allerdings noch keine Vertragsabschlüsse, sagt Seliger, weshalb er auch keine Angaben zu möglichen Mietern macht. Doch er fügt hinzu: "Wir wollen eine Firma haben, die sich dort präsentieren kann." Schließlich gibt es im Erdgeschoss eine Schaufensterfront, in der bis zur Auflösung im Jahr 2016 die Firma Dandler ihre Waren präsentierte.
Sein eigenes Unternehmen werde allerdings am jetzigen Sitz im Industriegebiet Hardt bleiben, so Seliger. Bis zum Verkauf sei der frühere Firmensitz im Besitz der Familie Dandler gewesen, erklärt Friedrich Dandler, der zuletzt das Familienunternehmen wieder geleitet hatte.
Nach dessen Ende war in dem Gebäude am Hermannsberg das Unternehmen Schwarzwald Elemente mit Sitz in Lahr Mieter gewesen. Im Jahr 2016 hatte die Firma Schwarzwald-Eisen aus Lahr von Dandler den Geschäftsbereich Bauelemente für Türen und Tore übernommen. Dafür wurde laut Firmenangaben dann das Unternehmen Schwarzwald Elemente gegründet, das seinen Sitz ebenfalls in Lahr hat.
Als die Perspektive, ob und wie lange Schwarzwald Elemente noch im Dandler-Gebäude bleiben könnte, im Zuge der Verkaufsbemühungen immer unsicherer wurde, habe man nach einem anderen Quartier gesucht, erklärt Alexander Zimmerer, Geschäftsführer von Schwarzwald Elemente. Bereits seit April sei die Stockacher Abteilung daher in ein frei werdendes Anwesen im Gewerbegebiet Himmelreich umgezogen.
Am Hermannsberg werden Kunden inzwischen nur noch an die neue Adresse verwiesen. Zimmerer gibt im Gespräch auch zu verstehen, dass das bisherige Gebäude für seine Zwecke eigentlich deutlich zu groß war: "Wir haben nur fünf Prozent der Fläche genutzt." Die Immobilie selbst zu kaufen, sei daher für sein Unternehmen auch nicht in Frage gekommen.
In Bezug auf die weitere Nutzung des Gebäudes hat der Planungsausschuss des Gemeinderats in seiner jüngsten Sitzung bereits eine klare Empfehlung ausgesprochen. Einzelhandel mit einem sogenannten innenstadtrelevanten Sortiment soll von der Fläche ferngehalten werden. Daher hat sich das Gremium einstimmig dafür ausgesprochen, den Bebauungsplan Hintere Walke, der an dieser Stelle gilt, neu aufzustellen.
Denn der bestehende und bisher geltende Bebauungsplan, der die Fläche als Industriegebiet mit Einschränkungen ausweist, wurde bereits 1974 rechtskräftig, wie aus der Sitzungsvorlage hervorgeht. Laut der damals geltenden Version der Baunutzungsverordnung von 1968 waren in einem Industriegebiet "Gewerbebetriebe aller Art" zulässig (Paragraf 9) – also auch Einkaufszentren und Verbrauchermärkte, außer sie dienen vorwiegend der übergemeindlichen Versorgung (Paragraf 11). Da dies nicht mehr den aktuellen Zielen der Raumordnung entspreche, heißt es in der Sitzungsvorlage, seien Kommunen gehalten, Bebauungspläne auf die neue Rechtsgrundlage umzustellen.
In Stockach steht im Hintergrund das Einzelhandelskonzept aus dem Jahr 1994, das 2008 fortgeschrieben wurde, wie es ebenfalls in der Vorlage heißt. Zum innenstadtrelevanten Sortiment gehören beispielsweise Bekleidung und Lebensmittel, erklärte Harald Schweikl vom städtischen Baurechtsamt in der Sitzung. Händler, die solche Waren anbieten, sollen sich nicht außerhalb der Innenstadt ansiedeln. Lediglich der Bestand bleibe geschützt, außer er werde aufgegeben.
Bürgermeister Rainer Stolz sagte in der Sitzung zu den Absichten der Verwaltung: "Wir wollen verhindern, dass Einzelhandel kommt, der nicht ins Konzept passt." Eine solche Neuplanung würde ihn zwar in der Vermarktung einschränken, sagt Dominic Seliger dazu. Doch bei Vertragsabschluss habe sich bereits angedeutet, dass sich die Vorschriften an dieser Stelle ändern werden.
Das Gebiet solle aber planungsrechtlich ein eingeschränktes Industriegebiet bleiben, nicht zum Gewerbegebiet werden, sagte Stolz in der Sitzung. Dies hat beispielsweise Auswirkungen auf Lärmbelastungen, die von dortigen Betrieben ausgehen dürfen. Die Entscheidung über den Bebauungsplan liegt beim Gemeinderat. Angekündigt wird diese für Mittwoch, 4. Juli.
Unternehmen und Einzelhandel
- Das Unternehmen: Das Stockacher Traditionsunternehmen Dandler hatte seine Anfänge 1822 als Eisenwarenhandlung und war seither immer im Familienbesitz. Im Jahr 2016 wurde es nach fast 200-jähriger Geschichte aufgelöst, weil sich keine tragfähige Nachfolgeregelung finden ließ, wie das Unternehmen damals mitteilte. Im Zusammenhang mit dem Ende des Unternehmens, das Friedrich Dandler ab 2015 auch wieder selbst leitete, legte er Wert darauf, dass die Auflösung keine wirtschaftlichen Ursachen habe. Die Schweizer Firma Beo-Garden hatte damals den Gartenmöbel-Großhandel mit den Rechten an der Marke Acamp übernommen. Die Abteilung Bauelemente (Türen und Tore) ging an Schwarzwald-Eisen mit Sitz in Lahr.
- Das Einzelhandelskonzept: Ein Einzelhandelskonzept gibt es in Stockach schon seit dem Jahr 1994. Derzeit maßgeblich ist aber die Fortschreibung des Konzepts, das auf einem Gutachten der Beratungsfirma Cima vom November 2008 beruht und im Dezember 2008 beschlossen wurde. Darin wurden auch Warengruppen aufgezählt, die nur in der Innenstadt angeboten werden sollen. Dazu gehören laut einem SÜDKURIER-Bericht von damals beispielsweise Nahrungsmittel, Tabakwaren, Schreibwaren, Arzneimittel und Unterhaltungselektronik. Dies wird als zentrenrelevantes Sortiment bezeichnet. Außerhalb der Innenstadt dürfen demnach beispielsweise Campingartikel, Fahrräder, Möbel, Bau- und Heimwerkerbedarf und Elektrogroßgeräte verkauft werden. (eph)