Singen – Zu einem Jubiläum gehört auch der Blick zurück, in diesem Fall zu den Anfängen des Fördervereins im Jahr 1999, der den Anlass zur damaligen Gründung erklärt: Vor 25 Jahren drohte die Streichung öffentlicher Finanzmittel für den Sozialpsychiatrischen Dienst. Zudem war damals die Finanzausstattung der ergänzenden Versorgungsangebote unzureichend. So entwickelten Werner Neidig als Kreis-Geschäftsführer der AWO (Arbeiterwohlfahrt), Reinhard Zedler als leitender Mitarbeiter und Claudia Rehling von der AWO Ortsverein Singen gemeinsam die Idee eines Fördervereins. Ziel war es, die wichtige Arbeit der sozialpsychiatrischen Angebote im nord-westlichen Landkreis Konstanz finanziell zu unterstützen und zu stabilisieren, sowie die Öffentlichkeit mit Veranstaltungen und Fachvorträgen immer wieder für die Themen der Sozialpsychiatrie zu sensibilisieren.
Heute blickt der Förderverein Sozialpsychiatrie nord-westlicher Landkreis Konstanz e.V. auf 25 Jahre erfolgreiche Arbeit zurück, denn die damaligen Ziele zum Erhalt der Sozialpsychiatrischen Dienste und deren anschließenden kontinuierlichen Ausbaus sind erreicht worden. In den vergangenen 25 Jahren sammelte der Förderverein dafür insgesamt mehr als 300.000 Euro ein. Der Dank gehe an die vielen Spender und nicht zuletzt auch an die Mitglieder des Fördervereins, derzeit etwa 100 an der Zahl, für deren Einsatz und die vielen erfolgreichen Initiativen, wie die zum Gespräch anwesenden Starthelfer von damals, Werner Neidig und Rienhard Zendler, gerne erklären. Neue Mitglieder des Fördervereins sind herzlich willkommen, wobei der jährliche Mitgliedsbeitrag für natürliche Personen 30 Euro (für juristische Personen, Vereine und ähnliches 60 Euro) beträgt. Mehr Infos unter fsp.singen@web.de.
Trotzdem laufe die Arbeit der Sozialpsychiatrischen Dienste meist unter dem Radar der öffentlichen Wahrnehmung ab, wie Franziska Doderer, die Vorsitzende des Fördervereins, berichtet. Über den psychischen Erkrankungen liege noch immer ein Tabu, weil sie bis heute mit Scham besetzt seien. Auch aus Singen gibt es dazu ein berühmtes Beispiel: Walter Fröhlich, mit Künstlernamen Wafrö, litt selbst unter einer psychischen Krankheit. Nicht zuletzt deshalb unterstützte auch er als Mitglied und später Vorstand den FSP.
Psychisch kranke Menschen benötigten Hilfe und Begleitung und dies nicht nur während einer akuten Krankheitssituation sondern auch danach, wie Franziska Doderer voller Überzeugung ergänzt. Genau da setzt die Sozialpsychiatrie an, etwa mit der unabhängigen Anlaufstelle für psychisch kranke oder belastete Menschen, die sich in einer Krise befinden oder nach der Entlassung aus einer psychiatrischen Klinik Unterstützung suchen. Auch die Hilfe bei alltäglichen Dingen, wie etwa bei Behördengängen oder Arztterminen gehört dazu. Die Beratung ist kostenlos – auch für betroffene Angehörige. Ergänzend dazu bietet die AWO die Soziotherapie an, langfristige Unterstützungsmaßnahmen für chronisch kranke Menschen, die vom Facharzt verschrieben und von der Krankenkasse bezahlt wird. Sie dient dazu, stationäre Klinikaufenthalte zu vermeiden und dass die Betroffenen den Umgang mit den Symptomen ihrer Krankheit erlernen.
Wohngruppen bieten einen unterstützenden, strukturierten Rahmen für denjenigen, die aufgrund ihrer psychischen Probleme vorübergehend nicht alleine leben können. Der Sozialpsychiatrische Dienst der AWO bietet auch Hilfeleistungen für Menschen an, die zwar selbstständig leben, aber Unterstützung und Förderung im Alltag benötigen. Zu den sozialpsychiatrischen Angeboten zählt auch die Tagesstätte auf dem Heinrich-Weber-Platz in Singen als Treffpunkt für diejenigen, die sich zum Beispiel einsam oder mit ihren Problemen überfordert fühlen. Dort finden Betroffene immer ein offenes Ohr. „Skipsy“ liegt dem Förderverein Sozialpsychiatrie nord-westlicher Landkreis Konstanz e.V (FSP) ganz besonders am Herzen, denn sie rief dieses Projekt im Jahr 2006 als erste in Deutschland ins Leben und bietet heute – die AWO fungiert als Rechtsträger – Kindern und Jugendlichen aus dem Raum Singen, Radolfzell, Hegau und Höri mit einem psychisch erkrankten Elternteil Hilfe und Unterstützung an. „Skipsy“ ist ein Leuchtturmprojekt, das ähnlichen Projekten bundesweit als Vorbild dient.