Die Familienberaterinnen gibt es seit zehn Jahren und sind aus den Kitas in Singen nicht mehr wegzudenken. Das wird klar, wenn sie erzählen, wann und wie sie helfen. Dorothea Helder erinnert sich an eine Mutter, deren Mann tödlich verunglückt war und die kein Deutsch sprach. Für den Schriftverkehr war der Mann zuständig. „Die Frau kam mit Tüten voller Zettel“, erzählt Helder. Sie mussten sich erst einmal einen Überblick verschaffen. Sabine Skowronek berichtet von einem Fall von häuslicher Gewalt, der ihr besonders nahe ging: „Zu wissen, dass die Frau wieder nach Hause geht, war schwer zu ertragen.“ Die Frau habe dann aber irgendwann die Polizei gerufen und den ersten Schritt raus aus der Gewalt gemacht. Susanne Huber erzählt von Trennungsfällen, nach denen Frauen mit ihren Kindern einfach keine Wohnung finden, weil der Wohnungsmarkt so angespannt ist. Alle Beteiligten seien dann in einer unerträglichen Situation gefangen.

Sie sind für die Eltern da

Die drei Beraterinnen, die Wert darauf legen, dass sie auch für ihre Kolleginnen sprechen, bringen ihre Aufgaben mit einem Satz auf den Punkt: „Die Erzieherinnen sind für die Kinder da, wir für die Eltern.“ Die Arbeit beruht auf drei Säulen: Beratung der Eltern, Elternbildung und Netzwerkarbeit. Den ersten Kontakt nehmen die Beraterinnen oft schon bei der Anmeldung in der Kita auf. Auch morgens sind sie vor Ort, wenn die Eltern die Kinder bringen. Sie haben ein freundliches Wort, schaffen Vertrauen und erfahren so, wo der Schuh drückt.

Einfach mal reden hilft

„Vielen Eltern hilft es auch, einfach mal zu reden“, berichtet Susanne Huber. Die Zusammenarbeit und der Austausch mit den Kita-Leitungen und Erzieherinnen sei sehr gut. Das Kita-Personal kann sich die Einrichtung ohne die Beraterinnen nicht mehr vorstellen. Die Erzieherinnen sprechen die Beraterin an, wenn sie glauben, dass eine Familie Hilfe braucht. Die Beraterinnen unterliegen aber der Schweigepflicht. Die Eltern wissen, dass das, was sie erzählen, nicht nach außen dringt.

Eltern kommen aus allen Schichten

Die Eltern, die Hilfe brauchen, kommen aus allen Schichten. Die Themen sind genauso vielfältig wie die Menschen. „Es gibt nichts, was es nicht gibt“, sagt Sabine Skowronek. Es geht um die Kosten für den Kita-Platz, um einen Deutschkurs oder um eine psychologische Beratung. Das machen die Familienberaterinnen nicht selbst, sie vermitteln an Fachleute. „Manchmal ist es, wie wenn man die Büchse der Pandora öffnet“, erklärt Helder. Oft kommen viele ausstehende Rechnungen und Schulden zutage. Die Beraterinnen schauen, was zuerst gemacht werden muss und begleiten ihre Klienten zu den ersten Beratungsterminen. Dolmetscher helfen bei Sprachbarrieren.

Vernetzt mit Beratungsstellen

Die Vernetzung mit den Beratungsstellen und Ämtern, wie dem Jobcenter oder den Dorfhelferinnen, sei dabei von zentraler Bedeutung. Die Frauen sind Expertinnen darin zu wissen, wo man welche Hilfe bekommt. Einmal im Monat treffen sich die Beraterinnen zum Austausch. Außerdem helfen sie den Eltern, zum Beispiel mit Elterncafés, sich kennenzulernen und gegenseitig zu unterstützen.

Das könnte Sie auch interessieren

Und was sind die Erfolgsmomente? „Wenn die Eltern Vertrauen haben“, sagt Sabine Skowronek. „Wenn zum Beispiel Eltern einer Flüchtlingsfamilie eine Ausbildung absolviert und eine Wohnung gefunden haben“, erklärt Susanne Huber. Wenn Eltern weg von Hartz IV in Arbeit gebracht würden, so Dorothea Helder. Oder wenn eine Mutter extra vorbeikommt, sich bedankt oder in gebrochenem Deutsch sagt: „Ich liebe Sie.“

Das könnte Sie auch interessieren