Im Eingangsbereich haben die Mitarbeiterinnen des Müllabfuhr-Zweckverbandes (MZV) zwei Rollen gelber Säcke auf einen Tisch gelegt. Eine Frau kommt vorbei, greift sich wortlos die beiden Rollen und geht wieder. Eine Sache von Sekunden. Und genauso schnell werden wieder zwei Rollen auf den Tisch gelegt.
Gelbe Säcke wurden eingeführt, um den Verpackungsmüll getrennt vom Restmüll einzusammeln. Denn die Verpackungen beinhalten wertvolle Rohstoffe, die nach einer Aufbereitung wieder verwertet werden können. Wer verpackte Waren einkauft, bezahlt die Entsorgung gleich mit. Doch viele Bürger ärgern sich über die immer schlechter werdende Qualität der gelben Säcke. Schon beim Abrollen kann es vorkommen, dass die dünne Folie gerissen ist oder an der Sollbruchstelle einreißt. Da hilft oft nur ein zweiter oder dritter Sack. Soweit die Situation in den Haushalten.
Müll aus gerissenen Säcken wird überall verstreut
An den Straßenrändern geht das Ärgernis am Vorabend des Abholtages gleich weiter. Eine kräftige Windböe reicht aus, um die Säcke durcheinander zu wirbeln. Ganz zu schweigen von nachtaktiven Tieren, die sich auf der Suche nach Nahrung über die Säcke hermachen und deren Inhalt verstreuen.
Die Mitgliedsgemeinden des Müllabfuhr-Zweckverbandes haben sich deshalb die Frage gestellt, wie man das Problem lösen kann. Die Idee einer gelben Tonne, wie sie bereits in anderen Kommunen umgesetzt wird, wurde in den Gemeinderäten von Rielasingen-Worblingen, Gailingen, Engen, Gottmadingen und Hilzingen diskutiert und für gut befunden. Dort haben sich Bürger, denen die Säcke schon lange nicht mehr gefallen, auf eigene Kosten eine gelbe Tonne gekauft.
So wie die Gottmadinger Gemeinderätin Piratheepa Thileepan (FWG). Seit zwei Jahren hat sie die Tonne. Vor der entsprechenden Abstimmung im Gottmadinger Rat schilderte sie schon vor Wochen, wie praktisch der Sammelbehälter für sie ist. Im Grundsatz hatten ihr auch andere Räte wie Bernhard Gassner oder Kirsten Graf (beide SPD/UL) beigepflichtet. Bedenken äußerten sie damals jedoch, wie das System in Mehrfamilienhäusern oder bei größeren Familien funktionieren soll.
Wohin mit größeren Verpackungsmengen?
Das Thema Menge beschäftigte nun auch den Gailinger Bürgermeister Thomas Auer. Er fragte in der MZV-Vorstandssitzung, wie man mit größeren Verpackungsmengen umgehen solle, wenn man zum Beispiel eine neue Küche bekomme. Doch dafür gibt es auf dem Betriebshof in Rielasingen die Möglichkeit, Verpackungsmaterial abzugeben, wurde erklärt.
Der MZV verfolgt nun das Ziel, die gelbe Tonne flächendeckend in seinen Gemeinden einzuführen. Denn im Vorstand kennt man den Ärger der Bürger über die schlechte Qualität der gelben Säcke. „Es ist eine böse Sauerei, wenn der Inhalt sich auf die Straßen verteilt“, bestätigte Baumert. Deshalb verkauft der Verband jetzt schon gelbe Tonnen für 60 Euro an die Bürger.
Einige Bürger wollten nicht warten
„Die Nachfrage ist riesengroß“, so Baumert. „In 14 Tagen ist unser Lager leergeräumt. Mittlerweile sind 800 gelbe Tonnen im Umlauf und 160 Container mit einem Fassungsvermögen von 1100 Litern.“ Dabei sei die Beschaffung und der Weiterverkauf der Gefäße ein Entgegenkommen des Verbandes.
Eigentlich wäre das die Aufgabe des Systembetreibers Belland Vision, der für die Weiterverarbeitung der Wertstoffe verantwortlich ist. Als eines der zehn deutschlandweit agierenden Unternehmen hatte Belland Vision die Ausschreibung zur Entsorgung des Verpackungsmülls gewonnen.
Der Umstieg von den gelben Plastiksäcken auf feste Tonnen bedeute für das Unternehmen eine hohe Investition, erklärt der neue MZV-Geschäftsführer Martin Zimanky. Das Unternehmen müsste alle Haushalte mit gelben Tonnen versorgen. „Beim MZV sind wir für 49.000 Menschen zuständig“, erklärt Geschäftsführer Martin Zimanky. „Und die Beschaffung der Tonnen ist teuer.“ Einen konkreten Termin für den Umstieg will er nicht versprechen. „Wir warten auf Rückmeldung von Belland“, sagt er.
Künftig gilt: Entweder oder
Man berate sich mit einem Rechtsanwalt, der auch die Stadtwerke Singen in der Sache vertrete. Die planen demnach ebenfalls einen Systemwechsel. Dabei gehe es um schwierige Vertragsverhandlungen. Der Systembetreiber habe ein Jahr lang die Möglichkeit zu widersprechen. „Sobald wir die Freigabe für die gelbe Tonne haben, bekommen wir keine gelben Säcke mehr“, erklärte Ralf Baumert.
Dass die Tonnen nicht bei allen Bürgern willkommen sind, ist den Verbandsmitgliedern auch bewusst. Nicht überall ist auf Grundstücken oder in Häusern Platz für ein weiteres Müllgefäß. Und je nach Einkaufsverhalten der Bürger können die Mengen an Verpackungsmüll außerdem sehr unterschiedlich ausfallen.