Um einen zweiten Sitz im Gemeinderat zu gewinnen, könne die SPD zwar nur eine kleine, aber „junge, dynamische und ganz tolle Liste“ anbieten, meinte Christian Baranowski, der selbst auf Listenplatz zwei antritt, bei der Nominierungsveranstaltung im Rathaus.
Man werde nun gemeinsam ein Wahlprogramm erarbeiten, wobei man einiges aus dem von der Wahl 2019 übernehmen könne – wie etwa bezahlbarer Wohnraum, Natur und Umweltschutz, ein einheitliches Verkehrskonzept mit Tempo 30 in allen Nebenstraßen oder Verbesserungen im öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV).
Aber auch Angebote für junge Menschen und das Flüchtlingsthema wolle die SPD mehr in den Blick nehmen. Schwerpunkte für ihn selbst neben dem ÖPNV seien, wie man die Interessen von Gemüsebau und Einwohnern und Neubürgern unter einen Hut bekomme, sagte der 42-jährige Diplominformatiker, der Sanierungsstau bei der Infrastruktur, wie zum Beispiel bei Schloss Königsegg, und generell, auch bei einer angespannten Haushaltslage Lösungen zu finden.
Angeführt wird die SPD-Liste von Sandra Graßl-Caluk, die seit 2014 allein die Partei im Gemeinderat vertritt. Als Bewohnerin des Lindenbühls vertrete sie zum einen das Festland, sagte die 45-jährige gelernte Zahntechnikerin. „Das kommt immer ein bisschen zu kurz“, meinte sie. Aber sie sei auf der Insel aufgewachsen und habe daher auch die Insel im Blick. Und ein Schwerpunktthema sei für sie Familie.
- Die Listenstruktur: Die SPD kann zwar nur elf von 14 möglichen Listenplätzen besetzen. Doch sie bietet in mehrfacher Hinsicht eine ausgewogene Liste an. Das berufliche Spektrum ist recht groß trotz der kleinen Zahl. Das Alter reicht von 28 bis 69 Jahren, wobei nur drei der elf Bewerber über 50 sind, also eine insgesamt eher junge Liste. Der Anteil an Frauen ist mit fünf fast gleich wie der der Männer. Sieben Kandidaten wohnen auf der Insel, vier im Lindenbühl. Aus der Waldsiedlung stammt niemand. Auf der Liste stehen sowohl gebürtige Reichenauer wie Leute, die schon lang in der Gemeinde leben, und auch manche, die erst ein paar Jahre hier sind. Nicht alle sind SPD-Mitglied.
- Die weiteren Bewerber: Stefanie Baier ist schon mehrfach für die SPD angetreten. Die 46-Jährige wohnt seit 1997 auf der Insel und ist seit drei Jahren Besitzerin des Geschäfts Inselboutique Moden Stöffler. Wichtig seien ihr vor allem ein vernünftiges Verkehrskonzept mit mehr Tempo 30, bezahlbarer Wohnraum, damit Kinder von Familien hier wohnen bleiben können, und ein günstiger ÖPNV für Schüler.
Clemens Wolf ist gebürtiger Reichenauer, Gastronom und bekannt als Wirt des Lokals Bütezettel. Wichtig sei ihm zum einen die Zukunft des Juze, da sollte die Gemeinde etwas tun, sagte der 41-Jährige. Aber er bekomme von Gästen auch mit, was diese bewege, etwa das Schloss Königsegg oder der Yachthafen.
Mandy Wiswedel lebt erst seit fünf Jahren im Lindenbühl und engagiert sich seitdem im Elternbeirat der Grundschule Waldsiedlung. Sie kam aus Sachsen-Anhalt. Als Sozialpädagogin seien ihr soziale Themen wichtig, wie etwa Kinderbetreuungszeiten, die zu den Bedürfnissen der Eltern passen, so die 43-Jährige.
Ralf Rosbach ist ebenfalls schon mehrfach für die Reichenauer SPD angetreten. Der 59-jährige Einzelhandelskaufmann stammt aus Aachen, lebt aber seit 27 Jahren im Lindenbühl. Rosbach ist im Zentrum für Psychiatrie Direktor für Pflege und Teilhabe und zudem einer der Geschäftsführer des Inklusionsbetriebs Indigo, der die Markthalle im Gewerbegebiet Göldern betreibt. Seine Schwerpunkte seien zum einen die seit Jahren provisorisch geregelte Kreuzung beim Bahnhof, wo im Sommer wieder chaotische Verhältnisse zu erwarten seien, und der Bereich Soziales. So etwa die ambulante Versorgung von Senioren, die zu Hause wohnen bleiben wollen, aber auch die Kinderbetreuung, wo mitunter die Bürokratie die Einstellung von Personal erschwere.
Franziska Roge kommt eigentlich aus Wollmatingen und hat den Reichenauer Mike Roge geheiratet, der ebenfalls für die SPD kandidiert. Die 28-Jährige ist gelernte Schreinerin und studiert aktuell fürs Lehramt an Grundschulen. Sie sei als Nichte des Konstanzer SPD-Urgesteins Jürgen Puchta schon lang mit der Partei verbunden. Sie sei bereits engagiert in der Jugendarbeit und auch das Thema Bildung sei ihr wichtig.
Patrick Bruns ist 31 Jahre und Diplominformatiker. Er ist im Vorstand des SPD-Ortsvereins, wohnt auf der Insel und arbeitet in der Schweiz.
Sonja Acker ist Verkäuferin, 58 Jahre, kommt eigentlich aus Litzelstetten und lebt seit 21 Jahren auf der Reichenau. Auch ihr ist die Jugendarbeit wichtig.
Mike Roge ist 28 Jahre und Sonnenschutzmechatroniker. Er ist teilweise auf der Reichenau aufgewachsen und lebt auf der Insel. Seine Themen seien ebenfalls Jugend, wo die Gemeinde definitiv zu wenig mache, sowie bezahlbarer Wohnraum und Verkehrsberuhigung.
Erst in der Versammlung meldete sich Peter Ohlemacher für den elften Listenplatz. Der 69-Jährige war früher Reichenauer SPD-Vorsitzender, ist pensionierter Realschullehrer und Schulleiter und wohnt im Lindenbühl. Ihm sei zum einen wichtig, dass die musikschaffenden Vereine wieder ein Probelokal bekommen und zudem die Kreuzung beim Bahnhof. Mit der vorliegenden Entwurfsplanung der Neubauleitung Singen sei er nicht einverstanden. Es brauche dort nicht eine Verlegung des Radwegs von der Nord- an die Südseite der Gemeindeverbindungsstraße, sondern vielmehr einen zusätzlichen Radweg an der Südseite, meinte Ohlemacher. - Glückwünsche aus Allensbach: Alle Bewerber wurden von den acht anwesenden Mitgliedern einstimmig gewählt. Der Vorsitzende Christian Baranowski meinte, es bestehe noch die Möglichkeit der Nachnominierung auf einer kurzfristig einberufenen Mitgliederversammlung. Als Versammlungsleiter fungierte der Allensbacher SPD-Vorsitzende Tobias Volz, der selbst keine Liste zur Wahl aufstellen konnte. Es gebe in Reichenau interessante SPD-Kandidaten, meinte Volz. Auch die Altersmischung sei gut. „Ich kann nur gratulieren.“ Er warb zudem mit Blick auf die Kreispolitik für einen Schulterschluss zwischen den SPD-Ortsvereinen Reichenau, Allensbach und Dettingen.