Selma Burnukara

Trotz grau bewölktem Himmel und nicht ganz so hohen Temperaturen, aber zum Glück trockener Witterung, war auch in diesem Jahr die Open-Air-Veranstaltung Early Bird auf der Insel Reichenau ein voller Erfolg. Gleich zu Beginn um 18 Uhr hatten sich schon mehr Zuschauer auf dem Gelände des Jachthafens eingefunden als noch im vergangenen Jahr. Die Stimmung war sehr gut. Und wie immer waren auch dieses Mal mindestens drei Generationen im Publikum vertreten.

Rikas aus Stuttgart hatten ein breitgefächertes Musikrepertoire mit dem sie ihr Publikum beim Early Bird Konzert auf der Insel Reichenau ...
Rikas aus Stuttgart hatten ein breitgefächertes Musikrepertoire mit dem sie ihr Publikum beim Early Bird Konzert auf der Insel Reichenau fingen, denn es war für jede Altersklasse was dabei.

Die Allerkleinsten amüsierten sich auf dem Spielplatz, die etwas älteren Kinder und Jugendlichen hatten es sich auf der Wiese vor der Bühne und rund um das Areal gemütlich gemacht. Man saß auf Bänken und mitgebrachten Hockern oder stand an den Tischen rund um die Cocktailbar. Eine prächtige Atmosphäre. Etliche ehrenamtliche Helfer hatten alle Hände voll zu tun. Ob es die Lichteffekte waren, die Bedienung des Mischpults oder die einzelnen Verkaufsstände. Die Warteschlangen vor Getränke- und Essenverkauf blieben bis zum Ende des Konzerts kurz nach 23 Uhr sehr lang, so dass hier mit Sicherheit gute Einnahmen zu verzeichnen sind. Jedenfalls war zumindest alles Essbare zu später zu Stunde ausverkauft. Auch der Verkauf von Eintrittsbändeln und T-Shirts verlief augenscheinlich sehr gut. Da die Veranstaltung kostenlos ist, sind die Macher auf diese freiwilligen Spenden des Publikums angewiesen. Das ist echtes Bürgerengagement für die heimische Gemeinschaft.

Den Start des Open Airs machte die Konstanzer Formation B31, deren Musikstil sich eindeutig aus den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts rekrutiert. Einflüsse von psychodelischen Rockbands wie Pink Floyd oder Allan Parsons Project sind nicht zu überhören. Aber auch Reggae-Rhythmen sind der Band nicht fremd. Die Gruppe B31 zeichnet sich auch dadurch aus, dass sie sowohl deutsche als auch englische Stücke in ihrem Repertoire hat. Dabei ist die Stimme von Sänger Homayoun sehr stark, die Qualität der musikalischen Leistung aller Bandmitglieder hoch. Leider hatte die Band die undankbare Aufgabe, das Open-Air-Festival zu eröffnen.

Das Trio mit dem etwas sperrigen Bandnamen Duck Duck Grey Duck aus Genf spielte feinen Bluesrock und hatte das Publikum durch alle ...
Das Trio mit dem etwas sperrigen Bandnamen Duck Duck Grey Duck aus Genf spielte feinen Bluesrock und hatte das Publikum durch alle Generationen hinweg auf seiner Seite.

Und wie bereits in den vergangenen Jahren kamen die Reichenauer Zuschauer zu diesem Zeitpunkt noch nicht so richtig in Fahrt, obwohl zumindest die älteren Generationen sich von diesem Musikstil durchaus angesprochen fühlten. Daher war der Wunsch der Zuschauer nach einer Zugabe, wenn auch nicht sehr lautstark, so doch gut hörbar.

Auch bei Rikas, einer Gruppe aus der Landeshauptstadt Stuttgart, die schon als Vorgruppe von Bilderbuch aufgetreten ist, gab es selbstverständlich Wünsche nach der Zugabe. Auf den Plakaten von Early Bird wurde die Band mit dem Attribut Indie-Musik beworben. Tatsächlich hat sie auf eine sehr angenehme Weise ein eher weites Musikfeld beackert. So waren mittel- und südamerikanische Klänge genauso vorhanden, wie auch Stücke, die an Gruppen aus den 1960er Jahren wie zum Beispiel die Beach Boys erinnerten. Von den musikalischen und sängerischen Qualitäten her schenken sich alle vier Acts des Konzertabends nicht viel, denn sie erfüllen alle hohe Ansprüche.

Beeindruckend: Der Schlagzeuger von Mozes and the Firstborn.
Beeindruckend: Der Schlagzeuger von Mozes and the Firstborn.

Dann kam eine Band mit dem etwas sperrigen Namen Duck Duck Grey Duck aus Genf auf die Bühne. Die drei Herren hatten sich den Bluesrock auf die Fahnen geschrieben und schafften es, die Zuschauer etwas aus der Reserve zu locken. Die Headliner des Abends aber haben sich ganz dem Grunge verschrieben. Entsprechend war auch ihr Auftreten, extrovertiert und vielleicht auch mit Allüren. Aber ihre Musik machte das allemal wett. Zumindest die Jüngere Generation war begeistert und auch die Akteuere auf der Bühne verausgabten sich.

Das Early Bird Konzert auf der Insel Reichenau scheint zu einer kleinen, aber sehr feinen Institution in Sachen Open-Air zu mausern. Es sicherlich bald auch unter den angesagten Bands kein Geheimtipp mehr.

 

Das Open Air

Seit 2014 veranstalten drei junge Reichenauer, Jeremias Blum, Patrick Eiermann und Tobias Leonards, das Early Bird Konzert und haben hierfür eine Gesellschaft des bürgerlichen Rechts (kurz: GbR) gegründet. Da die Veranstaltung auf freiwillige Spenden der Besucher vertraut, geht die GbR finanzielles Risiko ein. Dieses wird durch die hervorragende Bandauswahl gut kompensiert, denn kaum ein Zuschauer lehnt den Kauf eines Bändels oder T-Shirts ab. Bei den Konzerten wird auf Durchmischung der Stile geachtet.