Gerald Jarausch

Laut der Corona-Verordnung dürfen bis zum 10. Januar bis auf einige Ausnahmen nur noch Lebensmittelgeschäfte geöffnet bleiben. Auch die Beschicker des Radolfzeller Wochenmarktes können weiterhin ihre Waren anbieten. Jeweils mittwochs und samstags sind sie mit ihren Produkten auf dem Markplatz. Im Gespräch mit dem SÜDKURIER haben sie über ihre Lage Auskunft gegeben. Offenbar gehören sie zu denjenigen, die tendenziell eher von der Ausnahmesituation profitieren.

Jürgen Schiedl ist froh, mit seinem Stand überhaupt verkaufen zu können.
Jürgen Schiedl ist froh, mit seinem Stand überhaupt verkaufen zu können. | Bild: Jarausch, Gerald

„Wir haben keine geringeren Umsätze“, erläutert Jürgen Schiedl, der mit einem Obst- und Gemüsestand auf dem Markt steht. „Wir sind froh, dass wir überhaupt verkaufen können“, sagt er. Das stabile Geschäft führt Schiedl auf die größere Nachfrage, beziehungsweise den erhöhten Bedarf in den Haushalten zurück: „Aktuell muss mehr zu Hause gekocht werden. Das ist uns zugute gekommen.“ Gleichzeitig macht er sich ein wenig Sorgen, dass der geschlossene Einzelhandel sich auf Kundenfrequenz und Nachfrage auf dem Wochenmarkt negativ auswirken könnte: „Ich hoffe, dass der Markt weiterhin ein Treffpunkt bleibt. Da können sich die Menschen dann wenigstens einmal sehen“, sagt Jürgen Schiedl.

Martin Lafar geht davon aus, dass die Infektionsgefahr auf Wochenmärkten geringer ist als in Lebensmittelgeschäften.
Martin Lafar geht davon aus, dass die Infektionsgefahr auf Wochenmärkten geringer ist als in Lebensmittelgeschäften. | Bild: Jarausch, Gerald

Ähnlich schätzt Martin Lafar aus Öhningen die Lage ein, dessen Obst- und Gemüsestand am Mittwoch und Samstag in Radolfzell anzutreffen ist: „Der Wochenmarkt hatte Zulauf, weil hier die Infektionsgefahr nicht so groß ist wie in den Lebensmittelmärkten“, vermutet er. Das laufende Geschäftsjahr bezeichnet er als „o.k.“. Auch er geht davon aus, dass sich die Schließung der Einzelhandelsgeschäfte in der Stadt bemerkbar machen werde: „Für uns ist es nicht gut, dass die Geschäfte schließen müssen.“

Allerdings ließ sich am Mittwoch, dem ersten Tag der neuen Regelungen, noch kein echter Effekt ablesen. Für die Marktbeschicker ist der Mund-Nasen-Schutz mittlerweile kaum noch ein Problem. „Inzwischen haben wir uns daran gewöhnt. Wenn man körperlich arbeiten muss, merkt man es aber schon“, erklärt Martin Lafar. Generell hielten sich die Radolfzeller sehr diszipliniert an die Maskenpflicht.

Immanuel Hinz lobt die Disziplin der Kunden bei der Einhaltung der Corona-Regeln.
Immanuel Hinz lobt die Disziplin der Kunden bei der Einhaltung der Corona-Regeln. | Bild: Jarausch, Gerald

Das bestätigt Immanuel Hinz aus Pfullendorf an seinem Kräuterstand: „Die Kunden halten sich sehr daran.“ Nur hin und wieder müsse er einzelne Personen erinnern, den nötigen Abstand einzuhalten. Sein Geschäftsjahr sei sehr gemischt verlaufen. Insbesondere, weil seine festen Märkte, die über mehrere Tage andauern, um Zuge der Corona-Krise praktisch allesamt abgesagt wurden. Viele seiner Kollegen gingen deshalb vor die Hunde, sagt Hinz. „Als Wochenmarkt-Beschickter bin ich sehr zufrieden“, erklärt er weiter. „Ich bin sehr dankbar, dass wir nicht schließen mussten“, sagt Immanuel Hinz.

Andre Fürst bereitet die Schließung der Geschäfte in der Stadt Sorgen.
Andre Fürst bereitet die Schließung der Geschäfte in der Stadt Sorgen. | Bild: Jarausch, Gerald

Vergleichbare Erfahrungen hat Andrea Fürst aus Iznang mit ihrem Obst-und Gemüsestand gemacht: „Wir hatten Glück, dass wir nicht zumachen mussten.“ Aus ihrer Sicht hat sich der Ansturm der Kunden jedoch auf das Frühjahr beschränkt. „Da wollten alle raus und jeder war froh, einkaufen zu können“, erinnert sie sich. „Jetzt macht das aber keinen Unterschied mehr.“ Mit Sorge blickt sie auf die Schließung der Einzelhandelsgeschäfte in der Stadt: „Ich befürchte, dass dann weniger Menschen auf den Markt gehen. Schließlich ist das immer ein Zusammenspiel von Geschäften, Arbeitnehmern und auch uns“, führt Andrea Fürst aus.