Gerald Jarausch

Mit Hennes Bender – oder heißt der nicht Hermes Bender, Hannes Binder? – ach egal – hat am Freitagabend einer der wohl bekanntesten deutschen Stand-up-Comediens das Publikum im Radolfzeller Milchwerk unterhalten. Als Wiederholungstäter beim Kabarett-Winter in Radolfzell wusste der 48-Jährige aber längst, auf was er sich eingelassen hat. Das Eis, sollte es denn überhaupt eins gegeben haben, brach der 1,62 große, oder besser gesagt, kleine Hennes Bender mit ein paar selbstironischen Sprüchen über seine Körpergröße und direkte Fragen an einzelne Besucher in den vorderen Reihen des Kleinen Saales im Milchwerk.

Die Größe der Räumlichkeit spielte Bender in die Hände, denn auch wenn der gebürtige Bochumer des Öfteren im Fernsehen zu sehen ist, sind die Bühne, der überschaubare Besucherraum und die Publikumsnähe genau das, was er für seine Art der Unterhaltung benötigt. Über den Abend gewann der Zuschauer den Eindruck, dem kleinen Wirbelwind auf der Bühne nur einen Spielball zuwerfen zu müssen, ein Stichwort, auf dem seine nächste Pointe fußte. Beste Stand-up-Comedy im eigentlichen Sinn, jene amerikanische Spielart der humorvollen Unterhaltung. Die wenigen Informationen, die Bender gleich zu Beginn seines Programms von den Besuchern einsammelte, wanderten denn auch immer wieder ganz unvermittelt in die Erzählungen ein, die er während seines rund zweieinhalb Stunden langen Programms wort- und gestenreich vermittelte.

Requisiten sind bei Hennes Bender eher Mangelware. Einzig ein R2D2- förmiger Koffer aus seiner Lieblings-Filmsaga Star Wars und ein pinkfarbener Dildo mit dem merkwürdigen Namen Butch Cassidy wanderten einmal kurzzeitig durch seine Hände. Alles andere war reines Mundwerk. Und davon hatte der kleine und laute, aber nicht kleinlaute Comedian viel zu bieten. In erster Linie waren es Geschichten und Erlebnisse aus dem Leben, die Hennes Bender zum Besten gab. Und die taugten tatsächlich für einen unterhaltsamen Abend. Da verzieh der Zuschauer sogar die etwas quietschige und hohe Stimmlage, die der Zappelphillip auf der Bühne immer dann erreichte, wenn er sich in Rage redete. Nicht umsonst wird Bender von Kollegen gerne als das „HB-Männchen“ der Branche bezeichnet. Er selbst jedoch sieht nach mehr als 20 Jahren auf den Kleinkunstbühnen Deutschlands erste Anzeichen seines voranschreitenden Alters. Immerhin attestiert dem 48-Jährigen ein klinischer Untersuchungsbericht, den er mitgebracht hatte, dass er sich selbständig ausziehen könne. Was den munter wirbelnden Bender vermutlich mehr trifft als die medizinische Diagnose eines adipösen Habitus, wie der Bericht weiter Auskunft gibt.

Diese Art der selbstironischen Reflexion macht Hennes Bender zu einem wahrlich sympathischen Unterhalter, dem der Zuschauer es gerne verzeiht, dass er, trotz des Oberbegriffes Kabarett, die Politik den ganzen Abend lang außen vor ließ.


Die Veranstaltungen

Der Radolfzeller Kabarett-Winter im Milchwerk bietet in den nächsten Wochen noch mehrfach die Möglichkeit der amüsanten Unterhaltung: Am Freitag, 5. Februar, kommt René Sydow, eine Woche später haben Fabian Schläper und Iris Kuhn ihren Auftritt. Am Freitag, 26. Februar, wird Knacki Deuser zu Gast sein, bevor am Mittwoch, 9. März, Bernhard Hoecker im Großen Saal des Milchwerks auftreten wird. Am Freitag, 11. März, sorgt Martin Zingsheim für Unterhaltung und mit Betty O. endet am Freitag, 18. März, die diesjährige Reihe des Radolfzeller Kabarett-Winters. (ja)