Die Gemeinden Mühlingen und Hohenfels gehen mit großen Schritten der Umsetzung der seit gut einem Jahr laufenden Biotopverbundplanung entgegen. Nach mehreren Informationsveranstaltungen und Terminen vor Ort in den Gemeinden gab nun Biotopverbundmanager Sven Gebhardt bei einer Ortsbegehung an der Schwackenreuter Seenplan Einblicke in die dortigen Arbeiten des Landschaftserhaltungsverband Konstanz (LEVKN).
Denn hier hatten zuletzt alle Besitzer von Grundstücken die Möglichkeit zur Beteiligung über die Internetseite des LEVKN. Diese Beteiligung ist nun abgeschlossen und die eingegangenen Hinweise und Wünsche werden nun in den Planungen des Biotopverbundes berücksichtigt.
Gemeinden stellen Grundstücke zur Verfügung
In dieser Planung sollen für ausgesuchte vorhandene Tierarten Trittsteine geschaffen werden. Für Arten, die man gerne sesshaft machen würde, würden sogar Gebiete gerodet und verändert – wie im Falle der jüngsten Arbeiten an der Schwackenreuter Seenplatte, so Gebhardt. Als Vorreiter sind hier nun die beiden oben genannten Gemeinden selbst an den Start gegangen. Sie haben hierfür Gemeindegrundstücke an der Seenplatte zur Verfügung gestellt.
Auf Nachfrage des SÜDKURIER beschreibt der Hohenfelser Bürgermeister Florian Zindeler die Zusammenarbeit mit dem LEVKN im Rahmen der Biotopverbundplanung als „sehr gut und ergebnisorientiert“. Die Gemeinde Hohenfels versuche beim Biotopverbund, ökologische Maßnahmen nicht nur zu planen, sondern auch umzusetzen.
Seenplatte ist Brut- und Lebensraum für viele Tierarten
Dafür wurde der Managementplan für das Naturschutzgebiet „Ablach, Baggerseen und Waltere Moor“ aus dem Jahr 2018 vom Planungsbüro Planstadt Senner aus Überlingen zu Grund gelegt. Sven Gebhardt zeigte als Verantwortlicher bei einer Ortsbegehung wie die jüngsten Veränderungen an den Seen geplant sind.

Demnach musste der Damm zwischen See 9 und 8 entbuscht, also gerodet werden. Denn die Schwackenreuter Seenplatte entwickelt sich laut Gebhardt seit rund 30 Jahren in ein Naturschutzgebiet, in welchem sich nicht nur zunehmend Pflanzen und Bäume entwickelten, sondern auch viele Tierarten die Seen als Brut- und Lebensraum nutzten.
Da die nach 30 Jahren mittlerweile stattlichen Bäume die Dammbereiche zwischen den Seen stark verschattet hätten, wolle man nun durch deren Entnahme und eine weitere Entbuschung Bereiche entwickeln, die wieder Raum für andere Pflanzengesellschaften und auch Lebensräume für weitere Tierarten bieten sollen.
Gezielte Beweidung zwischen Seen 9 und 10
Im zweiten Schritt wolle der LEVKN die rund vier Hektar große Fläche, welche die Verbindung der Seen 10 und 9 an der Wasserscheide und der Seen 9 und 8 über den zwischenliegenden Damm betrifft, gezielt durch Beweidung in ihrer Pflanzenvielfalt stärken, so Gebhardt.
Die Fläche, so seine Einschätzung, werde sich durch die gezielte Beweidung gemeinsam mit den veränderten Lichtverhältnissen weiterentwickeln. Damit überhaupt Tiere hier ganzjährig gehalten werden können, wurde eine wolfssichere, feste und stromführende Zaunanlage installiert. Innerhalb der abgezäunten Fläche könne nun eine gemischte Herde bestehend aus Ziegen und Schafen in Begleitung von zwei Herdenschutzhunden weiden, so Gebhardt.
Badeverbot für Menschen und Hunde
Die Randbereiche des Dammes zum Wasser hin sollen allerdings ohne Zaun bleiben. Denn Schafe und Ziegen würden ebenso wie die Herdenschutzhunde ins Wasser gehen. Für Menschen und Hunde ist das Baden dort jedoch verboten. Einzig der Biber, der dort schon viele Jahre lebt, soll weiterhin ungehindert seine Bahnen im Wasser von See 9 drehen können. Lediglich in See 6 erlaubt die Gemeinde Mühlingen das Baden.
Sven Gebhardt freute sich sehr, dass sich durch die Beweidung im Bereich des Dammes ein auenwaldartiger Ersatzlebensraum am Gewässerrand mit Seggen und weiteren Arten entwickeln kann. Auf dem Damm selbst liegt seiner Ansicht nach die Hoffnung auf ein sich entwickelndes Grünland, das vielleicht sogar dem Kiebitz Brutmöglichkeiten eröffnen könnte, wie er im Gespräch mit dem SÜDKURIER anmerkte.

Beim Rungang um den See, wurde zudem schnell klar, dass auch der Bereich nahe der Wasserscheide nun keinen Durchgang mehr für Spaziergänger zu den Biberdämmen auf dem Damm erlaubt.
Denn auch hier ist der gleiche stromführende Zaun aufgebaut worden, um die zwischen See 9 und 10 vorkommenden Neophyten, also nicht-heimische Pflanzen wie das drüsige Springkraut, dessen ursprüngliche Heimat das westliche Himalajagebiet ist, oder die kanadische Goldrute, welche aus den USA und dem südlichen Kanada stammt, zurückzudrängen und den standorttypischen einheimischen Pflanzen wieder eine Heimat zu geben, so Gebhardt.