Die Anspannung wächst. Zwischen Lernzetteln und Schulbüchern bereiten sich die Schüler des ersten Post-Corona-Jahrgangs auf die Abiturklausuren vor. Die ersten Prüfungen rücken schnell näher, schon ab dem 19. April wird auch in Konstanzer Schulen Abitur geschrieben.
Dieses Schuljahr werden sich ungefähr 375 Schüler aus den Konstanzer Gymnasien und der Gemeinschaftsschule Gebhard den Abiturklausuren stellen, kündigt Patrick Hartleitner, der geschäftsführende Schulleiter der Konstanzer Gymnasien, an.
Zu ihnen gehören Helena Heinrichs, Eva Nagel und Joachim Soos, von der Geschwister-Scholl-Schule. Sie berichten von ihrer Oberstufenzeit während Corona. Auch wenn in dieser Zeit kein Lockdown stattfand, gab es trotzdem einige Maßnahmen, die den normalen Schulalltag auf den Kopf stellten.
Wie haben die Schüler und Lehrer die Zeit vor dem Abi empfunden?
„Es war ein anderes Schulleben“, findet Helena Heinrichs. Pausenzeiten, Sitzplätze und Oberstufenräume wurden getrennt. Exkursionen wurden abgesagt und das Lüften im 15-Minuten-Takt angesagt, auch im Winter. Dazu kam die Maskenpflicht im Schulgebäude und die Testpflicht, die die Zehn-Minuten-Pausen einnahm.

Die einzige Maßnahme, über die die drei froh waren, war: Es wurde die Pflicht außer Kraft gesetzt, in der Oberstufe drei Präsentationen zur gleichwertigen Feststellung von Schülerleistungen (GfS) zu halten. Ansonsten waren die drei nicht glücklich über die Maßnahmen, die den Abiturjahrgang 2023 während der Oberstufe begleitet haben.
„Es fühlt sich immer noch so an, als wären wir drei Parallelklassen und keine Stufe“ findet Joachim Soos. Eva Nagel schiebt hinterher: „Der Spalt zwischen den Jahrgängen elf und zwölf ist auch durch Corona entstanden.“

Der früher herrschende Zusammenhalt verschiedener Schüler und Jahrgängen sei verloren gegangen, berichten sie. „Es war aber nicht nur für die Schüler schwierig“ sagt Eva Nagel, „die psychische Belastung hat ziemlich zugenommen, auch bei den Lehrern.“
„Die Corona-Pandemie hat natürlich deutliche Spuren bei den Schülern hinterlassen“, sagt Patrick Hartleitner. „Diese bewegen sich aber in einem breiten Spektrum, von psychosozialen Aspekten bis hin zu Versäumnissen im Lernstoff. Dies ist auch noch bei den Eingangsjahrgängen am Gymnasium zu spüren und wird auch noch in kommenden Jahren so sein.“

„Die Schulen versuchen, sich dieser Thematiken so gut wie möglich anzunehmen, und nehmen diverse Unterstützungsprogramme wie das vom Kultusministerium aufgelegte ‚Lernen mit Rückenwind‘ in Anspruch“, berichtet Patrick Hartleitner.
Mit welchen Gefühlen gehen sie in die Prüfungen? Was macht ihnen Angst, Was gibt ihnen Hoffnung?
Alles in allem fühlen sich die drei GSS-Schüler gut für ihre Abiturklausuren gerüstet. „Aber wir kennen es ja auch nicht anders“, stellt Eva Nagel fest. „Die Lehrer haben ihr Bestes getan, um uns gut vorzubereiten“, sagt Helena Heinrichs.
Patrick Hartleitner ist ebenfalls der Meinung, „dass die Schüler gut auf das Abitur vorbereitet werden und die in den Pandemiejahren entstandenen Lernlücken weitestgehend aufgeholt werden konnten.“ Er erklärt, die Abiturdurchschnitte der vergangenen Jahre hätten sich in einem engen Rahmen bewegt. „Auch für dieses Jahr erwarte ich keine signifikante Veränderung“, sagt er.

Hat der Abi-Jahrgang 2023 Nachteile durch Corona? Das sagen die Schüler, das sagt der Schulleiter
Durch Corona sollen die Schüler keinen Nachteil in den Abiturprüfungen haben, das sehen Schülerinnen und Schüler und ihre Lehrerinnen und Lehrer gleich. Deshalb bekommen die Prüflinge, wie schon die vorhergehenden Abitur-Jahrgänge, in den schriftlichen Prüfungen 30 Minuten mehr Bearbeitungszeit als ursprünglich vorgesehen, berichtet Patrick Hartleitner. Ebenfalls werden die Lehrer wieder eine Vorauswahl von Aufgaben für die Prüfung treffen.
Abiturientin Helena Heinrichs berichtet: „In der zehnten Klasse haben wir die Stochastik nicht mehr gemacht. Das mussten wir dann nachholen.“ Dadurch sei die Zeit zum Üben auf der Strecke geblieben, erklärt sie. „In den naturwissenschaftlichen Fächern war das Nachholen schwer“, findet Joachim Soos.
Und Eva Nagel hat noch eine andere Kritik: „Ich glaube, es würde mehr Sinn machen, inhaltlich etwas zu ändern. Die 30 Minuten kompensieren nicht, was wir nicht behandelt haben und was wir uns selber beibringen mussten.“