Seit 29. Juni gab es 68 Coronafälle im Landkreis, davon die große Mehrheit in Konstanz. Aktuell sind 29 Personen infiziert. Spiegelt sich das auch in Ihrem Testlabor wieder?

Ja, von Mai bis Anfang Juli haben wir etwa 300 Abstriche auf das Coronavirus pro Tag ausgewertet. Momentan liegen wir bei etwa 800.

Wie nah sind wir am nächsten Lockdown?

Wir stehen nicht kurz davor, keineswegs. Doch er ist wieder eine Option geworden. Ausgangssperren und staatliche Eingriffe werden derzeit diskutiert.

Ein Mitarbeiter nimmt im Corona-Testcenter am Stuttgarter Flughafen einen Abstrich.
Ein Mitarbeiter nimmt im Corona-Testcenter am Stuttgarter Flughafen einen Abstrich. | Bild: Sebastian Gollnow

Was können wir tun?

Das ist das Gute an der Sache. Wir sind nicht dazu verdammt, bang abzuwarten. Wir können selbst etwas tun, sehr viel sogar. Wir als Gesellschaft haben es in der Hand, ob die Zahlen weiter steigen, oder nicht. Dafür muss der Einzelne Verantwortung übernehmen.

Das könnte Sie auch interessieren

Wie kann das aussehen?

Mitdenken! Trage ich meine Maske nur in Situationen, in denen es Vorschrift ist? Oder auch dann, wenn es vernünftig wäre? Etwa, wenn in der Fußgängerzone Gedränge herrscht. Wenn ich den Kellner, der den Mundschutz überm Kinn trägt, freundlich darum bitte, die Maske richtig zu tragen, dann tue ich etwas für alle.

Müssen wir mehr testen, um freier Leben zu können?

Ungezieltes Testen ist nicht sinnvoll. Ganz wichtig ist das Testen von symptomatischen Patienten, Kontaktpersonen und Reiserückkehrern, um mögliche Hotspots schnell zu identifizieren und das Infektionsgeschehen eindämmen zu können. Die Kapazitäten sind vorhanden.

Das könnte Sie auch interessieren

Warum ist das Testen und Feststellen von Kontaktpersonen so wichtig?

Weil eine nicht getestete Kontaktperson potenziell für hunderte neue Fälle sorgen kann. Aber nicht alle teilen jede Kontaktperson mit. Weil dieser Quarantäne droht. Die bittet vielleicht: ‚Ich muss arbeiten und Geld verdienen, bitte klammere mich als Kontaktperson aus!‘ So etwas erleben wir auch.

Die einen fahren in Risikogebiete in Urlaub und bringen das Virus mit, die anderen feiern am Herosé. Könnte der Park zum Corona-Hotspot werden?

Es ist immer kritisch, wenn Personen eng aufeinander sitzen. Das ist aber in den Freibädern genau so. Das Virus wird ja nicht erst nachts aktiv. Ich habe Verständnis für die Feiernden, obwohl ich die Problematik sehe. Wenn die Zahl der Infizierten ansteigt, muss dringend die Abstandsregelung eingehalten werden oder ein Mundschutz getragen werden, auch wenn die Infektionsgefahr draußen deutlich geringer ist.

Das könnte Sie auch interessieren

Mundschutz ist halt schwierig, wenn geraucht oder gleich getrunken wird. Wenn die Feiernden nicht einsichtig sind, gibt es bei steigenden Fallzahlen keine Alternative zum Partyverbot. Dieses Gefühl von Sommer, Sonne, Leichtigkeit trügt. Ja, es ist ein trügerischer Sommer gerade.

Wie lange wird unser Leben noch so aussehen?

Mindestens, bis ein Impfstoff da ist. Bis dahin gilt es, die Einschränkung der persönlichen Freiheit so groß wie nötig und so gering wie möglich zu halten. Gut wäre, wenn sich viele gegen Grippe impfen lassen würden. Wir werden im Winter viel mehr Verdachtsmomente haben, die akut abgeklärt werden müssen – ob sie in Töpfchen A Corona oder in Töpfchen B Grippe kommen.

Kinderärzte melden, dass die Situation für viele Eltern belastend ist. Geschlossene Schulen oder Kitas und dann im Homeoffice Kinder betreuen.

Kinder müssen raus, das sehe ich auch so. Mit dem Risiko leben zu lernen und kleinere Ausbrüche schnell zu beherrschen – das ist wahrscheinlich die einzige Möglichkeit, damit uns die Wirtschaft nicht zusammenbricht und die Kinder keine psychischen Schäden davontragen. Damit das funktioniert, muss jeder mitmachen. Kein Arzt sollte ein Kind nach Hause schicken und sagen: ‚Ich mach dir keine Diagnostik, bleib halt drei Tage zu Hause.