An der Wand seines Büros hängt ein Bild des Signal-Iduna-Parks, auf dem Schreibtisch steht eine BVB-Tasse und neben dem Computer prangt ein Autogrammbild von Jürgen Klopp. Keine Frage: Marco Junge ist Fan von Borussia Dortmund. „Bislang habe ich im Kollegium noch keinen Mitstreiter gefunden“, sagt der neue Leiter der Zeppelin-Gewerbeschule Konstanz (ZGK) und lacht. Ansonsten sei er sehr herzlich aufgenommen worden.

Viel Zeit hatte er nicht, um das Büro seines Vorgängers Karl Knapp umzugestalten: „Ich habe erst Mitte Juli 2024 erfahren, dass ich der neue Schulleiter bin“, erzählt der 42-Jährige, der zwei Mitbewerber hatte. Auf die neue Aufgabe freut er sich. „Ich habe Spaß an Verwaltung, möchte aber auch als Schulleiter weiterhin nah an den Schülern sein. Ich verstehe mich als Dienstleister, die Schüler sind meine Kunden.“
Diese Kunden hätten es im Moment nicht leicht, mit der Großbaustelle für das Berufsschulzentrum vor der Tür. „Aber in etwa zwei Jahren dürfen wir mit der Wessenbergschule einen Neubau beziehen, das ist ein Privileg“, sagt Junge.
Diesen Neubau zu begleiten, wird eine seiner Aufgaben sein – eine andere die fortschreitende Digitalisierung. „Wir haben zwar schon lange iPad-Klassen und andere Ausstattung, aber der Wandel passiert so schnell, dass wir dranbleiben müssen. Die Fragen sind: Was ist heute Wissen? Wie geht Lernen, wie nutzen wir Künstliche Intelligenz?“

Doch eine reine Automatisierung der Welt sei auch nicht zielführend. „Wir können nicht alles digitalisieren und akademisieren“, meint Marco Junge. „Es braucht schon noch Menschen, die eine Heizung reparieren können.“ Ihm ist es wichtig, das Handwerk zu stärken, zu dem er seit seiner Kindheit eine enge Bindung hat.
„Mein Vater war Elektromeister und Heizungs-/Lüftungsbaumeister. Ich habe in seinem Betrieb alles mitgemacht, von Öltanks zerschneiden bis Photovoltaik-Anlagen montieren“, sagt der 42-Jährige aus Engelskirchen in Nordrhein-Westfalen. Die väterliche Firma wollte er aber nicht übernehmen, sondern studierte in Konstanz Englisch und Deutsch auf Lehramt.
Als er während des Studiums die Singener Hohentwiel-Gewerbeschule kennen lernte, habe ihn das nachhaltig geprägt; die Puzzleteile Lehramt und Handwerk fanden zusammen. „Plötzlich musste ich Wörter wie Schnellspannbohrer auf Englisch können“, sagt Junge und lacht. Er blieb der beruflichen Bildung treu: Nach dem Referendariat an der Radolfzeller Mettnauschule wurde er dort übernommen und bekam 2017 die Abteilungsleitung der Fachschule für Sozialpädagogik übertragen.
Nun also der nächste Schritt, ein Schulleiterposten. „Die neue Aufgabe nehme ich demütig an“, sagt Marco Junge, der mit seiner Frau, einer Handwerksmeisterin, sowie seinen beiden Kindern im Alter von 10 und 12 Jahren auf der Reichenau wohnt. In seiner Freizeit reist und fotografiert er gern, außerdem ist er Erste-Hilfe-Ausbilder bei den Maltesern. Deshalb möchte er langfristig den Schulsanitätsdienst an der ZGK ausbauen.