„Wir sind am Limit. Es ist ein schwieriges Geschäft geworden und macht keinen Spaß mehr!“ Anita Hoffmann, Chefin des Tafelladens in Konstanz, ist traurig. Wegen des großen Ansturms kann sie vorerst keine Neukunden mehr aufnehmen.

Stattdessen schlägt sie vor, dass die Kommune für Empfänger von Sozialleistungen Gutscheine für Supermärkte herausgibt. Sie erklärt: „Wir haben bis heute 271 Kundenkarten für ukrainische Flüchtlinge ausgestellt. An manchen Tagen standen bis zu 170 Kunden vor dem Laden.“ Vor dem Krieg in der Ukraine und der Inflation seien es etwa 90 bis 100 gewesen.

Grenzen des Leistbaren erreicht

Für die Ehrenamtlichen sind die Grenzen des Leistbaren erreicht, dies bestätigt die langjährige Helferin Elisabeth Schiffner: „Es ist manchmal grenzwertig.“ Auch Ursl Zink sagt, man habe häufig das Gefühl, es nicht mehr zu schaffen. Beide sagen: Die Arbeit mache ihnen grundsätzlich Spaß. Sie schätzten das „tolle Team“, und sie wüssten, dass die Kunden aus Not kommen.

„Es ist manchmal grenzwertig“, sagt Elisabeth Schiffner, die seit vielen Jahren ehrenamtlich im Tafelladen hilft.
„Es ist manchmal grenzwertig“, sagt Elisabeth Schiffner, die seit vielen Jahren ehrenamtlich im Tafelladen hilft. | Bild: Rindt Claudia

Schon seit Monaten berichteten Tafelläden im Landkreis mit ihren ehrenamtlichen Teams von Stress und ungewöhnlichen Belastungen. Dazu komme, dass sich der Tafelladen immer neue Tricks ausdenken müsse, um zu verhindern, dass eine Familie am Tag zweimal einkauft, wie Anita Hoffmann berichtet.

Seit einiger Zeit dürfen Kunden des Konstanzer Tafelladens sogar nur zweimal statt viermal die Woche einkaufen. Zudem ist die Menge beschränkt. Im schlimmsten Fall müsse man jemandem Waren wieder aus dem Korb nehmen, sagt Anita Hoffmann.

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Vorstand: Sowas noch nie erlebt

Udo Engelhardt, der Vorsitzende des Trägervereins der Tafeln im Landkreis Konstanz, stellt fest, es gehe um den Schutz der ehrenamtlich tätigen Menschen. „Wir mussten die Reißleine ziehen. Sonst machen sich die Menschen kaputt. Das hilft keinem.“ Die Tafeln warnen schon seit April: „Das ist eine Notlage, die eskalieren kann.“ Alle seien informiert worden, von den lokalen Behörden bis zur Bundesebene.

Die Tafelläden in Singen und Radolfzell bedienten nur noch die Kunden, die in diesen Städten und deren Vororten registriert sind. Es bringt für Konstanzer also auch nichts, es dort zu versuchen. Engelhardt schließt nicht aus, dass auch andere Tafelläden im Landkreis einen Aufnahmestopp verhängen. „Wir warten ab, wie sich die Lage entwickelt. Ich bin jetzt seit 23 Jahren Vorstand der Tafeln im Landkreis. So eine Situation habe ich noch nicht erlebt.“

Auf einem Zettel an der Tür informiert der Tafelladen, dass er vorerst keine neue Kunden aufnehmen kann.
Auf einem Zettel an der Tür informiert der Tafelladen, dass er vorerst keine neue Kunden aufnehmen kann. | Bild: Rindt Claudia

Engelhardt sagt weiter: „Eine große Zahl von Menschen hat am Monatsende wenig bis gar kein Geld, für die ist es hart. Wir treten für Entlastungen und Veränderungen ein.“ Viele Menschen hätten keine Rücklagen mehr, weil sie für die Mobilität und Energie mehr ausgeben müssten, aber durch Kurzarbeit, Niedriglohn und den Wegfall von Jobs nicht so viel verdienten wie sie bräuchten. „Wir können das mit unserem System der Ehrenamtlichen nicht abfangen.“

Tafeln sind keine Vollversorger

Engelhardt und andere Tafelläden-Verantwortliche betonen seit Monaten, sie seien keine Vollversorger und keine staatliche Institution. Theresa Baumgärtner von der Schwangerenberatung der Diakonie in Konstanz hat viel mit Menschen zu tun, die jeden Cent zweimal umdrehen müssen. Sie stellt fest: „Das ist dramatisch für Familien, die nach Möglichkeiten suchen, an günstige Lebensmittel zu kommen.“