Julia Russ

Konstanz – Karg sehen die Landschaften aus und manchmal auch ein wenig melancholisch. Ein altes Holzhaus scheint zwischen Büschen und Bäumen zu verfallenen, ein Fluss zieht sich durch eine steinige Schlucht. Menschen sind auf Franzis von Stechows Neuseelandfotos von 1979 nirgends zu sehen. "Als mein Mann und ich damals die Insel bereisten, war ich fasziniert von der Weite der Landschaft", sagt die Konstanzer Fotografin Franzis von Stechow. "Aus Europa kannte ich Dörfer und Städte mit belebten Plätzen. Auf Neuseeland war es Glück, wenn es in einem Ort eine Tankstelle und ein Café gab."

Lichtbilder von dieser Reise und eine ganz neue Serie zum Thema Wasser sind jetzt unter dem Titel "Ein Pfad zum Wasserfall" in der Villa Prym an der Seestrasse zu sehen. Mit Musik von Bernd Conrad und einem Vortrag von Peter Forster fand mit rund 60 Besuchern die Eröffnung statt.

Seit 2014 veranstaltet die Stiftung Wasserrettung Bodensee, deren deutsche Repräsentanz dort ansässig ist, in dem restaurierten Jugendstilhaus Ausstellungen. Dabei haben Besucher die Gelegenheit, das denkmalgeschützte Gebäude mit den Fassadenmalereien auch von innen zu sehen. "Als Schwerpunkt für unsere Ausstellungen hat sich inzwischen Fotografie zum Thema Wasser ergeben", erklärt Organisator Jürgen Wagner vom Stiftungsrat.

Allzu eng sei das Thema aber nicht gefasst, deswegen hätten auch die Bilder von Franzis von Stechow optimal in das Konzept gepasst. Die Schwarz-Weiß-Fotografien zeigen nicht nur Gewässer, geben aber Landschaften wieder, die vom Wasser geformt sind. Ein Geysirland zeigt eines der Bilder, andere Sinterterassen im Gebiet Orakei Krako oder die Huka-Fälle des Waikatoflusses. Zusammen mit ihrem Mann bereiste Franzis von Stechow Neuseeland von Norden nach Süden. Der Linguist Arnim von Stechow war damals Professor an der Universität Konstanz. "Mein Mann war an allen Neuseeländischen Universitäten zu Vorträgen eingeladen", erinnert sich Franzis von Stechow. "In den Tagen dazwischen hatten wir Zeit, das Land zu erkunden." Besonders beeindruckend waren für die Fotografin und Fotodesignerin, die damals bereits ein eigenes Fotostudio in der Rosgartenstrasse betrieb, die Gletscher auf der Südinsel. Zwei Lichtbilder davon sind in der Villa Prym zu sehen. "Die hohen Berge bis an das Meer und die Gewalt der Gletscher empfand ich als unglaublich faszinierend", so Franzis von Stechow.

Während Franzis von Stechow auf Neuseeland mit einer analogen Mittelformat-Hasselblad-Kamera und einer Kleinbild-Leica unterwegs war, fertigte sie für die Ausstellung in der Villa Prym 2017 eine Serie zu einem Wasserfall im Tessin in digitaler Technik an.

Die beiden unterschiedlichen Serien, zwischen denen fast 40 Jahre liegen, kamen bei den Besuchern der Ausstellungseröffnung gut an. "Sie fotografiert das Wasser ganz anders als Leute es sonst oft tun", sagte Anita Pinggera über die Bilder von 2017. "Nicht das Fließende zeigt sie, sondern das Ruhige und die Struktur. Das gefällt mir."

Zur Künstlerin

  • Die Fotografin: Franzis von Stechow wurde 1946 in Dresden geboren. Ihr Vater war der bekannte Lichtbildner Pan Walther, von dem sie das Fotografenhandwerk erlernte. 1978 machte sie ihre Meisterprüfung. 1969 gründete sie ein Fotostudio, das sich heute im Neuwerk befindet.
  • Die Ausstellung: Unter dem Titel "Ein Pfad zum Wasserfall" sind bis zum 30. Juli rund 20 Lichtbilder von Franzis von Stechow in der Villa Prym, Seestraße 33, zu sehen. Ein Teil der Erlöse fließt in die Stiftung Wasserrettung Bodensee. Die Ausstellung ist sonntags von 14 bis 17 Uhr geöffnet. (jru)