Verblüffung stand den Litzelstetter Ortschaftsräten ins Gesicht geschrieben. Ihre eindeutige Empfehlung, auf dem Gewann Vordere Lohäcker eine gemischte Bebauung zu forcieren, wurde von Baubürgermeister Karl Langensteiner-Schönborn in der Sitzung des Technischen und Umweltausschusses (TUA) mit den Worten "Es gibt rechtlich keine Grundlage für eine normale Bebauung" einfach weggewischt. Stattdessen wurden ein Bebauungsplan zur Nichtbebauung sowie eine Veränderungssperre beschlossen. Dann der nächste Knüller: Als geeignete Alternativfläche mit Flüchtlingswohnungen wurde neben Marienweg und Kornblumenweg (beide Standorte sind bekannt und wurden im Ortschaftsrat besprochen) plötzlich auch der Konstanzer Weg als "neues Baugebiet bei Zustimmung des Regierungspräsidiums" genannt. Das war sogar dem Litzelstetter Verwaltungsleiter Klaus Frommer neu, der nach der Sitzung ziemlich sprachlos dastand.
"Wir fühlen uns nicht ernst genommen"
"Nicht nachvollziehbar", wertet Ortschaftsrat Markus Riedle (CDU). Zwei Anträge hatte es für den TUA gegeben. Zum einen Information über die Bauvoranfrage (FGL), zum anderen einen Antrag zur Erstellung eines Bebauungsplans zur Planung eines Wohngebiets (FDP). "Mit den eingereichten Anträgen haben sie sich gar nicht befasst", so Markus Riedle. Das TUA-Gremium wurde lediglich vor zwei Optionen gestellt: Bau für Unterkünfte zur Anschlussunterbringung für Flüchtlinge nach § 246 Baugesetzbuch oder Sicherung der Grünfläche auf dem Areal Vordere Lohäcker. Auch Brigitte Fuchs (FWL) kann nur noch den Kopf schütteln: "Unsere Signale werden weder gehört, noch berücksichtigt, dabei müssen wir es letztlich vor Ort verantworten. Wir fühlen uns nicht ernst genommen", so ihre Meinung. "Das ist eine Farce", empört sich auch Irene Mohn (SPD). "Wir werden nicht als Gesprächspartner auf Augenhöhe wahrgenommen."
Die Ortschaftsräte ärgert nicht nur, dass ihr Antrag zur gemischten Bebauung der Vorderen Lohäcker einfach vom Tisch gefegt wurde. Plötzlich wird auch der Konstanzer Weg als neues Baugebiet präsentiert. "Wer hat das beschlossen?", fragt Markus Riedle. Im Rahmen des Handlungsprogramms Wohnen wurden entwickelbare Flächen gesucht und in Litzelstetten mit Marienweg, Vordere Lohäcker und Konstanzer Weg geprüft. Der Marienweg wurde als Neubaugebiet in Angriff genommen. Die anderen beiden Areale waren nicht mehr im Gespräch. "Der Konstanzer Weg war seither nie ein Thema. Und jetzt wird er plötzlich aus dem Hut gezaubert" – das kann Markus Riedle einfach nicht fassen.
Die in Frage kommenden Baugebiete
Drei Areale in Litzelstetten rückten im Zuge des Handlungsprogramms Wohnen in den Blick. Es wurden geprüft, ob eine Wohnbebauung möglich ist.
- Marienweg: Auf dem Gebiet zwischen Marienweg und Martin-Schleyer-Straße wird ein Neubaugebiet entstehen. Die Stadt Konstanz hat den Grunderwerb mittlerweile vollständig getätigt. Bei dem geplanten Areal soll das Konstanzer Grunderwerbsmodell angewendet werden.
- Vordere Lohäcker: Auch dieses Areal wurde im Rahmen des Handlungsprogramms Wohnen geprüft, jedoch aufgrund verschiedener naturschutzrechtlicher Belange nicht weiter verfolgt. Drei Grundstückseigentümer taten sich jetzt zusammen und stellten eine Bauvoranfrage. Der TUA empfahl, den Status Quo zu erhalten.
- Konstanzer Weg: Auch der Konstanzer Weg wurde im Zuge des Handlungsprogramms Wohnen auf die mögliche Entwicklung eines Siedlungsgebiets geprüft. Aber auch hier sprachen bisher naturschutzrechtliche Gründe gegen eine Bebauung. Die Verwaltung der Stadt Konstanz erachtet nun dieses Gebiet geeignete Alternativfläche mit Flüchtlingswohnen.
- So geht es weiter: Der Ortschaftsrat diskutiert am Dienstag, 27. September (19.30 Uhr), über die Bauvoranfrage Vordere Lohäcker. Der Gemeinderat entscheidet am Donnerstag 29. September (16 Uhr), über den Antrag "Bebauungsplan Im Loh – Erlass einer Veränderungssperre". (as)