Die Schüler der Klassenstufen 9 und 10 der Peter-Thumb-Gemeinschaftsschule erwarten in diesem Jahr ganz besondere Projekttage: Im Rahmen der ersten Kooperationsaktion „Jung hilft Alt und Alt hilft Jung“ zwischen der Schule und dem Hilzinger Seniorenrat werden im Juni ältere Menschen über ihre Erlebnisse im Zweiten Weltkrieg und in den Nachkriegsjahren berichten.
Neun Zeitzeugen erzählen
Neun Männer und Frauen sind bereit, über ihre Kriegskindheit zu sprechen. Sich diese Jahre vor dem aktuellen Hintergrund des Ukraine-Kriegs wieder in Erinnerung zu rufen, fiel einigen der Senioren beim ersten Treffen sichtlich nicht leicht.
Die Zusammenkunft bei Kaffee und Kuchen diente dazu, sich etwas kennen zu lernen. Umso mehr freuten sich Schulleiter Martin Trinkner und die mit der Organisation betreute Arbeitsgruppe aus Lehrern und zwei Schülern, dass sich eine so große Runde von Zeitzeugen zusammen gefunden habe.
Dass dieses Thema gerade jetzt, wo in Europa wieder ein Krieg stattfindet, in der Schule behandelt werden soll, ist Zufall. Die Idee für das Projekt, die von Manfred Hirner, dem Vorsitzenden des Seniorenrats stammt, stand schon länger im Raum. Die Corona-Pandemie verhinderte die Durchführung in den vergangenen zwei Jahren.
Im Nachhinein betrachtet habe sich das gut ergeben – denn aktuell sei es wichtiger denn je, den jungen Leuten zu verdeutlichen, was Krieg und Gewaltherrschaft bedeuten, meinte sinngemäß Almuth Stobbe. Die Lehrerin und Hilzinger Seniorenrätin sprach damit das aus, was vielen in der Runde im Kopf herum ging. Die beiden in die Organisation eingebundenen Zehntklässler der Peter-Thumb-Schule, Luca Hölbling und Sebastian Preuss, sahen dies genauso. Ein Gespräch mit Zeitzeugen sei eine super Möglichkeit, jungen Leuten diesen Themenkreis nahe zu bringen.
Traumatische Erfahrungen
Obwohl die Zeitzeugen in den Jahren des Zweiten Weltkriegs noch Kinder waren, sind ihre Erinnerungen an die Kriegsereignisse mit ihren traumatischen Erfahrungen auch heute noch sehr lebendig. Was sie erleben und erleiden mussten, deuteten alle in kurzen, berührenden und bewegenden Berichten an. Einige der Senioren sind in der Region aufgewachsen. Die Mehrheit von ihnen stammt aber aus Ostpreußen oder Oberschlesien. Ihre Familien flüchteten vor der russischen Armee.
Diese Kriegskinder haben Furchtbares erlebt: Da war die Fünfjährige, die auf der Flucht – wohl über das zugefrorene Haff – ihre Familie verlor. Und einem 15-Jährigen gelang es, als Treckführer im Pferdegespann seine kranke Großmutter und jüngeren Kusinen nach Franken in Sicherheit zu bringen. Und dann gab es das Kleinkind im Luftschutzkeller, das die Bomben einschlagen hörte.
Trotz Angst, Leid und Hunger haben aber auch einzelne gute Erinnerungen überdauert – wie die an ein Stück Schokolade aus der Hand eines französischen Soldaten.