"Die Erdbebenherde befinden sich in einer Tiefe von etwa fünf Kilometern unter der Erdoberfläche", erklären die Experten der Landesbehörde. Die Stärken erreichten bisher maximal 3,0 auf der Richterskala. Eine zusätzliche Messstation wurde deshalb am 16. November in Hilzingen aufgestellt.
Laut Erdbebendienst wurden mindestens sechs der 70 Erdbeben von einer größeren Personenzahl wahrgenommen, weitere Beben seien nur vereinzelt gespürt worden. Nach dem Beben am Morgen des 3. November erhielt der Landeserdbebendienst über 400 Wahrnehmungsmeldungen, heißt es in der Pressemitteilung des Regierungspräsidiums. Die Erschütterungen wurden im Umkreis von rund zehn Kilometern um das Epizentrum in Singen, Mühlhausen-Ehingen, dem schweizerischen Thayngen, Gottmadingen und Rielasingen-Worblingen deutlich gespürt. "Viele berichteten über Zittern des Gebäudes, Vibration der Möbel und Fensterscheiben, Wackeln des Bettes, Knall“, erklärt Markus Adler, Sprecher des Regierungspräsidiums. Weitere deutlich wahrgenommene Beben ereigneten sich am 14., am 19. und 21. November, so wie am 1. und 2. Dezember.
Nach seismologischer Erfahrung werde bisher nicht von nennenswerten Gebäudeschäden ausgegangen. In Zweifelsfällen müsste die Schadensursache durch einen Gutachter geklärt werden.
Spannungen im Gestein als Ursache
Die Ursache für die aktuellen Erdbeben im Hegau sehen die Experten des Erdbebendienstes in Spannungen im Gestein. "Diese führen zu ruckartigen Verschiebungen an geologischen Verwerfungen beziehungsweise Schwächezonen im Untergrund", so Adler. Es gebe aber derzeit keine Belege dafür, dass die Beben mit einer vulkanischen Aktivität im Hegau in Zusammenhang stehen. Erdbebenserien, im Sinne von vielen räumlich konzentriert auftretenden Beben in relativ kurzer Folge, sind nicht ungewöhnlich. Der genaue Grund für die aktuelle Häufung von Erdbeben im Hegau ist noch nicht bekannt. Auch der weitere Verlauf der Bebenserie im Hegau lasse sich – wie Erdbeben generell – nicht vorhersagen. In den meisten Fällen klangen Erdbebenserien im Land nach einigen Wochen oder Monaten wieder ab, ohne dass es zu größeren Schäden kam. In selteneren Fällen nahmen die Beben in der Stärke zu, sodass es auch nicht ausgeschlossen ist, dass im Verlauf der Hegau-Serie ein stärkeres Schadensbeben eintritt. Eine hohe Anzahl von kleinen Beben kann ein großes Erdbeben nicht verhindern oder weniger wahrscheinlich werden lassen.
Sehr schwache, in der Regel nicht wahrnehmbare Erdbeben werden in Baden-Württemberg fast täglich gemessen. Die Epizentren liegen in allen Teilen des Landes. Deutlich spürbare Beben treten gewöhnlich mehrmals im Jahr auf. Etwa einmal in zehn Jahren ist mit einem mittelstarken Beben zu rechnen, das Gebäudeschäden und Betriebsstörungen in größerem Umfang verursachen kann. Starke Erdbeben mit katastrophalen Auswirkungen sind in Baden-Württemberg zwar selten, aber jederzeit möglich. Zur Vorsorge gegen Erdbebenschäden gibt es in Baden-Württemberg seit den 1970er Jahren verbindliche Erdbebenbaunormen. Die aktuelle Erdbebenzonenkarte weist für den Hegau die Zonen 1 und 2 aus.