Ein Schweizer Atommüllendlager in Grenznähe zum Hegau bleibt wahrscheinlich. Die Nationale Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle (Nagra) hat laut einer Pressemitteilung die Bohrung in Rheinau nahe Schaffhausen (Zürich Nordost) abgeschlossen und zieht ein positives Fazit. Das Vorhaben war von Anfang an von grenzüberschreitenden Protesten begleitet und die deutschen Nachbargemeinden sehen die Pläne kritisch.
Die Erkenntnisse aus Rheinau sind laut Nagra für das Verständnis der Eigenschaften des Opalinustons wichtig – und damit für alle drei potenziellen Standortgebiete (Jura Ost, Nördlich Lägern und Zürich Nordost). Der Rückbau des Bohrplatzes hat bereits begonnen, die benutzten Flächen werden bis Mitte des Jahres rekultiviert. In gut drei Monaten arbeitete sich das Bohrgerät bis in eine Tiefe von rund 800 Metern vor und förderte Gesteinsproben zutage.

In Rheinau interessierten sich die Geologen der Nagra vor allem für die Eigenschaften des Opalinustons. Er ist das Tongestein, in dem das Tiefenlager für den radioaktiven Abfall der Schweiz gebaut werden soll. „Uns interessierte das Verhalten des Opalinustons im Umfeld von Brüchen im Gestein, sogenannten tektonischen Störungen“, wird Tim Vietor, Bereichsleiter Sicherheit und Geologie der Nagra, in der Meldung zitiert. Auch wegen dieser Störungen scheidet der Hegau für ein deutsches Endlager höchstwahrscheinlich aus.
Die Untersuchungsergebnisse aus Rheinau seien laut Nagra vielversprechend: „Unsere Daten zeigen, dass der Opalinuston trotz Störungen dicht ist“, so Vietor. Zudem habe sich bestätigt, dass sich Klüfte im Gestein selbst wieder abdichten: Bei Wasserzutritt quelle der Ton auf und verschließe sie.

Seit Frühling 2019 untersucht die Nagra alle drei Gebiete mit Tiefbohrungen. Aktuell läuft die letzte Bohrung in der Gemeinde Bachs (Gebiet Nördlich Lägern). Voraussichtlich im Herbst 2022 will sich die Nagra auf eine Region festlegen. Das letzte Wort haben Schweizer Bundesrat und Parlament – und, falls ein Referendum zustande kommt, das Schweizer Stimmvolk.