Dirk Hartig, Vorsitzender des Bundesverbandes Pro Humanitate mit Sitz in Engen, ist ein Phänomen. Seit über 30 Jahren ist er für humanitäre Hilfe weltweit, vor allem in Kriegs- und Krisengebieten, unterwegs. So auch in der Republik Moldau. Mit seinen Hilfsaktionen hat Hartig sich bei Politikern und besonders in der Bevölkerung einen Namen gemacht. Er genieße teilweise Sonderrechte an Grenzen und seine zahllosen Lastwagen-Transporte mit Medikamenten, medizinischen Geräten und Hilfsgütern werden sehnlichst erwartet, so Hartig im Gespräch mit dem SÜDKURIER.
Unter seiner Anleitung und mit einem innovativen und aktiven Team wurden Schulen gebaut, Gemeinden mit Wasser versorgt sowie Krankenhäuser saniert und mit medizinischen Geräten ausgestattet. Das Team hat auch Sozialstationen für die Ärmsten der Armen errichtet und Patenschaften für sozial schwache Familien und Kinder übernommen.
Hilfsorganisation muss auf verschiedenen Ebenen unterstützen
„Wir haben in diesen Jahren in vielen armen Regionen mittlerweile recht solide soziale Strukturen geschaffen, um den Menschen dort wieder eine Zukunft zu ermöglichen“, berichtet Dirk Hartig. „Nun hat uns der geopolitische Krieg Russlands in der Ukraine auch eingeholt. Unsere derzeitige Hauptaufgabe ist es, das Gebiet der Republik Moldau, welches selbst noch elementar mit Armut zu kämpfen hat, auf diversen Ebenen zu unterstützen.“
Menschen treiben Sorgen um
Seit Ende Februar kämpfe Moldau mit dem Problem, dass massive Flüchtlingsströme aus dem Nachbarland Ukraine in das Land kommen. Täglich seien es mehrere tausend Menschen. Und sie alle benötigten Nahrung, Unterkünfte und vielfach auch medizinische Versorgung. Sie gelte es momentan zu versorgen. Der aggressive Krieg Putins in der Ukraine schüre auch Ängste in Moldau, denn das Land hat eine hunderte Kilometer lange Grenze zum Kriegsgebiet, so Hartig.
Zusätzlich drängen sich Parallelen zur Ukraine auf. Die Republik Moldau ist wie das Nachbarland weder EU- noch Nato-Mitglied. Eine moskautreue Region in dem Land habe sich zudem für unabhängig erklärt. Das militärisch und finanziell von Moskau unterstützte Transnistrien orientiere sich prorussisch.
„Wir können nicht anders, als helfen“, so Dirk Hartig und erklärt weiter: „Natürlich bin ich, wie alle in Moldau, entsetzt und mache mir Sorgen.“ In seiner Kriegserklärung habe Putin Drohungen ausgesprochen, die darauf hindeuten, dass er die „ehemaligen sowjetischen Gebiete und damit eben mehr als nur die Ukraine, heim ins Reich holen will. Staaten, die ihn daran hindern würden, drohte er mit „nie da gewesenen Konsequenzen“. Putin wird mehr und mehr Länder wie auch Moldau verschlingen, ist Hartigs Befürchtung.
Unterstützung bei der Erstaufnahmestation
Rund 300.000 Menschen seien aus der Ukraine bisher in die Republik Moldau geflohen. Von ihnen ist etwa ein Drittel in dem Land geblieben, das als das ärmste Europas gilt. „Wir unterstützen aktuell die Erstaufnahmestationen an den Grenzen der Moldau und haben als erste Maßnahmen nicht nur für Essen und Medikamente gesorgt, sondern auch 925 werksneue Matratzen für die Flüchtlingsunterbringung gekauft und sehr viele Klinikbetten organisiert, die wir dorthin bringen“, erzählt Hartig.
Während Corona habe leider auch die Spendenbereitschaft für seinen Verband und dessen Arbeit gelitten, sagt Hartig bedauernd, um hinzuzufügen: „Ich kann allen Spendern aber versichern, dass wir persönlich vor Ort dafür Sorge tragen, dass ihre Spende da ankommt, wo sie dringend gebraucht wird und Gutes tut.“ Um das sicherzustellen, setze er sich auch, sollte es notwendig sein, in einen der Verbandslieferwagen und fahre ohne anzuhalten die rund 29 Stunden persönlich nach Moldau.