Plötzlich kam alles ganz anders: Die Pläne für 79 Mietparkplätze in der Straße "Am Königsweingarten" neben dem namensgebenden Königsweingarten stießen im Bauausschuss bei Anwohnern und Mitgliedern auf große Kritik. Die Plätze sollten privat gebaut, bewirtschaftet und unterhalten werden. Außerdem sollten die Stellplätze für einen eingeschränkten Personenkreis sein, zum Beispiel Gastronomiemitarbeiter und Liegeplatzinhaber. Der Ausschuss hat das Thema am Ende an den Gemeinderat verwiesen. Doch Bauherr Johannes von Bodman hat nun den Bauantrag zurückgezogen, wie er am Donnerstag auf SÜDKURIER-Nachfrage erklärte.
Die Bedenken gegen die Parkplätze waren sehr vielfältig. Ein Teilnehmer der Zukunftsdialogs der Gemeinde bemängelte in der Bürgerfrageviertelstunde, dass Parksuchverkehr genau dem zuwider liefe, was die Bürgerworkshops ergeben hatten. Es gebe so keine Beruhigung der Verkehrssituation, sondern das Gegenteil. Er regte an, dass die Gemeinde verkehrspolitische Grundsätze erstellt. Auch ein Anlieger befürchtete, dass Autofahrer in der Straße nach Parkmöglichkeiten suchen würden und so viel Verkehr entstehen könnte. "Das widerspricht der Logik. Wir waren ein grüner Ort und jetzt holen wir mehr Verkehr rein", sagte er. Außerdem bemängelte er, dass es in der Straße keinen Gehweg gebe. "79 Parkplätze vor einem Biowein-Anbau finde ich paradox", fügte der Anwohner noch hinzu. Mitglieder des Bauauschusses übten ebenfalls Kritik. Diese bezog sich zum Beispiel auf die Straßenbreite und mögliche Probleme beim Ein- und Ausparken oder falls Busumleitungen durch die Straße fahren müssten.
Bürgermeister Matthias Weckbach betonte, dass es keine öffentlichen Parkplätze seien und es städtebaulich gut gelöst sei. Johannes von Bodman war nicht in der Sitzung, da zeitgleich in Espasingen eine Veranstaltung zur Zukunft der Brauerei-Areals war. Er wunderte sich über die Kritik an den Plänen, da er bereits positive Rückmeldungen erhalten hatte. Er erklärte auf Nachfrage, dass er alles mit dem Bürgermeister abgesprochen hatte und die Pläne die bisherige Situation verbessern und die bestehenden Parkmöglichkeiten erweitern sollten. Bäume hätten alles verschönern sollen. Die Parkplätze waren für Mitarbeiter und Anwohner gedacht, die sonst keine Parkplätze finden. "Das hätte den Parksuchverkehr nicht erhöht", sagte Johannes von Bodman.
Er sei eher vom Gegenteil ausgegangen, da Personen, die sonst immer suchen müssen, dann einen festen Stellplatz gehabt hätten. Die Plätze hätten mit hochklappbaren Vorrichtungen gegen Fremdbenutzung gesichert werden sollen. Auch das Argument mit Abgasen und Biowein konnte er nicht nachvollziehen. "Beim Parken ist der Motor ja aus." Nun sind die Baupläne aber vom Tisch. Johannes von Bodman nimmt von dem Vorhaben Abstand, weil er keine Missstimmungen möchte. Es wird auch nichts an anderer Stelle geben.
Christoph Leiz (Grüne), der nicht im Bauausschuss ist, sieht keinen Bedarf an einem weiteren Parkplatz für Bodman, da es am Ortseingang 150 Stellplätze gebe. Er spricht sich in einer Stellungnahme für eine Stärkung der Elektromobilität aus und möchte die schnellstmögliche Umsetzung eines Parkleitsystems in der Gemeinde.
Königsweingarten
Für den Bereich, in dem die 79 Parkplätze in der Straße "Am Königsweingarten" geplant waren, gibt es laut Sitzungsvorlage des Bauausschusses keinen Bebauungsplan. Das Vorhaben sei nach Paragraf 34 des Baugesetzbuchs zu beurteilen, so die Vorlage. Momentan gibt es an der Straße einen Kiesstreifen mit Parkplätzen, die Inhabern des Parkausweises C vorbehalten sind. Dies bleibt nun so. Neben der Straße ist der Königsweingarten, in dem Biowein angebaut wird. Die künftigen Parkplätze sollten quer zur Straße sein und weiter nach oben am Hang reichen als bisher. Die Reben hätten mit einer Hecke abgetrennt werden sollen und es waren Bäume zwischen den Parkplätzen geplant. (löf)