Markdorf Marketing braucht eine neue Geschäftsführerin. Lucie Fieber hat gekündigt. Über die Gründe möchte die 60-Jährige aus Loyalität gegenüber ihrem Arbeitgeber – der Stadt Markdorf – nicht sprechen. Neun Jahre war Lucie Fieber Geschäftsführerin des Standortmarketingvereins, war Ansprechpartnerin für Händler, Gewerbetreibende und Gastronomen. Ihre weitere berufliche Zukunft sieht sie nun allerdings nicht mehr in Markdorf, es zieht sie zurück in ihre Heimat, in die Region rund um Stuttgart.

Zufrieden mit der Entscheidung zu gehen

Lucie Fieber ist zufrieden mit ihrer Entscheidung, die ihr allerdings nicht leichtgefallen sei. „Ich sehe jetzt nach vorn und freue mich auf das, was da kommt.“ Ihren Job wird sie bis zum 31. März „ganz normal“ weitermachen, es steht der Jahresabschluss an und zwei Hauptversammlungen von Markdorf Marketing und der Aktionsgemeinschaft müssen abgehalten werden. „Ich werde dann Schritt für Schritt alles übergeben, damit es nahtlos weitergehen kann“, sagt die Betriebswirtin, die seit über 25 Jahren im öffentlichen Dienst arbeitet.

Sie wollen im Mai 2018 die Stadt mit dem „Blütenzauber“ verschönern (von links): Lucie Fieber, Saskia Friedrich-Rother und ...
Sie wollen im Mai 2018 die Stadt mit dem „Blütenzauber“ verschönern (von links): Lucie Fieber, Saskia Friedrich-Rother und Frauke Winkler von Markdorf Marketing. | Bild: Markdorf Marketing

Freies WLAN, Elektrosäule und Bildungstage

Als sie im April 2014 die Stelle in Markdorf antrat, war es ihr wichtig, in Handel und Tourismus Impulse zu setzen. Der Fokus lag zunächst auf der Außendarstellung von Markdorf. Dann folgten laut Lucie Fieber innerstädtische Maßnahmen, wie beispielsweise die Einrichtung des freien WLAN in der Haupt- und Marktstraße, die erste Ladesäule am Bahnhof, energiesparende Weihnachtsbeleuchtung und die Bildungstage in der Stadthalle.

Mattias Berg, erfolgreicher Paralympics-Sportler, Jurist, Autor und Moderator, beantwortete bei seinem Vortrag bei den Bildungstagen im ...
Mattias Berg, erfolgreicher Paralympics-Sportler, Jurist, Autor und Moderator, beantwortete bei seinem Vortrag bei den Bildungstagen im Oktober 2018 in der Stadthalle Fragen von Schülern. | Bild: Christiane Keutner

Lucie Fieber hat die Digitalisierung vorangetrieben, Internetseiten aufgebaut und aktualisiert sowie die Social-Media-Aktivitäten der Stadt vorangetrieben. Lucie Fieber hat viele Projekte initiiert und angeschoben. Die Belebung der Innenstadt ist in diesen Zeiten ein großes Thema. Laut Fieber sei es schwieriger geworden, Akteure für gemeinsame Aktionen zu gewinnen. Einige haben sich zurückgezogen, Lucie Fieber spricht von einem „Cocooning“. In der Geschäftswelt kämpfen Betriebe ums Überleben, da kümmern sich viele zunächst um sich, bevor es ums gemeinsame Wohl geht, so die Beobachtungen von Fieber, die dafür auch durchaus Verständnis zeigt.

Innenstadtentwicklung kostet Geld

Gerade das Thema Innenstadtentwicklung kostet Zeit und braucht Geduld. Seit über einem Jahr steht Josef Röll als Innenstadtberater der IHK Ulm den Geschäften zur Seite. Die Gestaltung des Ochsenplatzes ist weiterhin in der Diskussion und Teil eines Bundesprojektes, an dem sich die Stadt beteiligt und Fördermittel von 1, 5 Millionen Euro einsetzen kann. Wenn große Dinge Weile brauchen, hat Lucie Fieber versucht, eigene Akzente zu setzen.

Sommer 2018: Am Ochsenplatz beim damaligen Café Kurz genießt Lucie Fieber ihre Mittagspause in einem Liegestuhl. Der Plan damals: Es ...
Sommer 2018: Am Ochsenplatz beim damaligen Café Kurz genießt Lucie Fieber ihre Mittagspause in einem Liegestuhl. Der Plan damals: Es soll mehr solcher sommerlicher Ruheoasen in Markdorf geben. | Bild: Helga Stützenberger

Viel Aufwand für den Tag der Wirtschaft

In positiver Erinnerung wird ihr der Tag der Wirtschaft bleiben. „Das war schon immer eine ganz besondere Veranstaltung. Mit viel Aufwand für einen Tag, aber es hat sehr viel Spaß gemacht, die unterschiedlichen Firmen kennenzulernen“, so Fieber. Einer der Höhepunkte war für Lucie Fieber die 1200-Jahr-Feier der Stadt 2017 mit Führungen, Ausstellungen und Veranstaltungen. 2018 organisierte Markdorf Marketing die erste Musiknacht und mit Markus Fetscher den ersten Streetfood-Markt auf dem Marktplatz.

Die Akteure des virtuellen Tags der Wirtschaft im Juni 2022 vor der Stadthalle.
Die Akteure des virtuellen Tags der Wirtschaft im Juni 2022 vor der Stadthalle. | Bild: Grupp, Helmar

Samstagswochenmarkt scheitert an fehlender Frequenz

Der Versuch, im Jahr 2018 den Wochenmarkt auch samstags zu etablieren, scheiterte. „Ich habe sehr viel Herzblut in das Projekt gesteckt. Das hätte so ein schöner Frequenzbringer werden können“, sagt Fieber. Selbstkritisch räumt sie ein, dass zwei Fehler gemacht worden seien. Zum einen sei der Starttermin mit Oktober problematisch gewesen, zum anderen habe sich der Schlosshof als Ort als nicht passend erwiesen, da er schlecht einsehbar sei. An Ostern 2019 wurde der Samstagsmarkt aufgrund fehlender Frequenz und mangelnden Umsatz eingestellt.

2019 gab es Diskussionen um einen pinkfarbenen Fahrradständer und 2022 um Sitzbänke, die mit dem Stadtbauamt während der Sperrung des Latscheplatzes gegenüber der SÜDKURIER-Geschäftsstelle aufgebaut worden waren. Für das Fotoshooting für diesen Artikel nimmt Lucie Fieber entspannt auf einer der Sitzbänke Platz. Sie werden mittlerweile „Die-Fieber-Bank“ genannt, wie die Geschäftsführerin erzählt.

Lucie Fieber spricht von einer „gehaltvollen Zeit“

Ihrem Nachfolger oder ihrer Nachfolgerin wünscht Lucie Fieber, dass wieder mehr gemeinsame Aktionen entstehen. „Die Ideen und deren Umsetzung muss von vielen Personen getragen werden, nur so kann eine Innenstadt wieder vital werden“, sagt Fieber. Der Stadt Markdorf wünscht sie, dass sie im stationären Einzelhandel dem demografischen und strukturellen Wandel entgegenwirken kann und die Aufenthaltsqualität mit attraktiven Angeboten und Veranstaltungen erhöht wird.

Stressfrei einkaufen in Markdorf: Lucie Fieber, Geschäftsführerin Markdorf Marketing, im Juli 2019.
Stressfrei einkaufen in Markdorf: Lucie Fieber, Geschäftsführerin Markdorf Marketing, im Juli 2019. | Bild: Jan Manuel Heß

Lucie Fieber blickt dankbar auf die neun Jahre zurück. „Es war eine unheimlich gehaltvolle Zeit, in der ich viele Menschen kennenlernen und viele Projekte und Veranstaltungen umsetzen durfte.“ Und vielleicht kommt noch die ein oder andere spannende Begegnung hinzu, bevor sie Markdorf Ende März verlassen wird.