Er ist pink, groß, auffallend und – irgendwie anders als alle anderen Fahrradständer in Markdorf: Der "Car Bike Port" für bis zu zehn Fahrräder, den die Stadtverwaltung bestellt und am 17. Dezember in der Hauptstraße aufgestellt hat, sorgt nun für Kopfzerbrechen im Rathaus und beim Gemeinderat. Als Mitarbeiter des Bauamtes den mit einem Rahmen in Form eines Autos versehenen Ständer am Morgen nach dem Bürgerentscheid auf dem ersten Parkplatz am östlichen Ende der Hauptstraße platziert hatten, sorgte dies offenbar für eine Menge Wirbel. Roy Maihöfer, Inhaber der direkt gegenüberliegenden Boutique Fashion by E. hatte sich nicht einmal eine halbe Stunde später mit einer Mail an die Redaktion des SÜDKURIER beschwert. Doch offenbar war Maihöfer nicht alleine mit seiner Verärgerung. "Wir wurden umgeblasen von einem Sturm der Entrüstung", berichtete Bürgermeister Georg Riedmann in der Sitzung des Technischen Ausschusses am Dienstagabend. "Hässlich" sei dabei noch eines der netteren Attribute gewesen.
Nach einer Stunde wieder abgebaut
Keine Stunde später war der "Car Bike Port" wieder abgebaut. Nun steht er auf dem Gelände des Bauhofs und wartet auf seine Bestimmung: Den Umzug an einen Standort in der Hauptstraße, der von der Händlerschaft akzeptiert und von den Radfahrern angenommen wird. Einen passenden Stellplatz zu finden, wird vermutlich nicht einfach werden. Denn die Stadt möchte den Einzelhändlern in der Hauptstraße zwei oder drei Alternativstandorte vorschlagen und für eine Option eine einvernehmliche Zustimmung der Händler. Dies wurde so im Ausschuss beschlossen.
Räte lehnen die Farbe Pink kategorisch ab
Einig waren sich die Räte im Ausschuss über die Sinnhaftigkeit des großen Fahrradständers. Die Zahl der Fahrradständer mit Abschließmöglichkeit in der Innenstadt soll schließlich erhöht werden. Ebenso einig waren sich die Stadträte in der Ablehnung des Farbtons in Pink. Nun soll der Ständer noch umlackiert werden. UWG-Rätin Christiane Oßwald schlug Grün vor, in Anlehnung an die ökologische Botschaft. Die Markdorfer Farben Gelb und Rot wurden ebenfalls genannt.

Auf einen Autoparkplatz oder auf den Gehweg?
Bei der Frage nach einem möglichen Stellplatz hingegen gab es ein breites Meinungsspektrum. Die Stadt hatte in ihrer Verwaltungsvorlage den Platz vor dem Eiscafé Gentile neben dem Proma vorgeschlagen. Eigentlich, so war es vorgesehen, sollte der Ständer auf einen Autoparkplatz an der Hauptstraße gestellt werden – als subtiler oder weniger subtiler Hinweis darauf, dass ein Auto den Platz von zehn Fahrrädern einnimmt und als plakative Aufforderung zum Umstieg auf den Drahtesel. Doch bei dieser Frage schieden sich die Geister. SPD-Rat Uwe Achilles sprach sich ebenso wie zuvor Riedmann deutlich für einen Stellplatz auf einem Autoparkplatz aus. "Das müsste es uns wert sein, als Angebot für die Radfahrer in der Hauptstraße." Ihm widersprach CDU-Rat Alfons Viellieber: "Der Ständer muss ja nicht direkt an der Hauptstraße stehen, es ginge ja auch ein wenig von der Straße abgerückt." Dies wiederum hätte allerdings ein Platzproblem zur Folge. Bauamtsleiter Michael Schlegel verwies auf die gesetzliche Mindestbreite von Gehwegen, weshalb der Ständer definitiv nicht auf dem engeren Gehwegbereich in der östlichen Hauptstraße abgestellt werden könnte.
Die Einzelhändler sollen nun eingebunden werden
Viellieber und Martina Koners-Kannegießer (CDU) hatten zuvor bereits schon dafür plädiert, die Einzelhändler in die Standortsuche miteinzubinden und auf sie zuzugehen, dem schloss sich auch FW-Chef Dietmar Bitzenhofer an. Anders als einige seiner Ratskollegen sah er den pinkfarbenen Auto-Rahmen auch nicht "ideologisch", sondern ganz pragmatisch als Schutz der Radfahrer am Straßenrand. Sein Fraktionskollege Arnold Holstein merkte an, dass die Aufstellaktion eventuell auch deswegen so viel Gegenwind erfahren hatte, weil sie schlicht in der falschen Jahreszeit durchgeführt worden sei: "Im Winter und dann noch direkt vor einem Modegeschäft" sei unglücklich gewesen. Nun will man gemeinsam nochmals in die Farbfindung gehen, die Händler sollen informiert und um ihre Stellungnahmen gebeten werden. Am Ende, so hoffte die Runde im Ratssaal, soll sich dann alles mit neuem Standort und neuer Farbe fügen.
So sieht man es beim Stadtmarketing
- Der Fahrradständer: Der pinkfarbene Fahrradständer nennt sich "Car Bike Port" und wurde von der Stadt bei der Firma Rasti GmbH (Haren) bestellt. Er hat ziemlich exakt die Länge eines normierten Pkw-Stellplatzes und bietet eine Einstellmöglichkeit für bis zu zehn Fahrräder, die an Metallbügeln abgeschlossen werden können. Dem Unternehmen zufolge soll er verdeutlichen, dass Autos die Umwelt verschmutzen, viel Platz einnehmen und den Verkehr überlasten. Der autoförmige Rahmen hat also durchaus Symbolcharakter. Der Ständer wiegt rund 120 Kilogramm, ist 4,10 Meter lang und 1,30 Meter breit und aus Aluminium. Seine Oberfläche ist pulverbeschichtet, befestigt wird er mit Bolzen im Boden. Designt wurde der Fahrradständer von der britischen Firma cyclehoop. Der Preis beläuft sich auf rund 3500 Euro brutto. Laut Aussage aus dem Stadtbauamt kosten zehn einzelne Radständer inklusive Montage einen vergleichbaren Betrag.
- Das Standortmarketing: Für Lucie Fieber, Geschäftsführerin von Markdorf Marketing, das auch die Dachorganisation für die Einzelhändler ist, muss der Ständer nicht zwingend in die Hauptstraße. Denkbar für sie sei auch ein Standort an einer Schule, zum Beispiel der Jakob-Gretser-Schule, oder am Bahnhof, so Fieber auf Anfrage des SÜDKURIER. Sie stellt die Frage, weshalb ein solch großer Radständer unbedingt in eine Einkaufsstraße gestellt werden müsse, nachdem durch die Blaue Zone ohnehin zeitlich unbeschränkter Parkraum weggefallen sei. Sollte es bei der Hauptstraße bleiben, könnte sie sich einen Standort am ehesten zwischen Proma und Volksbank oder am Ex-Post-Gebäude vorstellen. (gup)