Was ist gut, was ist schlecht, und welche Projekte sollen künftig nicht weiter verfolgt werden? Vor dem Hintergrund dieser Fragen traf sich die Aktionsgemeinschaft der Markdorfer Einzelhändler zur Hauptversammlung. Stand noch vor einem Jahr alles unter den Vorzeichen der neuen Märkte in Markdorf, muss heute an manchen Stellen zurückgerudert werden.

Zu wenige Stände, zu wenig Besucher: Warum der Samstagsmarkt nicht angenommen wurde
So findet etwa der Samstagsmarkt zu wenig Zuspruch. "Wir haben es versucht und nichts wäre schlimmer, als einen Versuch erst gar nicht zu wagen", sagte Lucie Fieber, Geschäftsführerin von Markdorf Marketing, bei der die Fäden der Aktionsgemeinschaft zusammenlaufen. "Vielleicht war der Zeitpunkt falsch und der Oktober als Start für einen neuen Markt einfach schlecht", räumte sie ein.
Problematisch gestaltete sich auch die Suche nach Ständen. "Die meisten Marktbeschicker sind samstags auf den großen Märkten unterwegs", sagte Roy Maihöfer. Auch sei seines Erachtens der Unsicherheitsfaktor Bischofsschloss ausschlaggebend gewesen, dass der Markt an diesem Standort von den Kunden nicht gut angenommen worden sei. Der Umzug an einen zentralen Ort habe zu spät stattgefunden. Thomas Waldraff vom Knusperhäusle befand: "Es hätte ein bombastisches Rahmenprogramm zur Eröffnung gebraucht, um für Aufmerksamkeit zu sorgen." Kurzum: Noch bis Ostern werden die wenigen Marktbeschicker samstags in der Marktstraße ihre Waren feilbieten, dann ist Schluss.
Street-Food-Markt soll im August stattfinden
Im Gegensatz zum Samstagsmarkt ist der Street-Food-Markt im August gut angekommen. "Deshalb wollen wir dieses Event auf jeden Fall in diesem Jahr wieder nach Markdorf holen", sagte Lucie Fieber und erntete die Zustimmung aller Einzelhändler. "Die Veranstaltung ist ein Selbstläufer, wir müssen uns noch nicht mal um die Werbemaßnahmen kümmern."
Das kommt der Aktionsgemeinschaft entgegen, versucht sich doch aktuell, die Kosten für Werbung einzudämmen: "Der Engpass liegt unter anderem auch an rückläufigen Mitgliedsbeiträgen, wenn Mitglieder austreten", erklärte Lucie Fieber. Beatrice Strauch ergänzte: "Ärgerlich wird es dann, wenn sich diese ehemaligen Mitglieder dennoch unsere Aktionen zunutze machen." Als Beispiele nannte sie das Dixiefest und den verkaufsoffenen Sonntag.

Kritik an "Trittbrettfahrern"
Die Veranstaltung zählt zu den jährlichen Großereignissen der Aktionsgemeinschaft. Vor allem das Dixiefest sei mit Plakaten, Flyern, Bands und Bühnen ein finanzieller Kraftakt, sagte Beatrice Strauch. "Viele, die nicht Mitglied bei der Aktionsgemeinschaft sind, hängen sich als Trittbrettfahrer einfach mit dran." Hier wolle man nun eine Lösung finden.

Schlechte Noten für die Blaue Zone
Rund ein Jahr ist vergangen, seit in Markdorf die Blaue Zone eingeführt wurde. Zeit für eine erste Bilanz, und einmal mehr stellen sich auch hier die Fragen: Was ist gut und was ist schlecht? Die Markdorfer Einzelhändler sind mit dem neuen Verkehrskonzept nicht zufrieden, wie die jüngste Umfrage von Markdorf Marketing zeigt. Die Einzelhändler sollten die Blaue Zone mit Schulnoten bewerten. Herausgekommen ist im Schnitt eine Vier minus.
Kritik an mangelnder Kennzeichnung
Einer der Kritikpunkte: die aus Sicht der Einzelhändler unzureichende Markierung der Blauen Zone. "Wer von auswärts kommt, weiß nicht, wo er länger parken kann und wo er eine Parkscheibe benötigt, man kann das an der Beschilderung und der Markierung nicht deutlich erkennen", sagt Roy Maihöfer. Oftmals wüssten die Kunden auch nicht, dass in den Parkhäusern lediglich das obere Parkdeck auf zwei Stunden Parkzeit begrenzt ist. "Da gehört einfach ein Haufen Farbe drauf, damit man das auch sieht", sagt er. Nach dem, was er von seinen Kunden höre, habe sich die Parksituation in der Innenstadt jedoch deutlich entspannt.

"Zwei Stunden sind einfach zu kurz"
Anders sehen das viele Mitarbeiter in den Geschäften. Für sie bedeutet die Blaue Zone, dass sie entweder die Parkuhr im Zwei-Stunden-Takt nachstellen oder einen weiteren Fußweg in Kauf nehmen müssen. "Hier in Markdorf sind doch die Wege alle nicht lang", sagt Kristina Deike, die als Nachfolgerin von Susanne Scheffel die Geschäftsführung in der Buchhandlung Ravensbuch übernommen hat und mit der Parksituation in Ravensburg bestens vertraut ist.
Moni Maier vom Modegeschäft M3 wirft ein: "Zwei Stunden sind einfach zu kurz, um in Markdorf einzukaufen und anschließend noch in der Stadt zu verweilen." Nico Schneider vom Bekleidungsgeschäft Wolfram S ergänzt: "Und wenn der Kunde dann bei überzogener Zeit noch einen Strafzettel bekommt, war er gewiss zum letzten Mal in Markdorf beim Einkaufen."
Aktionsgemeinschaft plädiert dafür, Blaue Zone an Samstagen außer Kraft zu setzen
Die Mitglieder der Aktionsgemeinschaft kommen zu dem Schluss: Das Problem ist nicht mehr, dass es keine freien Parkplätze in der Innenstadt gibt, sondern die Beschränkung der Parkzeit und die unzureichende Kennzeichnung der Flächen. Auch das Umfrageergebnis von Markdorf Marketing spiegelt das wider: Demnach bekunden rund 63 Prozent der Einzelhandelsbetriebe, nicht von der Blauen Zone zu profitieren. Dem entgegenwirken ließe sich nach Ansicht der Mitglieder dadurch, die Blaue Zone an Samstagen "stillzulegen".