Hanna Mayer

Die Schüler sind in die Sommerferien gestartet, auf den Schulgeländen ist Ruhe eingekehrt. Bei den Zinzendorfschulen jedoch geht der Lärm jetzt erst richtig los. „Wir haben ein großes Projekt vor uns“, sagt Tobias Banholzer, Verwaltungsleiter der Zinzendorfschulen in Königsfeld. Geplant ist eine Rundumsanierung für das 1869 erbaute Haus Spangenberg.

Herzstück auf 140 Quadratmeter

Im Fokus steht das knapp 70 Jahre alte Dach, das nach einem Brand im Jahr 1976 provisorisch errichtet wurde. Das Dach des Hauses sowie der darunterliegende Dachstuhl werden komplett erneuert. Wo bisher ein großer Speicher war, soll eine moderne Lernlandschaft entstehen. „Die Räumlichkeiten unter dem Dach sollen pädagogisch genutzt werden“, erklärt Michael Sauer, stellvertretender Schulleiter. Die Lernlandschaft ist für die Oberstufen-Schüler der Zinzendorfschulen gedacht.

So soll die moderne Lernlandschaft in dem neuen Dachstuhl des Hauses Spangenberg aussehen.
So soll die moderne Lernlandschaft in dem neuen Dachstuhl des Hauses Spangenberg aussehen. | Bild: Zinzendorfschule

Das Herzstück ist ein 140 Quadratmeter großer, offener Raum. Dort sollen Vorträge von Lehrern gehalten werden und eine sogenannte „Inputphase“ stattfinden. Die Idee ist, dass Schüler „kurs- und jahrgangsübergreifend“ unterrichtet werden können, so Sauer. Ausgestattet wird der Hauptraum mit stapelbaren Stühlen, Projektionsflächen und Moderationswänden. Ein „aufgeräumter Charakter“ ist Michael Sauer wichtig.

Verschiedene Lernformen wählbar

Nach dem Vortrag der Lehrkraft haben die Schüler drei Möglichkeiten, wie sie die Inhalte vertiefen möchten: das Selbststudium, das Seminar, bei dem sich Einzel- und Gruppenarbeiten abwechselnd oder das Tutorat, bei dem die Schüler von Lehrern unterstützt und gezielt gefördert werden. „Die Schüler werden da abgeholt, wo sie es brauchen“, sagt der stellvertretende Schulleiter. Selbstständigkeit, Selbsteinschätzung und Selbstorganisation – das seien alles Dinge, die die Schüler für ein anstehendes Studium benötigen würden, so Sauer. Das soziale Lernen soll geschult werden, Schüler sollen sich gegenseitig helfen und unterstützen.

Vorteile für Schüler und Lehrer

Nicht nur für die Schüler soll das Lernkonzept von Vorteil sein, auch Lehrkräfte profitieren laut Michael Sauer davon. Je nach Stärken können sie sich entweder dafür entscheiden, vor einem größeren Publikum zu unterrichten oder aber auf einzelne Schüler konkret einzugehen. Die pädagogische Beziehung soll so gestärkt werden.

Inmitten der Großbaustelle (von links): Architekt Reiner Ketterer, Hausmeister Thomas Sohmer, Stellvertretender Schulleiter Michael ...
Inmitten der Großbaustelle (von links): Architekt Reiner Ketterer, Hausmeister Thomas Sohmer, Stellvertretender Schulleiter Michael Sauer, Bürgermeister Fritz Link, Stellvertretende Schulleiterin Heike Lutz-Marek, Verwaltungsleiter Tobias Banholzer und Schulleiter Johannes Treude. | Bild: Hanna Mayer

Architekt Reiner Ketterer ist seit 20 Jahren für die Zinzendorfschulen tätig und begeistert von der Teamarbeit während der Planungen für das Vorhaben. Im Vorfeld galt es, einige Problematiken zu bedenken, wie beispielsweise das provisorische Dach. Nach einigen statischen Untersuchungen ist Ketterer zuversichtlich: „Wir sind gut gewappnet.“ Das Dach soll teilweise um bis zu 1,40 Meter angehoben werden, damit sich jeder in dem Dachstuhl problemlos bewegen kann. Eine kleine Cafeteria, zwei Dachterrassen sowie flächendeckendes WLAN im Dachgeschoss sollen den Schülern ein angenehmes, digitales Arbeiten ermöglichen.

Bauarbeiten bis Frühling 2021

Die Hauptarbeiten sollen in den Sommerferien fertiggestellt und lärmintensive Baumaßnahmen jeweils auf schulfreie Zeiten gelegt werden. Bis alle Sanierungsarbeiten beendet sind, dauert es noch eine ganze Weile: Im Frühjahr 2021 sollen alle Renovierungen abgeschlossen sein. Die Einweihung der Lernlandschaft ist auf den Beginn des Schuljahres 2021/22 angesetzt.

Architekt Reiner Ketterer ist für das Großprojekt verantwortlich. Die multifunktionale Nutzung des Dachstuhls ist eine Herausforderung, ...
Architekt Reiner Ketterer ist für das Großprojekt verantwortlich. Die multifunktionale Nutzung des Dachstuhls ist eine Herausforderung, doch nach etlichen Untersuchungen und Planungen kann er die Arbeiten jetzt angehen. | Bild: Hanna Mayer

304 000 Euro Zuschüsse insgesamt

Rund eine Million Euro kostet der neue Dachstuhl und die Sanierung der Fassade. Hinzu kommen weitere Baumaßnahmen am und im Haus: die Sanierung der Toilettenanlagen oder ein Außenaufzug sind nur einige davon. Bezuschusst wird das Großprojekt vom Bund mit 274 000 Euro nach dem Kommunalinvestitionsförderungsgesetz. 30 000 Euro werden von der Gemeinde Königsfeld übernommen.

Im Jahr 2021 soll der neue Dachstuhl fertig sein und die Lernlandschaft eingeweiht werden.
Im Jahr 2021 soll der neue Dachstuhl fertig sein und die Lernlandschaft eingeweiht werden. | Bild: Zinzendorfschulen

Bürgermeister Fritz Link lobt das Bauprojekt: „In eigenständiges Lernen muss investiert werden.“ Weil das Gebäude laut dem Bürgermeister ortsbildprägend sei, ist es ihm wichtig, dass „die Substanz des Gebäudes erhalten bleibt.“ Die äußere Gestaltung des Gebäudes wurde daher mit der Gemeinde abgestimmt. Der neoklassizistische Stil des Hauses sowie die Proportionen bleiben erhalten. Ein harmonisches Gesamtbild soll entstehen, „ein Gewinn für das Ortsbild“, so Link.