Ulrike Jäger

Schnee von gestern liegt auf dem Notschrei. Das Nordic-Center hat erstmals Schnee aus der Vorsaison mit Holzspänen konserviert. Das nennt sich „Snowfarming“, „Anbau“ von Schnee oder Übersommerung und wird in einigen Weltcup-Orten praktiziert. Der Leiter der Arbeitsgruppe Standortentwicklung Nordic-Center Notschrei, Professor Ralf Roth, informierte in einem Pressegespräch über die Entwicklung des Loipenzentrums. Qualitative Weiterentwicklung und wirtschaftliche Tragfähigkeit stünden als Ziele im Vordergrund, so der Wissenschaftler der Deutschen Sporthochschule Köln.

Der Verein Notschreiloipe, der Trägerverein, der sich um Trainings- und Wettkampfstützpunkt kümmert, die Nordic-Schule, das Loipenhaus mit Café und das Service Center sind unter der Dachmarke Schwarzwald Nordic-Center Notschrei vereint. Der Trägerverein Nordic-Center Notschrei sei der „Motor für den Nachwuchssektor“. Hier gebe es große sportliche Erfolge, so Roth. Sehr gut angenommen werde das offene Training für Kinder und Jugendliche, das jeden Tag angeboten wird. Insgesamt gab es mehr als 100 Trainingstage, mehr als 30 Wettkampftage und mehr als 10 000 Stunden ehrenamtlicher Helfer, bilanzierte der Projektleiter.

Damit die Jugend auch früh mit dem Training starten kann, wurde erstmals über den Winter 2017/2018 ein Schneedepot mit Altschnee errichtet. Dieses „Snowfarming“ („Anbau“ von Schnee oder Übersommerung) wird bereits in einigen Weltcup-Orten praktiziert. Den ganzen Winter über wurde Schnee gesammelt. Der aufgetürmte Schneeberg sei zuweilen auch ein Spielplatz gewesen, was auch durchaus gewollt war, denn die Kinder hätten zur Verdichtung der Schneemassen beigetragen, sagte Roth. Dieses Vergnügen gibt es nicht mehr, sobald die 40 Zentimeter dicke Schicht aus Holzspänen aufgebracht ist. Diese Schicht schützte das Schneedepot trotz des heißen Sommers, erläutern die Koordinatoren Georg Behringer und Walter Rombach, und die Holzspäne werden aufgehoben und wiederverwendet.

Im Mai 2018 betrug das Gesamtvolumen 4650 Kubikmeter, Ende Oktober standen noch 3500 Kubikmeter zur Verfügung, ein Verlust von nur 23 Prozent, trotz des heißen Sommers. Hiervon seien 2000 Kubikmeter für die Präparierung der Trainingsstrecke auf 1200 Metern verwendet worden, der Rest würde zur Absicherung bei möglichen Witterungsschwankungen verwendet. Der Altschnee sei ausschließlich auf der geteerten Skirollerstrecke aufgebracht worden, betonte Professor Roth, um jegliche Bodenschäden zu vermeiden. Dies sei jedoch kein wintertouristisches Lösungsmodell, es solle nur den Sportlern das Training ab Ende November ermöglichen, betont er. Es sei ein ökologisch verträgliches Verfahren, die Holzspäne stammten aus der Region, und die Sportler müssten so keine weiten Fahrten zum Schneetraining unternehmen. Das Projekt sei ein Erfolg und beweise, dass ohne Chemie und mit geringem Personal- und Materialeinsatz eine Übersommerung von Schnee am Standort Notschrei möglich, ökologisch verträglich und rentabel sei. Er dankte dem eingespielten Team für die kompetente Umsetzung.

Die Qualität des Schnees sei hervorragend, die Dichte wie auf Weltcuploipen, erklärte Projektleiter Georg Behringer. Die Höhe von 1100 Metern am Notschrei sei sehr gut für die Übersommerung von Schnee geeignet, das Nordic-Center gehöre zu den obersten Loipengebieten und gelte als „Schnee-Insel“. Nicht umsonst liegen bereits zahlreiche Anmeldungen von Wettkampfveranstaltungen für die kommende Saison vor, so Betriebsleiter Walter Rombach. Zunächst steht aber das „Schwarzwald Langlauf-Opening“ auf dem Programm. Hier können am Sonntag, 2. Dezember, von 10 bis 15 Uhr Testski ausprobiert werden, es gibt Schnupper-Biathlon ebenso wie Wachsservice, Beratung und Langlaufkurse. Erstmals wurde der Verein von der Stadt Todtnau mit der Präparierung der Winterwanderwege und Loipen neben dem Notschrei auch in Muggenbrunn und Todtnauberg beauftragt.

Nach dem Motto „alles in einer Hand zur gleichen Qualität“, sagte Todtnaus Bürgermeister Andreas Wießner, der neben Oberrieds Bürgermeister Klaus Vosberg, Projektleiter Georg Behringer, Betriebsleiter Walter Rombach an dem Gespräch teilnahm. Auch Anika Bichlmaier, Referentin für Sportraumentwicklung und Nachhaltigkeit in der Stiftung Sicherheit im Skisport im Deutschen Skiverband nahm an der Informationsrunde teil. Der Verein Notschreiloipe sei im Jahr 2018/2019 verantwortlich für insgesamt 130 Kilometer Loipen, alle über 1100 Metern hoch gelegen. Dies sei eine Verdopplung, sagte Roth. Mehr als 110 Betriebstage gebe es im Schnitt pro Saison.

Die Mitgliederzahl liege zurzeit bei 5700. Die Einführung der Nordic Card als Einzelmitgliedschaft für die Nutzung der Loipen sei ein Erfolg und soll ausgebaut werden. Ein drittes modernes Spurfahrzeug sei angeschafft worden, der Boden- und Parkplatzbelag vor dem Loipenhaus erneuert, und ein neuer Flyer soll demnächst erstellt werden. Eine gute Entwicklung sei auch bei der Nordic-Schule zu verzeichnen, dort hätten 2500 Menschen an Skilanglauf und Biathlonkursen teilgenommen; mehr als 3500 Skier wurden ausgeliehen.