Wer ein Auto hat, muss Kfz-Steuer bezahlen. Irgendwann im Jahr kommt sie sicher, die lästige Abbuchung vom eigenen Konto.

Doch einige Bereiche sind davon ausgenommen, beispielsweise die Landwirte. Aber vielleicht ist das nicht mehr lange so. Künftig sollen auch sie zur Kasse gebeten werden. Das fordert der Bundesrechnungshof vom Bundesfinanzministerium.

Warum eigentlich zahlen Landwirte diese Steuer nicht schon längst? Darauf haben drei Landwirte auf der Baar ihre ganz persönliche Antwort.

Ohnehin meist im Feld unterwegs

Zum Beispiel Patrick Bossert von den Fohrenhöfen. Sein Argument, warum es fair ist, dass Landwirte von der Steuer befreit sind? „Weil wir in der Regel im Feld unterwegs sind“, sagt Bossert.

Patrick Bossert, Landwirt, vor einem seiner Fahrzeuge. Erst kürzlich musste er die Kfz-Steuer-Befreiung für einen Anhänger beantragen.
Patrick Bossert, Landwirt, vor einem seiner Fahrzeuge. Erst kürzlich musste er die Kfz-Steuer-Befreiung für einen Anhänger beantragen. | Bild: Ganter, Patrick

Nur selten seien sie auf den Straßen unterwegs, die ja auch durch die Kfz-Steuer finanziert werden sollen. Und natürlich gilt: „Keiner zahlt gern freiwillig“, so Bossert.

Dass er von der Kfz-Steuer befreit wird, beziehungsweise den Grund dafür, muss er immer wieder nach weisen – auch ganz aktuell. „Ich habe einen Anhänger angemeldet“, sagt Bossert. Jetzt fordert der Zoll ein Antwortschreiben, in dem Bossert darlegt, dass dieser landwirtschaftlich genutzt wird, also von der Steuer befreit werden kann.

Schon der Flächenfraß trifft die Landwirte

Ganz ähnliche Argumente führt auch Werner Bäurer, Landwirt mit Hof in Fürstenberg, ins Feld. „Wir sind ganz selten auf den Straßen unterwegs“, sagt Bäurer. Dass die Kfz-Steuer nun auch für Landwirte fällig wird, schieße über das Ziel hinaus.

Werner Bäurer, Landwirt und Ortsvorsteher in Fürstenberg. Das Bild ist im März 2022 entstanden.
Werner Bäurer, Landwirt und Ortsvorsteher in Fürstenberg. Das Bild ist im März 2022 entstanden. | Bild: Andrea Wieland (Archiv)

Denn, so findet Bäurer, Landwirte seien bereits genug belastet. Indirekt beispielsweise durch den Flächenfraß. „Dafür müssen Landwirte immer wieder Flächen zur Verfügung stellen“, sagt Bäurer und nennt als Beispiel den Ausbau von Straßen. Davon war er zwar nicht selbst betroffen, aber mit dieser Thematik beschäftigt war auch er schon. „Der Flächenfraß nimmt zu“, sagt er.

Schwankungen machen den Unterschied

Richard Hauser, Landwirt in Bräunlingen, ist bewusst, dass Landwirte bei der Kfz-Steuer eine Sonderstellung haben. Der Fliesenleger, wie er als Beispiel nennt, müsse für sein Fahrzeug schließlich die Steuer bezahlen.

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Warum die Befreiung für die Landwirte trotzdem fair ist? „Weil unser Geschäft größeren Schwankungen unterliegt“, sagt Hauser und nennt ein ganz aktuelles Beispiel: den Milchpreis.

Vorstoß kommt zur Unzeit

Es sei damit zu rechnen, dass er fallen wird – und zwar deutlich. Auf Hausers Hof wird seit Jahrzehnten in Bio-Qualität produziert. Das ging auch genau so lange gut, weil die Nachfrage stetig gestiegen ist. Weil die Kunden derzeit aufgrund der stark gestiegenen Preise eher zu günstigen Produkten greifen, sinkt auch die Nachfrage nach dem etwas teurerer Bio-Produkt.

„Schmecken tut mir das natürlich nicht.“
Richard Hauser, Landwirt

Generell seien derzeit alle anderen Kosten hoch genug. Die Diskussion um die mögliche Einführung einer Kfz-Steuer für landwirtschaftlich genutzte Fahrzeuge komme zur Unzeit, wie Hauser sagt. „Schmecken tut mir das natürlich nicht“, so der Landwirt.

BLHV untermauert Argumentation

Untermauert wird die Argumentation der Landwirte auch vom Badischen Landwirtschaftlichen Hauptverband (BLHV). Thomas Meyer, der Donaueschinger Geschäftsstellenleiter, nennt auf Anfrage ein Argument, das auch Bossert, Bäurer und Hauser aufgeführt haben: „Hintergrund der Befreiung ist mit Sicherheit, dass Traktoren 90 Prozent der Betriebsstunden auf der Hoffläche oder der landwirtschaftlichen Fläche unterwegs sind und somit nicht das öffentliche Straßennetz belasten.“