Lutz Rademacher

Sagenumwoben ist sie, die Badmühle (Badmilli) in der Nähe von Hubertshofen. Es gibt aber auch jede Menge historische Fakten zu dem Bau. Doch wo sie einst stand, das wusste bisher in Hubertshofen keiner so richtig. Nicht einmal die Badmilli-Hexer, eine Untergruppierung der 1963 gegründeten Waldwinkel-Narrenzunft.

Alte Schriften und Pläne aus dem Fürstenberg-Archiv

Emil Tritschler, ehemaliger Ortschaftsrat und Sprecher der Altersmannschaft der Feuerwehr, ließ das keine Ruhe. So hat er sich alte Schriften und Pläne aus dem Fürstenberg-Archiv besorgt und den Wald in dem vermuteten Gebiet gründlich in Augenschein genommen. Anhand eines alten Lageplanes, dem Verlauf des Reichenbächles sowie noch deutlich sichtbaren Überresten des Mühlenweihers konnte Emil Tritschler den Standort der Mühle sehr genau feststellen, auch wenn der Wald mittlerweile mögliche Mauerreste überwuchert hat.

Dieses Schild hat Emil Tritschler erstellt und an einem Baum vor dem ehemaligen Standort der Badmühle angebracht.
Dieses Schild hat Emil Tritschler erstellt und an einem Baum vor dem ehemaligen Standort der Badmühle angebracht. | Bild: Lutz Rademacher

Schließlich hat Emil Tritschler mit Unterstützung von Peter Pfaff aus Bräunlingen eine Tafel mit einem runden Rahmen und einem kleinen Dach zum Schutz erstellt, die er am ehemaligen Standort der Mühle an einem Baum anbrachte. Sohn Georg hat den Platz mit einer Holzbank bereichert, die in den nächsten Tagen vom Förster Hans Peter Fesenmeyer noch fest installiert wird.

Reges Interesse der Ortsansässigen

Zur feierlichen Übergabe der Tafel lud Emil Tritschler die Hubertshofener Bevölkerung ein, insbesondere den Ortschaftsrat, den Förster, seine Feuerwehrkameraden und die Waldwinkel-Zunft. Die Veranstaltung stieß bei den Ortsansässigen auf reges Interesse. Sie nutzten die Gelegenheit für einen Waldspaziergang und erlebten dabei ein Stück Heimatgeschichte.

Da, wo einst der Mühlenweier war, ist jetzt Wald. Emil Tritschler erklärt, wo Zu- und Ablauf waren. Auch die jungen Hubertshofener hören ...
Da, wo einst der Mühlenweier war, ist jetzt Wald. Emil Tritschler erklärt, wo Zu- und Ablauf waren. Auch die jungen Hubertshofener hören interessiert zu. | Bild: Lutz Rademacher

"Wir haben oft bei Treffen der Altersmannschaft über die Badmühle gesprochen", sagt Tritschler, "dann sind wir mal oben gewesen und haben einen ausbetonierten Schacht gefunden". Graben hatte aber keinen Sinn, weil überall Bäume stehen. "Doch ich musste etwas tun, denn wenn unsere Generation nichts tut, ist die Sache vergessen."

Nach dem Abriss Wald angepflanzt

Früher war dort überall Feld. Die Badmühle wurde im Jahr 1624 erbaut. Ab 1772 gehörte sie Johann Knöpfle, der aus Ibental kam, und wurde dann drei Generationen in der Familie weitervererbt. Nachkommen dieser Familie leben noch heute in Hubertshofen. Nach einem Brand 1820 wurde sie wieder aufgebaut, 1904 aufgegeben und 1906 abgerissen. Ein weiteres Gebäude, das Waltershäusle, 100 Meter weiter Richtung Ort wurde 1917 abgerissen. Danach wurde jeweils erst der Wald angepflanzt.

Eine zunächst unscheinbare, aber historisch interessante Stelle: Hier floß bis vor über 100 Jahren das Wasser aus dem Weiher, um das ...
Eine zunächst unscheinbare, aber historisch interessante Stelle: Hier floß bis vor über 100 Jahren das Wasser aus dem Weiher, um das Mühlrad der Badmühle zu speisen | Bild: Lutz Rademacher

Eine Legende hingegen ist, dass reiche Amerikaner und Engländer in die Badmühle zum Baden kamen. Eine andere Geschichte erzählt von Frauen und Männern, die im 17. Jahrhundert gemeinsam nackt im Badbrunnen gebadet haben und den christlichen Hubertshofenern ein Dorn im Auge waren.

Der Ursprung der Badmilli-Hexer

So spielten sie den zum Teil von weit her angereisten Badegästen allerlei Streiche, worauf sie von diesen mit Schimpfwörtern wie "Wassergeister", "Mühlengeister", "Badmilligrotti" oder "Rimsenguderi" bedacht wurden. Aus diesen Wörtern entstand in Abstimmung mit dem Brauchtums-Ausschuss der Schwarzwälder Narrenvereinigung im Jahr 1963 die Fasnet-Figur Badmilli-Hexer.

Überreste von Dornengestrüpp überwuchert

Bekannt ist, dass die Hubertshofener Bauern in alter Zeit verpflichtet waren, beim Badmüller ihr Mehl zu mahlen. Im Gegenzug musste dieser im dreitägigen Wechsel Wasser zur Bewässerung der Felder abzweigen. Die Vorrichtung, in der das Reichenbächle in den Mühlenweiler abgeleitet wurde, hat Emil Tritschler schon einmal gefunden. Allerdings sei diese von Dornengestrüpp überwuchert. Die Reste des Weihers mit Zu- und Ablauf, die Emil Tritschler den Anwesenden in einem Waldspaziergang zeigte, sind jedoch noch deutlich zu erkennen.

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