Der viele Regen hat auch Tengen nicht verschont. Im Teilort Uttenhofen beispielsweise seien drei Haushalte extrem betroffen gewesen, wie sich Landwirt Stefan Leichenauer erinnert. Die Bürger hätten schnell angepackt. Die Feuerwehr sei gleich zur Stelle gewesen. Mit einem selbst organisierten Bagger habe er den Bach ausgebaggert, sagt Leichenauer. Die Kinder des Dorfes hätten bis um 23.30 Uhr mitgeholfen – und am Tag danach schulfrei bekommen.

Leichenauer bedankte sich in einer Sitzung des Tengener Gemeinderates: „Es ist nicht selbstverständlich, dass die Stadt die Miete für den Bagger ohne langes Diskutieren gleich bezahlt hat“, so der Landwirt. „Wir wollten die Arbeit nicht auf den Bauhof abschieben.“ Für ihn ein Beispiel für eine Dorfgemeinschaft, die Hand anlegt, wo es notwendig ist.

Symbolisch für das Hochwasser im Jahr 2021: Hier, in der Nähe des Römischen Gutshofes Büßlingen, befindet sich normalerweise kein ...
Symbolisch für das Hochwasser im Jahr 2021: Hier, in der Nähe des Römischen Gutshofes Büßlingen, befindet sich normalerweise kein Wasser. Im vergangenen Jahr hat sich so viel Wasser angesammelt, dass sogar Schwäne einen Besuch abgestattet haben. Im Hintergrund der Hohenstoffel. | Bild: Uli Zeller

Im zweiten Jahr der Corona-Pandemie herrschte weiterhin viel Unsicherheit. In einem Sommer, in dem die Pandemie zurückging, hoffte mancher vielleicht schon wieder auf einen Tengener Schätzele-Markt Ende Oktober. Doch den Markt ereilte das gleiche Schicksal wie die Fasnacht, den Kastaniensommer und alle geplanten Adventsmärkte: Er fand nicht statt, um die Pandemie im Griff behalten zu können.

Die Vereine haben den vielen ausgefallenen Aktionen mit zahlreichen Straßenverkäufen unter Corona-Vorschriften entgegengehalten. So etwa das Soziale Netzwerk Watterdingen-Weil Sonne, das einen Suppenverkauf angeboten hat. Nach vielen Impfaktionen hat Tengen im Dezember als erste Kommune im Kreis einen Impftag organisiert. Bürgermeister Marian Schreier hatte den Impfstoff morgens persönlich im Klinikum abgeholt.

ABeim Summer of pioneers wurde das Schloss Blumenfeld durch Stammtische, Konzerte und das Schlosscafé wiederbelebt. Hier die Besucher ...
ABeim Summer of pioneers wurde das Schloss Blumenfeld durch Stammtische, Konzerte und das Schlosscafé wiederbelebt. Hier die Besucher einer Ausstellung des Landschaftserhaltungsverbandes im Sommer. | Bild: Uli Zeller

Die Post in Tengen ist jetzt an einem anderen Ort zu finden. Statt in der Nähe des Kreisverkehrs befindet sie sich nun bei Reha Mick beim Ortsausgang Richtung Watterdingen.

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Ein weiteres Haus wurde fertiggestellt und bezogen: Das neue Tengener Ärztehaus. Im neu entstehenden Zentrum der Stadt haben Bürger mit einer Genossenschaft ein Ärztehaus erstellt. Es soll unter anderem dazu beitragen, Ärztenachwuchs durch ansprechende neue Praxisräume nach Tengen zu locken.

Die Tiefbauarbeiten für den neuen Tengener Bürgersaal haben bereits begonnen. Im Jahr 2022 soll er fertig werden. Hintzen das 2021 ...
Die Tiefbauarbeiten für den neuen Tengener Bürgersaal haben bereits begonnen. Im Jahr 2022 soll er fertig werden. Hintzen das 2021 fertiggestellte und bezogene Ärztehaus. | Bild: Dietmar Zachäbitz

Im Ärztehaus befindet sich neben einer Allgemein- und einer Zahnarztpraxis auch eine Tagespflege für Senioren und eine Krippengruppe für Kleinkinder. Interessant dabei ist, dass die Senioren und die Kinder mittags gemeinsam essen und auch sonst immer wieder gemeinsame Aktionen unternehmen können.

Frischen Wind brachten im zweiten Halbjahr rund 20 Pioniere ins Blumenfelder Schloss und nach ganz Tengen. Mit Schlosshofkonzerten, Stammtischen für die Nachbarschaft und Kunstausstellungen führten sie auch die Menschen aus Tengen neu zusammen. Sie brachten sich aktiv ins Stadtleben ein und belebten das Blumenfelder Schloss. Ein Großteil der Teilnehmer des „Summer of pioneers“ verlässt Tengen zum Jahreswechsel wieder, aber einige möchten hierbleiben.

So soll es 2022 in Tengen weitergehen

  • Bürgersaal, Baugebiet und Feuerwehr: Im Jahr 2022 soll sich das Zentrum der Stadt Tengen weiter entwickeln. Tengens Bürgermeister Marian Schreier nennt den neuen Bürgersaal als größtes Projekt für das folgende Jahr. „Bis September 2022 soll der Bau abgeschlossen sein“, erläutert er. Anfang 2022 soll die Bodenplatte verlegt werden, wie es in der jüngsten Gemeinderatssitzung hieß. Als weitere große Projekte nennt er die Erschließung des Baugebietes Amtsgarten und die Beschaffung eines weiteren Feuerwehrfahrzeuges.
  • Hochwasserschutz: Auch der Hochwasserschutz soll weiter verbessert werden. „Wir haben eine Liste mit kritischen Punkten erstellt“, erläutert der Bürgermeister. Diese Liste werde weiter abgearbeitet. Auf der Liste standen etwa Schächte oder Bachverläufe, die verbreitert werden müssen. Auch jährlich wiederkehrende Arbeiten wie das Freischneiden von Gräben gehöre dazu. Die Hochwasserplanung werde ebenfalls Jahr für Jahr in den Haushaltsplanungen umgesetzt. „Für 2022 haben wir zwei große Hochwasserschutzprojekte in Watterdingen eingeplant“, so Schreier. Dies sei erstens das Gewerbegebiet Breitenplatz und zweitens die Unterdorfstraße. Dort habe es vor einigen Jahren ein größeres Hochwasser gegeben. 2022 sollen in der Unterdorfstraße überdeckte Gewässer aufgeweitet werden. „In der Unterdorfstraße gibt es eine Engstelle, dort ist die Verrohrung sehr klein und der Wasserdurchfluss entsprechend gering. Damit mehr Wasser abfließen kann, weiten wir die Verrohrung auf“, so Schreier.
  • Windpark: Ins Stocken geraten ist derzeit die Genehmigung des Windparks Brand in Tengen-Watterdingen. Eine Nachkartierung hat einen Rotmilan-Horst zu viel ergeben, so dass der Genehmigungsantrag nicht gestellt werden konnte, berichtet Marian Schreier. Sein Ausblick für 2022: „Momentan werden Alternativen geprüft. Außerdem erhoffen wir uns, dass sich über die momentan auf Landesebene laufende Überprüfung von Genehmigungshindernissen Veränderungen ergeben.“
  • Summer of pioneers: Einige Teilnehmer des „Summer of pioneers“ (“Sommer der Pioniere“) wollen auch 2022 in Tengen bleiben. Ein angedachtes „KoDorf“ in der Tengener Kalkgrube könnte, wenn der Gemeinderat zustimmt, weitere Kreative und Digitalarbeiter, die von überall aus arbeiten können, nach Tengen locken.