Elmar Veeser

Da staunte selbst Bürgermeister Marian Schreier, denn als er die Gäste zum dritten Bürgerempfang in der Randenhalle in Tengen begrüßte, sah er auf komplett besetzte Sitzreihen. Schon die vorhergehenden Bürgerempfänge waren gut besucht gewesen, doch die Resonanz an diesem Abend konnte man durchaus als überwältigend bezeichnen. Die mit Höhepunkten gespickte Veranstaltung begleitete der Musikverein Harmonie Büßlingen unter der Leitung von Antonia Meßmer, wobei es zum Schluss beim Badner Lied und bei der Nationalhymne richtig feierlich wurde.

In seiner Ansprache schien es beinahe so, als würde Bürgermeister Marian Schreier sein persönliches Erfolgsrezept preisgeben, wie er es schafft, die Stadt so erfolgreich zu führen und die Bürger hinter sich zu scharen. Er benutzte dazu das etwas sperrige Wort Zugewandtheit, womit er meint, offen gegenüber neuen Entwicklungen zu sein. Der andere Begriff, den Schreier hervorhebt, ist Zuversicht – also mit einer optimistischen Grundhaltung die Zukunft im Blick haben. Zukunft entstehe dann, wenn Zugewandtheit und Zuversicht zusammenkämen und Engagement sichtbar gemacht werde, so der Bürgermeister.

Wichtige Veränderungen

Man müsse sich der Erzählung entgegenstemmen, dass sich Dinge nicht verändern ließen, nur so seien Unternehmen, Vereine und auch Kommunen erfolgreich, worauf er einige positive Beispiele anführte. Auch das neue Ärztehaus, das in der Stadt Tengen gebaut werde, zähle dazu, denn es widerlege die Grundannahme, dass keine Landärzte mehr zu finden seien. Schreier verriet dann weitere Details dazu: dass im ersten Stock die Ärzte-Gemeinschaftspraxis untergebracht werden soll, im Dachgeschoß die Zahnarztpraxis und im Erdgeschoss eine Tagespflege für Senioren mit zwölf Plätzen geplant ist. Im nächsten Schritt ist ein Planungstreffen mit Ärzten und der unteren Baurechtsbehörde vorgesehen. Darauf folgt im Mai die Einreichung des Baugesuchs und noch vor der Ausschreibung und der Suche nach einem Generalunternehmer muss der Gemeinderat sein Einvernehmen erteilen. Im Herbst 2019 soll der Baubeginn sein, wobei ein Holzbau oder ein Holzhybridbau mit Decken und Trägern aus Stahlbeton in der engeren Wahl stehen.

Neuer Bauhof als Großprojekt

Bei seiner Ansprache ging der Bürgermeister mit Zahlen sparsam um, denn, wie er sagte, sei die Umstellung von der bisherigen Kameralistik, also der klassischen Einnahmen- und Ausgabenrechnung, hin zur Doppik (Kurzwort für "doppelte Buchführung in Konten"), also der kaufmännische Rechnungslegung, wie sie in der freien Wirtschaft praktiziert wird, in vollem Gange. Das Haushaltsvolumen bezifferte er auf 11,3 Millionen Euro. Bei der Erwähnung der aktuellen Großprojekte durfte auch der neue Bauhof mit einem Investitionsvolumen von 1,9 Millionen Euro nicht fehlen, dessen Einweihung am 4. Mai gefeiert wird. Auch die aktuelle Baulandentwicklung war Thema, mit dem Baugebiet Heilig Wiesle in Weil. Für die Bauplätze im neuen Baugebiet Ob den Häusern wird der Bebauungsplan geändert. Die Innenentwicklung ist zur Eindämmung des Flächenverbrauchs wichtig, und Schreier führte dazu das neue Wohnbauprojekt mit Sozialwohnungen hinter dem alten Ärztehaus als aktuelles Beispiel an.

Neue Wohnkonzepte

Das Thema Stadtentwicklung stand dann beim Festredner Markus Müller von der Architektenkammer Baden-Württemberg im Mittelpunkt. Er stellte neue Wohnkonzepte vor, die mit den klassischen Einfamilienhaus-Neubauvierteln nicht mehr viel gemeinsam haben. Die Wohnkonzepte der Zukunft würden auf die Bedürfnisse bestimmter Bevölkerungsgruppen zugeschnitten sein, wie etwa altersgerechte Wohnsiedlungen mit Gemeinschafts- und Privatbereichen. Auch der Flächenverbrauch werde abnehmen müssen, wie Müller konstatierte – nachhaltige Baumaterialien und ökologische Bauweisen würden die Zukunft des Wohnungsbau bestimmen.

Diese Bürger wurden für ihre Verdienste für die Gemeinschaft ausgezeichnet

Höhepunkt des Bürgerempfangs 2019 waren natürlich die Ehrungen verdienter Bürger, in vier Kategorien:

  • Heinz Lohberger für Lebenswerk geehrt: In seiner launigen Ansprache bezeichnete Laudator Michael Zendler den Geehrten als den treuesten Fußballfan der SV Fortuna Tengen, der seit mehr als 65 Jahren Mitglied im Verein sei. Heinz Lohberger habe bei der Fortuna viele Funktionen innegehabt, etwa als Schriftführer, Betreuer für die Jugendmannschaft und schließlich als Jugendleiter. 1977 sei er zum Vorstand gewählt worden. Heinz Lohberger bedankte sich sichtlich gerührt mit den Worten: „Einer allein schafft nichts; viele helfende Hände schaffen alles – vielen Dank an alle!“
  • Bruno Messmer für sein soziales und kirchliches Engagement geehrt: In der Laudatio von Pfarrer Harald Dörflinger kam vor allem das handwerkliche Talent des Geehrten immer wieder zur Sprache. Bruno Messmer, der von 1995 bis 2015 Mitglied des Pfarrgemeinderats und des Stiftungsrates für Blumenfeld gewesen sei, habe immer dann angepackt, wenn es an Gebäuden etwas auszubessern oder zu reparieren gegeben habe oder wenn es bei Feierlichkeiten um technische Belange gegangen sei. Bei Problemen habe er immer eine Lösung gefunden und habe diese dann ohne viele Worte in die Tat umgesetzt. Bruno Messmer fand in seiner Dankesrede die für ihn typischen Worte: „Wenn mer gfroget wird, sagt mer halt – jo!“
  • Winfried Polte wird geehrt in der Kategorie Kultur: Laudator Peter Rendler hatte über Winfried Polte jede Menge Anekdoten parat, zum Beispiel die, dass dieser, kurz nach dessen Wahl im Jahr 1989 zum Vorstand des gemischten Chores Weil einfach die zweite Vorstandssitzung seiner Amtszeit in seine Kellerbar verlegt habe. Rendler bezeichnete dann als wesentlichen Charakterzug des Geehrten, dass er es geschafft habe, Alt und Jung zusammenzuführen. Der Ehrenvorsitzende des gemischten Chores Weil, der auch im Präsidium des Hegau-Bodensee-Chorverbandes als Leiter des Bezirks Oberer Hegau aktiv ist, bedankte sich in seiner Dankesrede bei „seiner starken Truppe“ und vor allem bei seiner Frau, die alles mitgetragen habe.
  • Die Damen des Tennisclubs Tengen geehrt: Laudator Timo Gartmaier und Sportwart beim Tennisclub Tengen ging zuerst auf die Geschichte des Vereins ein. Die Jugendarbeit sieht er als Grundstein des Erfolges, und die Damen, die von 1999 bis 2017 in der 1. Bezirksklasse Schwarzwald-Bodensee gespielt hätten, stammten alle aus dem eigenen Nachwuchs. Kathrin Eichkorn bedankte sich im Namen der Tennisdamen und bat um zahlreiche Fan-Unterstützung in der neuen Saison.