Ein amtierender Verkehrsminister ist immer ein begehrter Gesprächspartner – frei nach dem Spruch, den Narrenrichter Frank Bosch am Ende der Gerichtsverhandlung über eventuell im Publikum anwesende Abgeordnete machte: „Die haben alle ein oder zwei Espasingens in ihrem Kreis zum Umfahren.“ Das war auf die Stockacher Kommunalpolitik gemünzt, mit der Bürgermeister Rainer Stolz den Begklagten des Abends schon beim Empfang im Bürgerhaus Adler Post am Vormittag konfrontiert hat.
 

Da waren auf einem Schaubild viele Autos aufgemalt, die über vier Straßen sternförmig auf einen Brennpunkt zufahren – die Stadt Stockach. Schließlich hatte Alexander Dobrindt (CSU), Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur, noch angekündigt, im Falle eines Freispruchs eine Straße nach Wahl bauen zu wollen. Dobrindt wiegelte im Bürgerhaus trotzdem ab – und schlug mit markigen Sprüchen einen launigen Kurs ein, der beim närrischen Volk ankam. Er schloss seine Vorstellung mit der Feststellung: „Schwarze Seelen tragen weiße Westen – und ich trage Karo.“ Und zwar einen Kampfanzug, wie Dobrindt mehrmals betonte.

In diesem Kampfanzug schien er sich im Laufe des Nachmittags immer wohler zu fühlen. Bei der traditionellen Rast im Badischen Hof begrüßt der Mann die Gäste mit Handschlag, legt Wert darauf, auch in den Nebenraum zu gehen, ist ansprechbar und für jedes Selfie und Handy-Foto zu haben. Und auch wenn der ganz große Publikumsansturm beim Umzug durch die Stadt bei einsetzendem Schneetreiben ausbleibt, so wird Dobrindt auch angesprochen. Zum Beispiel auf die Maut, was er mit gekonnt gefälschten Bayern-Pickerl beantwortet – nicht ohne eine Drohung an die Baden-Württemberger in den Raum zu stellen, künftig im Freistaat eben eine Maut bezahlen zu müssen. Im Badischen Hof präsentiert Dobrindt sich auch noch als tiefenentspannter Beklagter, der sich vor dem Kläger nicht fürchtet – sondern ihn eher das Fürchten lehren will. Und der nebenbei in die digitale Kommunikation mit seinem Smartphone abtaucht.

Und Dobrindt hört aufmerksam zu, als die Narren im sogenannten Brauchtumsblock erklären, woher die Stockacher Fasnacht stammt, macht sich nebenher Notizen, betont die Demut vor dem Gericht, mit der er angereist sei – und keilt dann doch gegen Kläger Thomas Warndorf. Die Klageschrift könne nur so gut sein wie ihr Autor – und da erwarte er eine schwache Vorstellung. Da war er wieder, der Kampfanzug.