Lange wurde es versucht, jetzt ist es in greifbare Nähe gerückt: das Ärztehaus neben dem Stockacher Krankenhaus. Seit die Stadtgärtnerei im Jahr 2009 von dem Gelände zwischen Krankenhaus und der Rettungswache des Roten Kreuzes weggezogen ist, gab es schon zwei Anläufe von Investoren, auf dem Gelände eine medizinische Einrichtung zu schaffen. Jetzt, im dritten Anlauf, wird es definitiv.

Noch diesen Herbst wolle er mit den Bauarbeiten beginnen, bei einer Bauzeit von einem Jahr, sagte Bernd Schuler, der als Investor und Planer auftritt, bei einem Pressegespräch. Und auch mit Blick auf die früheren Anläufe sagt er: "Ich bin überzeugt von dem Projekt." Entstehen sollen neben dem Gebäude mit Praxen für niedergelassene Ärzte auch drei Mehrfamilienhäuser, die in den Hang mit Blick auf die Stadt gebaut werden sollen. Während das Ärztehaus mit vier Vollgeschossen geplant ist, sollen die Wohngebäude jeweils sechs Wohnungen auf drei Geschossen haben. Schuler rechnet als Investitionssumme mit etwa sechs Millionen Euro. Reservierungen und Absichtserklärungen für die neuen Praxisräume gebe es bereits von verschiedenen Allgemein- und Fachärzten. So seien ein Urologe und ein Zahnarzt dabei, sagt Schuler. Und auch eine Praxis für Physiotherapie wolle einziehen. Im Erdgeschoss sollen eine Apotheke und eine Bäckerei mit Stehcafé unterkommen.

So soll das Ärztehaus aussehen – Blick aus Richtung der Rot-Kreuz-Rettungswache. Im Hintergrund (nicht eingezeichnet) steht in der ...
So soll das Ärztehaus aussehen – Blick aus Richtung der Rot-Kreuz-Rettungswache. Im Hintergrund (nicht eingezeichnet) steht in der Wirklichkeit das Krankenhaus. | Bild: Ute Schönlein

Dass plötzlich sehr viele zusätzliche Ärzte nach Stockach kommen, ist aber nicht zu erwarten. Es gebe zwar Zuzüge, aber es würden auch Ärzte innerhalb der Stadt umziehen wollen, so Bernd Schuler. Zu Namen von künftigen Mietern oder Käufern der Praxen wollte er sich aber nicht äußern. An deren Anwerbung will auch Günter Klais aus Ludwigshafen mitgewirkt haben, was Schuler und Stockachs Bürgermeister Rainer Stolz auf Anfrage bestätigen. Schuler, selbst Bauingenieur, lebt in Stockach und betreibt ein Bauträgergeschäft in Radolfzell – neben Bora-Sauna und -Hotel, die er realisiert hat und als Geschäftsführer leitet.

Stolz bewertet den Mehrwert des neuen Gebäudes so: "Für Ärzte ist es von immensem Wert, einen gemeinsamen Standort zu haben." Noch dazu liege dieser neben einem Krankenhaus. Auch moderne Praxisräume und die Barrierefreiheit durch einen Aufzug seien Pluspunkte. Und Bauherr Schuler ergänzt, dass der Aufzug groß genug für ein Patientenbett sei. Schon direkt nachdem die Fläche frei wurde, sei das Ziel gewesen, die medizinische Versorgung der Bevölkerung zu verbessern, erklärt Rainer Stolz.

Investor Bernd Schuler (links) und Bürgermeister Rainer Stolz zeigen Zeichnungen des neben dem Krankenhaus geplanten Ärztehauses.
Investor Bernd Schuler (links) und Bürgermeister Rainer Stolz zeigen Zeichnungen des neben dem Krankenhaus geplanten Ärztehauses. | Bild: Stephan Freißmann

Außerdem will die Stadt in eigener Regie auf dem Gelände neben dem Ärztehaus ein Parkdeck mit etwa 120 Stellplätzen errichten, wie der Gemeinderat kürzlich beschlossen hat. Der Auftrag für den Bau soll laut Bürgermeister Stolz in der nächsten Gemeinderatssitzung am Mittwoch, 25. Mai, ab 18 Uhr erteilt werden. Dann werde auch der Preis klar sein. Das Parkdeck werde die Stadt allerdings bewirtschaften, es sei nicht für Dauerparker gedacht, sagte der Verwaltungschef. Wie genau die Gebühren erhoben werden sollen, sei indes noch nicht entschieden. Das benachbarte Gelände an der Ecke der Straßen Am Stadtgarten und Lugoweg, mit dem alten Gesundheitsamt, in dem derzeit der Stockacher Ortsverein des Roten Kreuzes sein Quartier hat, und der Rettungswache des Roten Kreuzes, sei von den Bauplänen nicht betroffen, so Stolz.

Die Vorgeschichte

Schon im Jahr 2009 kam die Idee auf, neben dem Krankenhaus ein Zentrum für Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) zu errichten. Dies scheiterte am Mangel an Geldgebern. Im Jahr 2012, als im Rest des Landkreises der Gesundheitsverbund gegründet wurde, kam ein Investor aus Ulm ins Spiel, dessen Pläne ebenfalls nie verwirklicht wurden. (eph)