In diesem Jahr ist vieles anders. So auch die wohl emotionalste Zeit im Jahr, die Weihnachtszeit. Große Familienzusammenkünfte, Weihnachtsmärkte und -feiern sind coronabedingt gestrichen. Was dennoch bleibt, ist der Wunsch beschenkt zu werden und die Freude am Verschenken. Die Vielfalt an Weihnachtsgeschenken ist wie in jedem Jahr groß: Vom selbstgemachten Schal mit passender Mütze bis hin zum brandneuen Handy. Oder doch lieber ein Gutschein, mit dem man nichts falsch machen kann? Eine Umfrage in der Singener Innenstadt gibt einen Einblick davon, was in der Region am liebsten verschenkt wird.
Eileen Koch ist Mutter von zwei Kindern: einem einjährigen Sohn und einer dreijährigen Tochter. Ihre Kinder sind die einzigen aus der Familie, die von ihr und ihrem Mann an Weihnachten beschenkt werden. Bei der Tochter fängt die Geschenke-Planung früh an: „Anfang Dezember nimmt der Nikolaus ihre Wunschliste für das Christkind mit“, erklärt die Mutter. Spielsachen für draußen und ein eigenes Kettcar stehen in diesem Jahr auf der Liste. Der einjährige Sohn ist noch zu jung, um sich etwas wünschen zu können. Doch auch bei ihm setzen die Eltern auf etwas Praktisches zum Spielen für draußen. Gutscheine gibt es erst, wenn die Kinder älter werden und die Wunschliste kleiner.
Spielsachen gibt es auch für die Enkelkinder von Marliese Marsch aus Singen. Doch ihre Enkel sind nicht die Einzigen, die sie an Weihnachten beschenkt. Für jeden aus der Familie versucht Marliese Marsch jedes Jahr ein passendes Geschenk zu finden. Dabei fällt die Geschenkauswahl ganz unterschiedlich aus: Die erwachsenen Kinder bekommen etwas Persönliches, bestenfalls etwas, was sie sich gewünscht haben. Der Schwiegersohn kocht gerne, deshalb schenkt sie dafür die benötigten Utensilien. Einen Gutschein gibt es nur dann, wenn ihr nichts mehr einfällt. Der Einzige, der nicht beschenkt wird, ist ihr Mann. „Darauf haben wir uns vor Jahren geeinigt“, sagt sie schmunzelnd.

Gerhard aus Aach, der seinen Nachnamen lieber für sich behalten will, ist Handwerker von Beruf. Zur Freude seiner Mitmenschen spiegelt sich seine handwerkliche Leidenschaft auch in den Weihnachtsgeschenken wider. Geschenke sind bei ihm nämlich gerne etwas Selbstgemachtes. Einen selbst gebauten Schlitten aus Eisstielen hat er schon einmal verschenkt. Oder eine Mundharmonika für das Nachbarskind. Falle ihm nichts zum selbst bauen ein, dann gebe es das, was sich die Verwandtschaft sonst so wünscht, sagt er.
„Nichts geht über Essen und Trinken“, meint Chiara Rocco. Lebensmittel verschenkt sie am Liebsten an ihren Freund oder ihre Familie. Doch auch vor Gutscheinen scheut die 27-Jährige sich nicht. Damit sei man immer auf der richtigen Seite, denn der Beschenkte habe die Möglichkeit selbst auszusuchen, was ihm gerade fehlt, argumentiert sie.
Das Ehepaar Wolf aus Radolfzell lässt der alljährliche Stress um das perfekte Weihnachtsgeschenk kalt. „Wir sind vor Jahren aus dem Weihnachtstrubel ausgestiegen“, betonen die Eheleute. Was sie brauchen, kaufen sie sich über das Jahr hinweg. Zur Erfüllung der Wünsche brauche es keinen bestimmten Tag. Ihrer Ansicht nach gehe mit all dem Kommerz der eigentliche Sinn von Weihnachten, nämlich das religiöse Fest, verloren: „Alles dreht sich nur noch darum, wer welches Geschenk bekommt“, kritisieren die Wolfs.