Nicola M. Westphal

Minne Bley war in den Jahren 2002 bis 2012 „die Frau des Pfarrers“ in der evangelischen Kirchengemeinde Gottmadingen. Sie erzählt, wie sie die Weihnachtszeit erlebt hat, und warum sie die vielen Arbeitsstunden glücklich machten.

„Nach Wochen voller Vorbereitung und schließlich drei Gottesdiensten am Heiligabend, saßen mein Mann und ich oft wie erschlagen bei Kartoffelsalat und Würstchen, unserem traditionellen Weihnachtsessen.“; erzählt Minne Bley lachend. „Wir sprachen dann wenig, haben den kurzen Moment der Ruhe und des Innehaltens genossen. Es gab eine kurze Bescherung für uns, ein Glas Wein – und schon ging es weiter, zum nächsten Gottesdienst.“ Auch wenn das nach viel Arbeit und Stress klingt, sagt Minne Bley: „Es war ein so intensives und erfülltes Weihnachten, dass ich es mir schöner nicht hätte vorstellen können.“

Lebendige Gemeinde mit tollem Zusammenhalt

Die Zeit in der Gottmadinger Gemeinde ist Minne Bley noch sehr präsent. „Es begann bereits im Advent, den ich wahrscheinlich viel intensiver erlebte als manch anderer. Statt in überfüllten Städten Geschenke einkaufen, machte ich bei den Vorbereitungen in der Gemeindearbeit mit. Das Flechten des Adventskranzes, ihn mit großen Kerzen zu schmücken, in der Kirche den Herrenhuter Stern aufzuhängen, mit den Kindern das Krippenspiel oder mit dem Chor Lieder einzustudieren: So sahen meine Weihnachtsvorbereitungen aus.“

Die Gottmadinger Gemeinde beschreibt sie als lebendig, mit tollem Zusammenhalt und einem warmherzigen Miteinander. „Es gab immer wieder jemanden, der eine Tanne im Garten hatte, die weg sollte“, berichtet sie. „Und es fanden sich schnell fleißige Helfer, mit denen wir das traditionelle Baumschlagen zu einem fröhlichen Ritual machten.“ Auch die Konfirmanden wurden in der Adventszeit mit in die Vorbereitungen einbezogen. Gemeinsam wurden Plätzchen gebacken und diese an ältere oder einsame Gemeindemitglieder verteilt. Das konkrete Handeln ließ dadurch den Gedanken von „Weihnachten als Fest der Liebe“ lebendig werden.

Als „Frau des Pfarrers“ ohne offizielle Funktion

Der Gottesdienst war für Minne Bley schon seit ihrer Kindheit ein beständiger und wichtiger Bestandteil ihres Lebens. „Erst im Gottesdienst wurde Weihnachten für mich lebendig und greifbar. Harmonie, eine friedvolle Stimmung, gemeinsam Lieder zu singen, mit verheißungsvollen Texten, die Christvesper – ich habe die Weihnachtsgottesdienste liebgewonnen und daran hat sich im Laufe der Zeit nichts geändert.“, sagt sie. Daher fiel es ihr auch leicht, als Pfarrfrau ihren Beitrag zu leisten und ihren Mann zu unterstützen. „Der Vorteil einer kleineren Gemeinde ist, dass wir mit den Jahren fast alle Gemeindemitglieder namentlich kannten und uns als große Familie fühlten.“

In den Gottesdiensten agierte sie als „Gastgeberin“, hieß alle willkommen, schaute, dass jeder einen Sitzplatz bekam, sich wohl fühlte. Nach dem Gottesdienst verabschiedete sie die Menschen am Ausgang, schüttelte viele, viele Hände, hier und da ein kurzer Blick, eine Umarmung, ein paar persönliche Worte. Und obwohl sie keine offizielle Funktion hatte, sondern „die Frau des Pfarrers“ war, liebte sie stets das, was sie tat und sagt heute, acht Jahre später: „Ich war glücklich und geradezu beseelt und ich bin dankbar, die Advents- und Weihnachtstage so intensiv erleben zu dürfen.“