Seit 17 Jahren ist Fairkauf im Singener Süden eine Anlaufstelle für Menschen mit geringem Einkommen, Schnäppchenjäger, Sammler und Nostalgiker. Auf 600 Quadratmetern Verkaufsfläche werden gebrauchte Möbel, Bücher, Geschirr und vieles mehr zu günstigen Preisen angeboten. Außerdem ist das Caritasprojekt ein Beschäftigungsbetrieb, in dem Langzeitarbeitslose vorübergehend angestellt und so auf eine Integration in den Arbeitsmarkt vorbereitet werden.
Doch damit ist bald Schluss: Das Second-Hand-Kaufhaus schließt zum Ende des Jahres seine Pforten. Die Gründe für das Aus des Geschäfts sind vielschichtig, wie Gabriele Eckert vom Caritasverband Konstanz nun im Rahmen eines Pressegesprächs erklärte.
Umsätze sinken, Betriebskosten steigen und die Konkurrenz macht Druck
Ein Problem sei der Konkurrenzdruck durch Billig-Möbelhäuser, schilderte die Leiterin des Fachbereichs Arbeit: „Auch Menschen mit geringem Einkommen wollen eher mal etwas günstiges Neues kaufen, als etwas hochwertiges Gebrauchtes. Das hat etwas mit Image zu tun.“ Fairkauf machte in den letzten Jahren also weniger Umsatz, die Betriebskosten stiegen dagegen stetig. Nach Aussage von Gabriele Eckert sei bereits seit zwei Jahren ein Abwärtstrend erkennbar, das Geschäftsjahr 2016 endete mit einem Defizit von 23 000 Euro. Im darauffolgenden Jahr kamen weitere 53 000 Euro Miese hinzu und auch für 2018 sehen die Prognosen nicht besser aus. Der Caritasverband Konstanz, der den Laden in Singen seit 2001 betreibt, musste in den beiden vergangenen Jahren also fast 80 000 Euro aufwenden, um die Verluste aufzufangen. Obwohl die Stadt Singen das Projekt seit 2012 mit 10 000 Euro jährlich bezuschusst, wurde die finanzielle Last zu groß. „Die Schließung ist daher aus betriebswirtschaftlichen Gründen unumgänglich“, bilanzierte Caritasvorstand Matthias Ehret. Alle laufenden Qualifizierungsmaßnahmen würden jedoch abgeschlossen und der Caritasverband übernehme alle Festangestellten. Ehret betonte, die Entscheidung sei dennoch schwergefallen und habe mehrere Monate gedauert.
Konkurrenz für Fairkauf sind jedoch nicht nur die Billig-Möbelhäuser, sondern auch die Arbeitslosen-Projekte der AWO. Mit dem Tafelgarten und weiteren Maßnahmen zur Stärkung Langzeitarbeitsloser versucht auch der Wohlfahrtsverband, Menschen wieder in das Berufsleben zu integrieren. Für Matthias Ehret bedeutet das: „Der kleiner werdende Markt reicht nicht mehr für zwei Anbieter und die AWO ist hier in Singen nun einmal der Hauptakteur.“
Weniger Arbeitslose bedeuten weniger Nachfrage
Ein weiterer Aspekt, der für das Ende des Second-Hand-Kaufhauses mitverantwortlich ist, ist dagegen äußerst positiver Natur: Die Zahl der Erwerbslosen sei in den vergangenen Jahren stetig gesunken, erklärte Gabriele Eckert und führte aus: „Die gute Arbeitsmarktsituation hat in der Region zu einer rückläufigen Nachfrage nach Beschäftigungsprogrammen geführt. Die Jobcenter setzen vermehrt auf individuell anpassbare Coaching- oder Qualifizierungsmaßnahmen.“
Bis zum 31. Oktober werde der Verkauf aber erst einmal weitergehen, betonte Fairkauf-Leiter Martin Maus und appellierte an Kunden und Spender, das Angebot bis dahin rege zu nutzen. Zudem kündigte er Sonderverkäufe und Rabattaktionen für den Herbst an. Bis wann Spenden angenommen werden, könne man noch nicht genau sagen.
Nach der Schließung des Singener Standorts wird der Caritasverband die arbeitsfördernden Aktivitäten ab 2019 im Fairkauf Konstanz bündeln. Das Möbelatelier Creaktiv wird nach Radolfzell verlagert.
Fairkauf Singen
Fairkauf Singen ist ein Beschäftigungsbetrieb des Caritasverbandes Konstanz. Das Projekt bietet Langzeitarbeitslosen ein befristetes Arbeitsverhältnis und bereitet sie auf die Wiedereingliederung in den allgemeinen Arbeitsmarkt vor. Durch professionelle Begleitung und Qualifizierung werden die Vermittlungsaussichten verbessert. Außerdem betreibt Fairkauf ein Second-Hand-Kaufhaus, in dem Menschen mit geringem Einkommen ebenso einkaufen können wie Sammler oder Schnäppchenjäger.
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