Wenn Archäologen in einem urzeitlichen Grab früher auf eine Waffe stießen, war für sie rasch klar, dass es sich bei dem dort einst begrabenen Menschen um einen Mann handeln muss. "Es konnte wohl kaum das Begräbnis einer Frau sein, die ja für Haushalt und Kinder zuständig war.
Heute sehen wir das anders, angeregt durch unser verändertes Bild von Mann und Frau und belegt durch naturwissenschaftliche Analysen", erklärt Sabine Kuhlmann als stellvertretende Leiterin des Hegau-Museums in Singen.
Im Zuge des Programms zum Weltfrauentag lädt sie am Dienstag, 26. März, um 19 Uhr zum Vortrag von Brigitte Röder mit dem Titel "Ich Mann, du Frau. Feste Rolle seit Urzeiten?". Röder ist Professorin für Ur- und Frühgeschichtliche Archäologie an der Universität Basel.
Gab es das urgeschichtliche Traumpaar?
Wie Sabine Kuhlmann erläutert, zeigen Knochenuntersuchungen, dass Frauen vor mehreren tausend Jahren stundenlang Korn gemahlen haben und bei der Ernte mitgewirkt haben, statt zuhause die Kinder zu hüten. Entsprechend beschäftigt sich Professorin Brigitte Röder mit der Frage, ob es das urgeschichtliche Traumpaar – er Ernährer, sie Hausfrau und Mutter – wirklich gab.
Wie klassische Familien- und Rollenmodelle im aktuellen Alltag aufgelöst werden, schwinden sie laut Sabine Kuhlmann auch in der Archäologie: "Wir haben mit der Archäologie einen kleinen Einblick in das damalige Leben und müssen aufpassen, dass wir das nicht mit vorgefassten Haltungen verfälschen."
Naturwissenschaft hilft heute bei Einordnung
Die Naturwissenschaft helfe dabei, Funde genauer betrachten und einordnen zu können. Heute wisse man, dass in den Gräbern von Frauen auch Waffen gefunden wurden – und Schmuckstücke bei Männern. Das bedeute nicht, dass vergangene Grabungen gänzlich neu aufgerollt werden müssen. Doch bei künftigen Arbeiten können Wissenschaftler laut Sabine Kuhlmann noch achtsamer mit Klischees umgehen.
Der Vortrag kostet sechs Euro Eintritt, für Mitglieder sind es vier Euro. Eine Anmeldung ist nicht nötig.