Was bei einem Auftritt des beliebten Comedian Kayar Yanar nicht fehlen darf, sind bekannte Firguren wie der türkische, krass konkrete Türsteher Hakan. Und dieser ist es auch, der die Show in der ausverkauften Stadthalle auf Einladung der Gems eröffnet. Mit seinem Kultspruch "Ey duh, du kommst hier net rein!", checkt er erst einmal die internationale Zusammensetzung des Publikums ab. "Wo sind Russen? Da? Lasst die Hände oben", sagt Hakan, strafft geschäftig die Schultern, steht breitbeinig und fordert das Security-Personal der Stadthalle auf: "Ey, Reihe zwei und vier sind Russen. Haltet die im Auge." Auch auf anwesende Italiener, Portugiesen und Türken reagiert er mit spontanem Witz, improvisiert, provoziert augenzwinkernd. Und natürlich darf auch die liebenswerte Figur des Inders Ranjid nicht fehlen, in die Yanar immer mal wieder taucht.
Im Mittelpunkt seines Programms steht allerdings Deutschland mit all seinen seltsamen Ritualen und Gesetzen. Warum schauen die Menschen zu Silvester "Dinner for One"? Warum bringen Scherben Glück, ein zerbrochener Spiegel aber Pech? Warum darf Xavier Naidoo nicht zum Eurovision Song Contest, weil er ein unprofessionelles Interview gebe, während Fußballer wie Lothar Matthäus ihre Nation laufend im Interview blamieren, fragt Yanar.
Wie ein roter Faden zieht sich die Beziehung zu seiner Freundin durch das Programm, mit der er gemeinsam in Zürich lebt. Der 43-Jährige bezeichnet sich selbst als einen eher bodenständigen Typen, als Bergtyp. Entspannung findet er am Zürichsee. Die Berge brächten ihn in seine Mitte, erzählt der Deutschtürke. "Ich bin ja in Frankfurt am Main aufgewachsen, die einzigen Berge, die wir dort hatten, waren die Jugendherbergen." Er denkt sogar ans Heiraten, würde gerne Kinder haben. Sorge bereite ihm nur, dass die Kinder schweizerisch sprächen und er seine Freundin dann als Dolmetscherin brauche.
Der Comedian ist erfahren, weiß, dass er sein Publikum für sich gewinnen kann, wenn er auf die lokalen Gegebenheiten eingeht, schafft so Bindung. Daher beherrscht er auch eine Reihe von Dialekten. Dialekte beeindrucken ihn sehr und er wünscht sich, dass man, wenn man doch ausländische Filme ins Deutsche übersetzt, diese auch dialektisch anpasst. Herr der Ringe auf bayrisch beispielsweise, das sei für ihn durchaus vorstellbar. Als er fragt, ob man in Singen schwäbisch spreche, kommt es zu Buhrufen. Er grinst. "Ja, beim Badischen habe ich wohl noch Lernbedarf", sagt er und fordert das Publikum auf, in der Pause badische Worte und Sätze auf seine Facebook-Seite zu posten. Aus dem Ergebnis zaubert er eine fantastische Zugabe. Er versucht sich nämlich in der wunderbaren Wortneuschöpfung "Singalesisch".
Zur Person
Kaya Yanar, geboren 1973, ist türkischstämmig und in Frankfurt aufgewachsen. Er studierte unter anderem Amerikanistik, Philosophie und Phonetik. 1995 erstmals auf der Bühne, hat er es in kurzer Zeit an die Spitze der deutschen Comedy geschafft. Er hatte eine Beziehung mit seiner Kollegin Mirja Boes und ist seit fünf Jahren mit einer Schweizerin liiert.