Sandra Bossenmaier

Die Stute Bonita und der Wallach Karlson fühlen sich wohl in Worblingen. Die beiden Therapiepferde fanden hier vor zwei Wochen mit dem Therapiehof Hegau ein neues Zuhause und Arbeitsumfeld. In idyllischer Ortsrandlage im Staadäckerweg werden sie hier künftig erkrankten Menschen helfen.

Leif befindet sich im Ruhestand

Bonita – alle sagen liebevoll nur Bonni zu ihr – ist in Uruguay geboren und gilt im Team als Fels in der Brandung. Sie wälzt sich genussvoll im Sand, von den ihr zuschauenden Besuchern lässt sie sich nicht stören. Im Stall haben die Stute Jill und Wallach Leif genug Platz, um sich nach Lust und Laune zu bewegen.

Annette Gomolla, Leiterin des Therapiehofes Hegau – hier mit Bonni – hat viel Erfahrung mit pferdegestützten Therapien.
Annette Gomolla, Leiterin des Therapiehofes Hegau – hier mit Bonni – hat viel Erfahrung mit pferdegestützten Therapien. | Bild: Sandra Bossenmaier

Leif ist bereits ein „alter Hase“ von 20 Jahren. Zehn Jahre lang war er ein zuverlässiges Therapiepferd, bis er erblindete und sich seitdem im wohlverdienten Ruhestand befindet und nicht mehr in einer Therapie eingesetzt wird.

SÜDKURIER berichtete über Suche

Annette Gomolla, Psychologin, Reittherapeutin und Leiterin des Therapiehofes Hegau, arbeitet bereits seit über 15 Jahren mit Pferden in der Reittherapie. Anfang des Jahres wurde im SÜDKURIER über sie und ihre Arbeit berichtet. Sie war damals auf der Suche nach einem geeigneten Grundstück für eine Kinder- und Jugendfarm und einen Therapiehof in Singen.

Diesen Artikel las auch Landwirt Ulrich Graf aus Worblingen. Er hatte freie Platzkapazitäten auf seinem Hof und meldete sich bei der Diplom-Psychologin Gomolla. Die beiden wurden sich einig und gestalteten den Stall und die Außenanlage auf Grafs Anwesen pferdegerecht und liebevoll um.

Reittherapeutin Larissa Bär gibt am Tag der Einweihung des Therapiehofes Hegau Auskunft über die Pferde. An ihrer Seite: Karlson
Reittherapeutin Larissa Bär gibt am Tag der Einweihung des Therapiehofes Hegau Auskunft über die Pferde. An ihrer Seite: Karlson | Bild: Sandra Bossenmaier

Auf der linken Seite des Stalles leben jetzt Grafs Mutterkuhherde samt den Kälbern und in direkter Nachbarschaft, auf der rechten Seite des Stalles, die Therapiepferde. Die Planungen für eine Kinder- und Jugendfarm laufen derzeit weiter, in diesem Thema ist Gomolla weiterhin in Gesprächen mit der Stadt Singen. Ein geeigneter Platz, um solch eine Farm aufzubauen, könnte eventuell im Münchried sein.

Pferde bieten Geborgenheit

Eine Therapie auf dem Therapiehof Hegau richtet sich an Kinder, Jugendliche und Erwachsene. In der Regel werden Einzeltherapien durchgeführt. Schwerpunkt-Angebote in der Behandlung richten sich an Kinder mit Autismus-Spektrum-Störungen oder an Menschen mit verschiedenen psychischen Traumatisierungen.

Tiere können Menschen helfen. Die Pferde auf dem Therapiehof Hegau sind zuverlässige, sanfte und vertrauenerweckende Tiere. Eine Begegnung mit diesen Tieren kann überwältigen und dem Therapeuten einen Zugang zu Menschen mit Handicap verschaffen. Die Pferde machen keinen Unterschied zwischen den Menschen, sie bieten Nähe und Geborgenheit.

Eine Initiative von GREAT

Eine Therapie mit beispielsweise Bonni, Jill oder Karlson kann den Alltag eines traumatisierten Menschen erleichtern. Besonders Kinder und Jugendliche profitieren von solchen tiergestützten Therapien.

Der Therapiehof Hegau ist eine Initiative von GREAT gUG (German Reserach Center for Equine Assisted Therapie), eine haftungsbeschränkte gemeinnützige Unternehmergesellschaft, die im Jahr 2011 von Diplom-Psychologin Annette Gomolla gegründet wurde. GREAT beschäftigt sich mit Pferde- und Tiergestützter Therapie und Pädagogik in Praxis und Theorie.

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