Kühles Bier und T-Shirt statt Daunenjacke und Glühwein waren bei den Hegauer Osterfeuern am Wochenende angesagt. Warm, trocken und windstill – besser konnten die Bedingungen nicht sein. So zeigte das Thermometer sommerliche 22 Grad am Ostersonntag, als der Musikverein Bietingen als erster von vier Veranstaltern um 17.30 Uhr mit seinem Osterfunken die Reihe der Hegauer Osterfeuer startete. Eine halbe Stunde später folgten Binningen und Mühlhausen – Steisslingen zündet sein Osterfeuer traditionell erst am Abend des Ostermontags an.
1100 Besucher in Mühlhausen
Die idealen Wetterbedingungen sorgten dafür, dass die Hegau-Gemeinden einen Besucherrekord verzeichneten. Während in Bietingen und Binningen jeweils 400 bis 500 Besucher den Weg zu den Sportplätzen fanden, knackte Mühlhausen mit rund 1100 Zuschauern erstmals die 1000er-Marke.
In allen Orten haben sich die Osterfeuer mittlerweile fest als wichtige Termine im Jahreskalender etabliert und werden gerne als gesellige Treffpunkte genutzt. Überall wurde natürlich auch für das leibliche Wohl der Besucher gesorgt. Für die Kinder wurden kleine Feuer angezündet, hier konnte Stockbrot gebacken oder Würstel gegrillt werden.

In Bietingen lag auch bei der 14. Auflage des Osterfunkens die Organisation wieder beim Musikverein. Dessen Vorsitzender Daniel Brachat und sein Stellvertreter Thomas Barth freuten sich, dass sie von der Feuerwehr Randegg und der Siedlergemeinschaft Bietingen unterstützt wurden. Zwei Samstage verbrachten Feuerwehr und Musikverein in den Wäldern der Umgebung, um das Holz zu besorgen und dann am Sportplatz aufzuschichten. Gesammelt wurde von Borkenkäfern befallenes Holz, das nicht anderweitig verwendet werden kann.
Stapel mit 80 Ster Holz
So kamen 80 Ster Holz zusammen, die sieben Meter hoch gestapelt wurden. Insgesamt waren 20 Helfer bei der Vorbereitung im Einsatz. Der Siedlerbund stellte wie in den Vorjahren wieder das Zelt und den Verkaufsstand. Für Brachat und Barth ist es unter anderem die Lage des Osterfeuers (ortsnah, jedoch mitten in der Natur), die den besonderen Reiz des Bietinger Feuers ausmache. Außerdem sei ein derart großes Feuer immer beeindruckend. Martin und Tanja Hitzler aus Gottmadingen, beide Mitglied im dortigen Musikverein, waren zum ersten Mal in Bietingen dabei. Sie fanden das Osterfeuer eine tolle Idee und wollten den Musikverein des Nachbarortes unterstützen.

In Binningen und Mühlhausen organisierten wie in den Vorjahren die jeweiligen Feuerwehren die dortigen Osterfeuer. Während in Mühlhausen nur Hecken- und Baumschnitt der Gemeinde verbrannt wurde, trugen in der Gemeinde unter dem Hohenstoffeln auch die Binninger selbst mit ihrem Grünschnitt zur gewaltigen Größe des Osterfeuers bei. Sechs Meter hoch und mehr als 25 Meter lang wurde der Schnitt dort aufgeschichtet – laut Franz Zimmermann, dem örtlichen Abteilungskommandanten, eine ungewöhnlich große Menge.

Für Hilzingens Bürgermeister Rupert Metzler stellt das Binninger Osterfeuer, das zum 16. Mal stattfand, inzwischen eine Institution dar. Viele Besucher aus den umliegenden Gemeinden hätten das schöne Osterwetter zu einem Spaziergang oder einer Wanderung nach Binningen genutzt. Er freue sich, dass die Veranstaltung solch einen regen Zuspruch finde. So nutzte auch Ute Rösch aus Hilzingen zusammen mit ihrer Schwester, die eigens aus Villingen nach Binningen zum Osterfeuer gekommen war, die Gelegenheit, Freunde und Bekannte zu treffen.
"Schöner kann Feuer nicht brennen"
Zehn Meter hoch mit einem Durchmesser von 14 Metern war der Mühlhausener Stapel groß. Kommandant Reiner Zeller freute sich, dass durch die besondere Stapeltechnik der Feuerwehr der Funkenflug reduziert werden konnte. Dies war ihm aufgrund der direkten Nähe der umstehenden Häuser am alten Sportplatz besonders wichtig. "Schöner kann Feuer nicht brennen", erklärt er, warum die Veranstaltung so viel Zuspruch findet. Und verheimlicht dabei nicht, dass es auch für sie als Feuerwehrleute faszinierend sei, ein solch großes Feuer kontrolliert brennen zu sehen. Leicht wehmütig bedauerte Zeller, dass das Osterfeuer das Letzte im Dorf war – das Gelände ist für den Bau eines Seniorenheims vorgesehen.
Übrigens: In allen Gemeinden wurde das Holz beziehungsweise der Baumschnitt erst kurz zuvor, teils erst am Vortag, aufgeschichtet, damit sich kleine Nagetiere, Igel oder Vögel dort nicht einnisten konnten.
Zum Hintergrund
In den Osterfeuern vereinen sich christliche und heidnische Traditionen. So kam im 8. Jahrhundert die katholische Kirche erstmals in Kontakt mit dem germanischen Brauch des Osterfeuers. Es diente dazu, die Wintergeister auszutreiben und die Böden für die kommende Aussaat fruchtbarer zu machen. Aus dem heidnischen Feuer wurde das "Lumen Christi", das Licht Christi. Am gesegneten Osterfeuer wird die Osterkerze entzündet und in die dunkle Kirche getragen. Dabei steht die Kerze als Symbol für Christus als Licht der Welt. (sba)