Die Jugendvertretungen der Konstanzer Sportvereine erklären: Mehr Sport in der Kita ist wichtig. Das Schul- und Sportamt der Stadtverwaltung legt dar: Wenn wir in den Kitas mit einem Sport-Angebot helfen können, ist das auch ein Beitrag gegen den gravierenden Fachkräftemangel beim Kita-Personal.
Der Turnverein Konstanz führt aus: Das Programm Sportgarten an den Konstanzer Kitas fördert nicht nur Gesundheit, sondern auch soziales Verhalten. Und der Stadtsportverband schreibt: Wer früh Bewegung fördert, macht alles richtig und spart später Kosten. Und trotzdem steht ein Programm auf der Kippe, das die Stadt Konstanz mit ihrem Umsatz von bald 300 Millionen Euro im Jahr gerade mal 84.000 Euro kostet. Was ist da los?
Die Vereine stellen für das Programm Sportgarten Mitarbeiter an, die in den Kitas mithelfen – ein bisschen so, als würden Sportlehrer dazukommen. Das kostet Geld. Am Anfang zahlte die Krankenkasse AOK mit, inzwischen liegt die Finanzierung allein bei der Stadt.
Eltern an den Kosten zu beteiligen, ist laut Verwaltung nicht möglich. Also hängt das Projekt von 84.000 Euro aus dem städtischen Haushalt ab. Und die wackeln, weil der Stadt Konstanz künftig 15 Millionen Euro pro Jahr fehlen, denn in der Stadt sind die Wünsche größer als die Möglichkeiten, und Konstanz hat zuletzt über seine Verhältnisse gelebt.
Im Prinzip finden alle den Sportgarten gut, aber...
Den Sportgarten für die Kita-Kinder der Stadt wird es trotzdem auch in Zukunft geben. Otto Eblen, der Vorsitzende des HSG-Vereins als einem der Kooperationspartner, saß mit versteinerter Miene auf den Zuschauerplätzen im Ratssaal, als der Haupt- und Finanzausschuss um die 84.000 Euro zu befinden hatte. Dass man den Sportgarten grundsätzlich gut findet, das war schnell und einstimmig klar. Aber ob den warmen Worten auch Taten in Form von städtischem Geld folgen würden, schien kippelig.
So sprach der langjährige CDU-Stadtrat Wolfgang Müller-Fehrenbach lieber von „einer halben Million Euro in fünf Jahren“ statt von 84.000 Euro für ein Jahr. Jürgen Faden von den Freien Wählern beschied: „Wir können uns die Dinge nicht mehr leisten.“ Und er ließ durchblicken, wie schwierig das Prioritätensetzen offenbar ist: „Irgendwann wird immer einer kommen und sagen, das brauchen wir eben“, so Faden. Aus dem sogenannten bürgerlichen Lager war nur Armin Schächtle (FDP) anderer Meinung: In den Kitas werde durch den Sportgarten das Betreuungsangebot verbessert, und das sogar zu geringeren Kosten.
Jan Welsch (SPD) erkannte an, dass das Thema Finanzierung wichtig ist, wollte aber nicht gerade beim Sport-Angebot für Kita-Kinder mit dem Sparen anfangen. Dorothee Jacobs-Krahnen (Freie Grüne Liste) hob hervor, dass der Sportgarten ein so großartiges Programm sei, dass andere Städte es jetzt auch nachmachten. Und wenn es um die Gesundheit von Kindern gehe, seien die 84.000 Euro doch ein „geringer finanzieller Beitrag“.
CDU und Freie Wähler stimmen gegen den Zuschuss
Am Ende können die Kita-Eltern und ihre Kinder ebenso wie die Sportvereine mit ihren Haupt- und Ehrenamtlichen aufatmen. Der Haupt- und Finanzausschuss hat den Sportgarten gerettet und die 84.000 Euro für das neue Kita-Jahr freigegeben. „Den Nutzen haben die Kinder“, hatte HSG-Konstanz-Vereinsvorsitzender Otto Eblen noch gesagt. Für den Zuschuss stimmten sieben Stadträte, dagegen waren die vier Vertreter von CDU und Freien Wählern. Oberbürgermeister Uli Burchardt enthielt sich.