Als Joachim Filleböck vom Ergebnis der Kommunalwahl erfährt, weiß er, was auf ihn zukommt. Von 2017 bis 2019 war er schon einmal Mitglied in der Bürgervertretung. Nach einer Wahl, bei der er das Mandat verpasst, ist es dieses Mal klar: Joachim Filleböck, der als Ortsvorsitzender die CDU auf einen intern nicht unumstrittenen Reformkurs geschickt hatte, wird dem Gemeinderat die nächsten fünf Jahre angehören. Sein Gefühl schwankt zwischen „Freude und dem Bewusstsein, dass das viel Arbeit bedeutet“.
Als Erstes blockt er sich im elektronischen Kalender die Termine für all die anstehenden Sitzungen. Denn eigentlich hat der Mann, der gerade 58 Jahre alt geworden ist, genug zu tun. Als Steuerberater mit eigener Kanzlei ist er als Finanzprofi gefordert. Die katholische Altstadtpfarrei und die Gesamtkirchengemeinde haben sich seinen Sachverstand gesichert und ihn zu einer Art Finanzchef gemacht.
Auch ein Parteivorsitz ist ein knackiges Ehrenamt. Zumal, wenn vor der Gemeinderatswahl klar ist, dass viele zugkräftige Namen nicht mehr dabei sein werden, aber für eine – für CDU-Verhältnisse – jung und weiblich geprägte Liste nicht überall der Mut da ist. Am Ende gewinnt die CDU einen Sitz und ist mit acht Leuten im Rat vertreten.
Filleböck: „Sozial sein, muss man sich leisten können“
Jetzt hat er das Mandat, und Filleböck lässt keinen Zweifel daran, dass er es kraftvoll ausüben wird. Die CDU-Riege hat ihn der neuen Fraktionschefin Heike Rawitzer zur Seite gestellt. Als einer, der in jeder Bilanz auch die nicht so offensichtlichen Punkte findet, bringt er seinen beruflichen Hintergrund ein. Ein Selbstzweck ist die Arbeit mit dem Geld für ihn freilich nicht: „Wenn man sozial sein will als Stadt, muss man sich das auch leisten können“, fasst er eine seiner Grundüberzeugungen zusammen.
Er sagt, er kenne sich aus mit Fällen, in denen es in erster Linie ein Ausgabenproblem gibt. Das sieht er auch bei der Stadt, die ihre Verschuldung in die Höhe getrieben hat und von immer höheren Personalkosten erdrosselt zu werden droht. Den Aufbau von hunderten Stellen in den vergangenen zehn Jahren sieht er kritisch. Smart Green City oder mehr Planer für den Hafner sind Ideen, die er zwar versteht, aber nicht gutheißt. Und manches Streben nach mehr Gerechtigkeit – etwa bei Kita-Gebühren – sorge vor allem für mehr Bürokratie.
Erfolg ist für ihn, wenn eine Einigung mit großen Mehrheiten gelingt. Dafür will er seine in der Stadt bekannte Gabe zum Netzwerken nutzen. Partner dafür sieht er nicht nur bei FDP und Freien Wählern, sondern im ganzen Gemeinderat. Gleichzeitig will er pragmatisch arbeiten: „Die meisten Räder auf dieser Welt sind schon erfunden“, ist so ein Satz von ihm.
Seine Talente will er unter anderem dafür einsetzen, dass Konstanz eine gesunde Wirtschaft hat, kulturell und darüber hinaus Oberzentrum bleibt und dass – sein Lieblingsthema – keine Familie um einen Kindergartenplatz zittern muss.