Bei der Sparkasse Bodensee reifen die Pläne für einen teilweisen Rückzug von der Marktstätte. Wie das Unternehmen bestätigte, wird es sich an seiner Konstanzer Hauptstelle erheblich verkleinern. Bereits Mitte 2017 werden erste Mitarbeiter umziehen. Ein Kundenbereich soll bleiben. Das erklärte Ziel: Kosten senken.
Es nennt sich Fitnessprogramm. Dahinter verbirgt sich eine radikale Umstrukturierung bei der Sparkasse Bodensee. Seitdem Lothar Mayer im vergangenen Jahr den Vorstandsvorsitz von Werner Allgöwer übernommen hat, ist dieser Prozess ins Rollen gekommen. Die Niedrigzinspolitik zwingt auch die Sparkasse Bodensee zum Sparen, sie verdient in diesem Geschäftsfeld kein Geld mehr. Somit hat der Vorstand nach Einsparpotenzialen gesucht. Und diese ins euphimistisch klingende Fitnessprogramm gepackt.
Der teilweise Abschied aus Konstanz mit internen Abteilungen ist nach der Ankündigung, Stellen zu streichen, die zweite Stufe. Die Sparkasse hat sich ihre Zentralen in Friedrichshafen und Konstanz angesehen und befunden, dass sie hier die Kostenschraube zu- und die Einnahmenschraube aufdrehen kann. Seit der Fusion im Jahr 2002 hat sie doppelte Strukturen aufrecht erhalten. Interne Bereiche will sie nun an einem neuen Standort konzentrieren. Er soll zentral zwischen Konstanz, Überlingen und Friedrichshafen liegen. Die Suche laufe, erklärt das Geldinstitut, "wir nehmen uns die Zeit, die wir für eine gute Lösungen brauchen".
Für die Belegschaft in Konstanz bedeutet das: 66 Vollzeitarbeitsplätze für interne Tätigkeiten werden an den neuen, noch unbekannten Standort verlegt. Bereits Mitte dieses Jahres sollen sie vorübergehend an anderer Stelle eingesetzt werden. Das schafft Platz. In dem ehemaligen Postgebäude an der Marktstätte "sind schon jetzt größere Teile ungenutzt", erklärt die Pressestelle des Geldinstituts auf Anfrage. Weitere Teile wird es räumen, in Zahlen ausgedrückt: Das Ensemble in begehrter Lage hat eine Nutzfläche von 8000 Quadratmetern, mehr als 5000 Quadratmeter werden nach der Umorganisation frei stehen. Diese will die Sparkasse vermieten, um sich dadurch eine neue Einnahmequelle zu erschließen. In Friedrichshafen ist der Einschnitt größer. An der Charlottenstraße werden 15 000 Quadratmeter frei. 210 Arbeitsplätze werden umziehen, 62 bleiben am Standort für Kundengeschäfte.
An wen und für welchen Zweck die Flächen vermietet werden könnten, hierzu "haben wir uns mit verschiedenen Optionen beschäftigt", erklärt die Pressestelle nach Abstimmung mit Vorstandsvorsitzendem Lothar Mayer. Welche der Optionen realisiert werde, entscheide sich nach Fertigstellung eines Konzepts für die Kundenbereiche. Diese will die Sparkasse modernisieren. In Konstanz wird sie mit einer Filiale und 80 Mitarbeitern an der Marktstätte bleiben.
Bei der Nachnutzung will sich die Sparkasse Bodensee "in einem guten Miteinander mit der Stadt Konstanz dieser Frage annehmen", erklärt die Pressestelle. Informationen, wonach es unterschiedliche Ansichten bei der künftigen Vermietung geben soll, verneinen Sparkasse wie auch Stadtverwaltung. "Seitens der Stadt gibt es derzeit keine Präferenzen und das ist natürlich auch nicht Sache der Stadt. Unsere Kenntnisse zum Bedarf bringen wir aber auf jeden Fall gerne in den Entscheidungsprozess ein", erklärt die Pressestelle im Rathaus. Die Spitze der Verwaltung ist an den Prozessen nah dran. Sparkassen sind öffentlich-rechtliche Gebietskörperschafen, Städte, Gemeinden und Landkreise sind ihre Träger. Im Verwaltungsrat, dem Gremium mit Kontroll- und Lenkungsfunktion, sitzen Vertreter der Kommunen. Den Vorsitz bei der Sparkasse Bodensee hat der Konstanzer Oberbürgermeister Uli Burchardt inne. Es ist schwer vorstellbar, dass er nicht ein Veto einlegt, sollte ihm die Nachnutzung nicht passen.
Burchardt erklärt auf Anfrage, er sei froh über den Vorstoß des Sparkassenvorstands, die "Zwei-Hauptstellen-Problematik anzugehen" und in einer neuen Zentralverwaltung eine Lösung zu suchen; die Kunden "dürfen die maximale Leistungsfähigkeit der Sparkasse heute und in der Zukunft erwarten", so Burchardt weiter. Entscheidend für ihn als Verwaltungsratsvorsitzender und OB sei, dass das Unternehmen in allen vier Regionaldirektionen – Konstanz, Friedrichshafen, Tettnang und Überlingen – wettbewerbsfähig sei. Durch die "wild um sich greifende, teure Regulatorik und gleichzeitig die Negativ-Zinsphase stehen alle Banken in Deutschland, also auch die Sparkasse Bodensee, unter erheblichem Druck, sich für die Zukunft aufzustellen.
" Die Sparkasse arbeitet an weiteren Konzepten, wie sie ihre Einnahmenseite verbessern und sich attraktiver machen kann. Unter anderem will sie das mit einem neuen Kontenmodell erreichen.
Einsparprogramm und eine historische Stätte
- Sparkasse Bodensee: Sie ist im Jahr 2002 aus der Fusion der Sparkasse in Konstanz mit dem damals bereits vollzogenen Zusammenschluss der Sparkassen Überlingen und Friedrichshafen hervorgegangen. Fortan gab es zwei Zentralen mit Verwaltungsabteilungen, in Konstanz und Friedrichshafen. Bis zum Zusammenschluss war die Sparkasse in Konstanz an der Bodanstraße, dort, wo heute der Komplex mit Restaurant, Edeka, Textil- und Schuhgeschäft seinen Standort hat. Sie kaufte 1997 die imposante Marktstätte 1, die die Kaiserliche Oberpostdirektion 1891 errichtet hatte.
- Fitnessprogramm: So hat die Sparkasse Bodensee ihren internen Umstrukturierungsprozess getauft. Erste Stufe war die Ankündigung aus dem vergangenen Jahr, bis 2018 82 von 627 Stellen abzubauen. "Das Ganze läuft wohlgeordnet und liegt im Zeitplan", erklärt die Sparkasse auf Anfrage. Zweite Stufe ist, für die "Marktfolge- und Verwaltungstätigkeiten" einen neuen und zentralen Standort zwischen Konstanz und Friedrichshafen zu finden – mit möglichst guten Verkehrsanbindungen und vetretbaren Anfahrtszeiten für die Mitarbeiter.
- Filialnetz: Die Sparkasse Bodensee hat 24 mit Mitarbeiter besetzte Filialen sowie 31 mit Automaten bestückte SB-Filialen.