Der Postbote wollte es gar nicht glauben. "Als er erfuhr, dass wir zumachen werden, hat er immer wieder gefragt, ob ich das ernst meine", erzählt Eberhard Röger, Geschäftsführer des Blumenhauses Fehrenbach. Doch, ja, er meint das Ernst: Nach 52 Jahren schließt das Konstanzer Traditionshaus am Zähringerplatz zum 1. Februar. Monika Röger, Tochter der Firmengründer und zuletzt mit ihrem Mann 25 Jahre verantwortlich dafür, gibt unumwunden zu: "Das ist sehr emotional und beim Gedanken daran werde ich schon etwas melancholisch." Generationen von Konstanzern haben hier ihre Blumen individuell gestalten und sich persönlich kompetent beraten lassen von den Meistern der Floristik. "Für unsere Kunden, die sich jetzt ein neues Fachgeschäft suchen müssen, tut es mir am meisten leid", sagt Eberhard Röger. "Uns sind die vielen treuen Menschen sehr ans Herz gewachsen."

Immerhin wird der Name Fehrenbach auch in Zukunft nicht komplett aus der Floristenszene verschwinden: An voraussichtlich zwei oder drei halben Arbeitstagen wird in der Friedhofsgärtnerei in der Schillerstraße, die ebenfalls von der Familie betrieben wird, die Laufkundschaft bedient. "Wir können jedoch primär nur die Kunden aus dem Online-Geschäft versorgen", sagt Eberhard Röger. "Die kurzfristigen Wünsche können wir leider nicht mehr voll erfüllen." Sprich: Wer im Netz auf der eigenen Homepage seinen individuellen Strauß bestellt, erhält die gewohnte Qualität. Das Sortiment im Laden aber wird deutlich abgespeckt.

Entgegen anderer Gerüchte kündigte die Familie selbst den Vertrag mit den Hauseigentümern, einer Erbengemeinschaft. "Wir wollten langfristige Planungssicherheit, das konnten uns die Eigentümer nicht geben", so Monika Röger. "Wir hegen keinen Groll. Doch wir haben vielleicht noch rund zehn Jahre Berufsleben vor uns. Da möchten wir gerne in unser Geschäft investieren und wissen, woran wir sind."

Die langen Öffnungszeiten am Zähringerplatz und damit verbunden Probleme, geeignetes Personal zu finden, sind weitere Gründe für die Schließung. "Der Fachkräftemangel hat auch uns erwischt", erzählt Eberhard Röger. "Unser letzter Auszubildender zum Beispiel ist nach zwei Jahren einfach nicht mehr gekommen." Und so kommt es, dass die Arbeitswoche des Ehepaars am Montag in aller Frühe begann und am Samstag erst gegen Abend endete. "Unser Privat- und Familienleben hat sehr gelitten", berichtet Monika Röger. Ihr Mann fügt lachend hinzu: "Wir haben uns gefühlt wie Könige, wenn wir mal an einem Samstag bereits um 17 Uhr in der Stadt zum Einkaufen waren."

Gisela und Wolfgang Fehrenbach sehen das Ende des Blumenhauses pragmatisch, aber auch mit einem weinenden Auge.
Gisela und Wolfgang Fehrenbach sehen das Ende des Blumenhauses pragmatisch, aber auch mit einem weinenden Auge. | Bild: Oliver Hanser

Die Firmengründer, Gisela und Wolfgang Fehrenbach, sehen die Schließung einerseits pragmatisch, andererseits aber auch mit gemischten Gefühlen. "Unsere Verbindung zu dem Haus am Zähringerplatz war ja nicht mehr so groß, da wir 1992 an unsere Tochter und unseren Schwiegersohn übergeben haben", berichtet Wolfgang Fehrenbach (81). "Die Kinder entscheiden, wir haben da keinen Einfluss drauf." Gisela Fehrenbach (82) spricht offen von großer Traurigkeit, "denn wir haben das immer sehr gerne gemacht. Noch heute werde ich, wenn ich durch die Straßen der Stadt gehe, von ehemaligen Kunden angesprochen. Doch das ist nun mal der Lauf der Welt: Es kommen und gehen neue Generationen".

Göttin der Blumen

Floristik bezeichnet handwerkliche und künstlerische Gestaltung von Schnittblumen- und Pflanzenschmuck. Das Wort stammt vom lateinischen Flora ab, der römischen Göttin der Blumen und Jugend. Floristik oder Blumenbinderei hat eine jahrhundertealte Tradition. Florist ist ein anerkannter dreijähriger Ausbildungsberuf, der nach dem Dualen Ausbildungssystem in Blumenfachgeschäften bei gleichzeitigem Besuch der Berufsschule ausgebildet wird. An Meisterschulen kann sich der Florist zum Meister fortbilden. (aks)