Die Konstanzer Bäder hatten zu einer musikalischen Lesung in der Bodenseetherme eingeladen. Dass diese Vorstellung aufgrund eines Gewitters buchstäblich ins Wasser fiel, nahm dem Abend jedoch nichts von seinem Zauber.
Oliver Wnuk, 41 Jahre alt, bekannt für seine Rolle als Ulf Steinke in der Fernsehserie „Stromberg“, liest aus seinem zweiten Roman „Luftholen“. Dieser handelt von Josch, dessen Leben ziemlich eintönig ist. Er ist Schwimmeister in einer Therme direkt am See, und das wohl Aufregendste in seinem Berufsleben ist die jugendliche Praktikantin Leonie, die ihn durch ihre freche Art fasziniert. Während Josch im Selbstmitleid über seine trübsinnige Existenz versinkt, verbindet die beiden trotz des Altersunterschieds eine tiefe Zuneigung.
Während Wnuk erzählt, tropft der Regen gegen die Scheiben des Saunabistros. Hier findet die Lesung aufgrund des schlechten Wetters statt und bietet den Zuhörern dennoch einen melancholischen Panoramablick auf den grauen See. Passend zur Stimmung spielt Tobias Bücklein, Moderator der Porträtshow „Inseldenker“, eine traurige Melodie auf dem Klavier.
Wnuk hält inne, blickt ins Publikum: „. . . dann kam die Kriminalpolizei“. Nun hört auch die Melodie auf, und der Autor wird zum Schauspieler. Er zeigt aus dem Fenster auf den hauseigenen Badesteg, der die Bodenseetherme mit dem See verbindet. Spätestens jetzt wird klar: Die Gäste befinden sich inmitten des Schauplatzes, den Wnuk für seinen Roman ausgesucht hatte. Ein Blitz erleuchtet den Himmel, als er schildert, wie Josch die Nachricht vom Freitod seiner Leonie erhält. Die Zuhörer halten die Luft an und lauschen einem Lied, das Tobias Bücklein singt.
Der 41-jährige Wnuk ist gebürtiger Konstanzer und hatte seine Schauspielkarriere im Stadttheater begonnen. Der Bodensee sei immer wieder Inspiration für seine Geschichten gewesen, erzählt er im anschließenden Gespräch. Wie der Roman und das Leben des bestürzten Joschs weitergeht lässt er an diesem Abend offen.