Herr Lenk, wie haben Sie davon erfahren, dass die Imperia verhüllt wurde?
Meine Frau hat mir Bescheid gegeben, nachdem die Polizei angerufen hatte. Ich war zu diesem Zeitpunkt in Überlingen unterwegs und habe mich dann sofort mit der Feuerwehr in Verbindung gesetzt. Die Männer von der Höhenrettung haben ja dann das Ding wieder weggemacht.
Und was denken Sie über diese Aktion?
Das ist ärgerlich. Das sollte wahrscheinlich ein Protest gegen den Islam und gegen Burkas sein, aber die Imperia ist da eindeutig die falsche „Ansprechpartnerin“. Ich würde Nachahmungstäter davor warnen, da hinaufzuklettern und damit Kopf und Kragen zu riskieren.
Und wer eine Botschaft hat, sollte sie klarer rüberbringen und dafür gibt es auch andere Mittel und Wege. Also ausgerechnet die Imperia hierfür zu nehmen, das ist eigentlich der komplette Gegensatz. „Aus diesem Schoß entspringt…“ – das ist doch alles Quatsch.
Wie finden Sie es, wenn Kunst sozusagen zum „Werbeträger“ gemacht wird?
Ich ärgere mich natürlich darüber, wenn man Denkmäler für Propaganda missbraucht. Aber das ist ja nichts Neues. Auch andere Bauwerke und Statuen mussten schon dafür herhalten, um Gesinnungen in die Öffentlichkeit zu tragen.
Kürzlich gab es ja beispielsweise auch eine Debatte in den USA, weil die Statuen der alten Südstaaten-Generäle abgerissen werden sollten. Ich habe im Fernsehen gesehen, wie einer dieser Statuen eine Schlinge um den Hals gelegt wurde und da haben die Zuschauer unten schon gejubelt. Die sind genauso schlimm wie die anderen. Da mache keinen Unterschied. Das ist einfach nur Idiotie.
Kam es am Wochenende ihres Wissens nach zu Beschädigungen an der Imperia?
Ich glaube nicht. Vor einigen Jahren kam es zu kleineren Schäden als Narren auf die Imperia geklettert waren, um ihr ein rotes Gewand anzuziehen. Was die natürlich nicht wussten: Das Beklettern von der Figur tut der natürlich nicht gerade gut. Das war damals im Februar. Das Material arbeitet ja auch und ist - wenn es sehr kalt ist - auch noch empfindlicher.
Sind Sie besorgt, dass andere Werke von Ihnen ebenfalls für derartige Aktionen genutzt werden?
Es wäre natürlich nicht in meinem Sinn – ganz besonders, falls dabei einem Menschen etwas passieren würde. Außerdem bin ich froh, wenn nichts kaputt gemacht wird. Aber meine Sachen, die verteidigen sich ganz gut. In Überlingen hatte man auch gesagt: „Wenn du das rausstellst, dann wird das kaputt gemacht.“ Aber das ist nicht passiert.
Zur Person
Peter Lenk wurde am 6. Juni 1947 in Nürnberg geboren. Er studierte an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart und arbeitet zunächst als Kunstlehrer und Töpfer. Da er sich weigerte Noten zu geben, konnte er den Beruf nicht weiter ausüben. Er zog an den Bodensee, wo er seit Jahrzehnten in Bodman-Ludwigshafen lebt. Seine satirischen Plastiken, die häufig bekannte Politiker, aber auch historische Figuren oder lokale Größen zeigen, erregen überall in Deutschland Aufsehen.