In der ganzen Region machen die pinken Plakate auf die Ausstellung „Die Lehre der Toten“ aufmerksam. Echte menschliche Körper, plastiniert und konserviert in Glasvitrinen, sollten die Besucher zu sehen bekommen. Doch die Ausstellung, deren Konzept an die „Körperwelten“ von Gunther von Hagens erinnert und die der Veranstalter „als einzigartige Ausstellung“ ankündigte, eröffnete nie. In Konstanz bekam er keine Genehmigung von der Stadt – und zum ursprünglich geplanten Ausstellungsort in der Bodenseearena in Kreuzlingen kam er nie durch: Probleme bei der Einfuhr der Körper in die Schweiz, teilte der Veranstalter der Thurgauer Zeitung kurz vor Eröffnung mit.
Welche Probleme das genau waren, sagte er nicht. Auf Anfrage des SÜDKURIER erklärt die Schweizer Zollverwaltung, dass sie aufgrund des Amtsgeheimnisses keine Auskunft über ihre Kunden geben könne. Prinzipiell aber sind für die Einfuhr von Exponaten, auch von plastinierten oder konservierten Körpern, keine besonderen Bewilligungen nötig, so Pressesprecher Attila Lardori. „Unabhängig von allfälligen Bewilligungen gesundheits- oder seuchenpolizeilicher Art müssen aber Waren mit den entsprechenden Zollpapieren angemeldet werden.“ Auch mit der Anmeldung auf der anderen Seite der Grenze hatte der Veranstalter Probleme: Sein Plan, in ein Zelt auf Klein Venedig auszuweichen, wurde nicht genehmigt. Die Bewerbung kam zu kurzfristig, die Jahresplanung für Veranstaltungen auf Klein Venedig sei schon abgeschlossen, teilt die städtische Pressesprecherin Anja Fuchs mit. Der Veranstalter selbst reagierte auf die mehrmalige Anfrage des SÜDKURIER, sich zu den Organisations-Problemen zu äußern, nicht.
In anderen Städten musste er sich immer wieder mit dem Vorwurf auseinandersetzen, dass die Ausstellung eine billige Kopie sei, es sich bei den gezeigten Leichen um illegale Präparate aus China handle und die Verstorbenen ihre Einwilligung für die Plastination nie gegeben hätten. Der Veranstalter betont in der Ausstellungs-Ankündigung dagegen, dass die Exponate eine Leihgabe der amerikanischen Firma Corcoran seien und die Spender zu Lebzeiten darüber verfügt hätten, ihre Körper nach dem Ableben der „Ausbildung von Medizinern sowie der Aufklärung von Laien zur Verfügung zu stellen“. Auf der Webseite der angegebenen Firma kann man tatsächlich in einem Katalog Körperteile bestellen und sich liefern lassen: vom plastinierten Gehirn bis zum Fuß. Die Frage, ob die Ausstellung auch wissenschaftlich anspruchsvoll ist und dabei – wie in der Pressemitteilung angekündigt – die Würde der Toten wahrt, bleibt in Konstanz und Kreuzlingen unbeantwortet.