Der Nachlass der Brauereifamilie Graf weckte jüngst das Interesse der Gottmadinger. Hunderte waren bereits morgens in die Villa Graf zum Tag der offenen Tür gekommen, um sich das Anwesen anzuschauen. Der Andrang herrschte bis zum Schluss. Viele nahmen noch ein Schnäppchen mit. Sie kauften einige der Antiquitäten, die es sonst fast nirgends zu finden gibt.
Viele nutzten die Gelegenheit, sich in der Villa Graf umzuschauen. Einige waren schon mal drin, andere zum ersten Mal. Die Parkplätze rund um das Anwesen waren im Nu voll. Die Besucher drängelten sich durch die Tür. Sie konnten es kaum erwarten, einmal eine Villa von innen zu besichtigen. Oder war es doch das Interesse an den Schnäppchen? Das, was im Haus noch übrig geblieben war, verkaufte die Gemeinde Gottmadingen zu Gunsten der Vereinsförderung. Laut Auskunft der Verwaltung wurde daraus ein guter Umsatz erzielt. Die Besucher schleppten allerhand Sachen mit. Gottmadingens Kämmerer Andreas Ley war sichtlich überrascht: „Jetzt brauchen wir demnächst einen Türsteher. Es ist ja schlimmer als in einer Diskothek.“ Er beobachtete die Szenerie, lächelte, feilschte mit den Kunden.
Die einen wollten etwas kaufen, die anderen spazierten durch das Gebäude. Egal wie, die Besucher waren überwältigt: „Ich war noch nie hier drin“, hieß es da, oder: „Ich war schon lange nicht mehr hier.“ Sie stolzierten über die Baumatten, es machte ihnen nichts aus, dass der Wind durch die Mauern pfiff. Liebhaber von Antiquitäten wurden fündig. In den Stuben gab es allerhand zu sehen und kaufen. Die Besucher schleppten alte Koffer, Hirsch- und Rehgeweihe mit, alte Fotoapparate, ein altes Fernsehgerät, und vieles mehr. Es war einfach alles interessant. Gottmadingens Kämmerer nahm einiges für die Gemeinde, letztlich für die Vereine ein.
Die schmucke Villa im Jugendstil ist natürlich ein Hingucker in Gottmadingen. Das Haus hat Tradition. Die Gemeinde hatte im Sommer des vergangenen Jahres Millionen in den Nachlass von Eveline Graf, die letzte Nachfahrin der Brauereifamilie, investiert. Eveline Isolde Graf, Jahrgang 1939, war die letzte Nachfahrin der Brauereifamilie, die sich vor über 130 Jahren in Gottmadingen mit der Brauerei Sternen einen Namen gemacht hatte. Die Sternen-Brauerei war 1877 von Johann Graf gekauft worden. Nach dem Ersten Weltkrieg hatte sie die Bilger Brauerei übernommen. Zum von der Gemeinde Gottmadingen gekauften Erbe zählen 1,1 Hektar Bauland, 15 Hektar Wald, elf Hektar landwirtschaftliche Flächen und mehrere Immobilien. Auch die Jugendstilvilla an der Randegger Straße, Ecke Hauptstraße, wo die letzte Nachfahrin Eveline Graf gewohnt hatte, ist nun im Besitz der Gemeinde.
Das Jugendstil-Gebäude macht viele neugierig
xxDie Villa: Die Villa Graf in Gottmadingen wurde 1904 gebaut. Sie steht auf einem 3000 Quadratmeter großen Grundstück mit Nebengebäude. Die stark renovierungsbedürftige Villa ist im Besitz der Gemeinde Gottmadingen. Zum von der Gemeinde insgesamt gekauften Erbe gehören neben dem Jugendstil-Gebäude noch 1,1 Hektar Bauland, 15 Hektar Wald und elf landwirtschaftliche Flächen.Zweiter Termin: Aufgrund der zahlreichen Besucher und der großen Nachfrage öffnet die Gemeindeverwaltung für alle, die es beim Tag der offenen Tür nicht geschafft haben, die Villa Graf zu besichtigen, noch einmal die Pforten. Am Donnerstag, 31. März, gibt es von 16 bis 19 Uhr noch einmal die Möglichkeit, die Räume der ehemaligen Brauereivilla zu besichtigen und Flohmarktartikel aus dem Nachlass Graf zu erwerben. „Zeitweise war es im Gebäude so eng, dass sich Schlangen bildeten, und zahlreiche Gottmadinger haben nach einem zweiten Öffnungstag bei mir nachgefragt“, begründet Bürgermeister Michael Klinger den erneuten Termin.Die Pläne: Noch im Frühjahr 2016 wird der Gemeinderat über verschiedene Investorenkonzepte für die Sanierung der Villa und die Bebauung des Areals entscheiden. (neu/bie)